22. Oktober 2019, 20:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Drei Freunde und Firmengründer betreten „Die Höhle der Löwen“, um ihre Erfindungen vorzustellen: Besonders einfach zu nutzende Interdentalbürsten und Zahnseide mit Aktivkohle. FITBOOK hat in die Sendung reingeschaltet und auch beim Experten nachgefragt, ob die Produkte wirklich so innovativ sind wie behauptet.
Was Dr. med. dent. Louis Bahlmann den DHDL-Juroren zu Anfang seiner Präsentation erklären wird, ist ja eigentlich nicht so neu. Vermutlich wissen inzwischen die meisten, dass auch moderne Zahnbürsten nicht in die schmalen Zahnzwischenräume gelangen können. Und: Natürlich können sich auch dort Bakterien sammeln und Probleme wie Karies bereiten. Entsprechend wichtig ist es, diese Beläge mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen zu entfernen, die jedoch – zumindst laut Balhmann – gemeinhin als unangenehm und zeitaufwändig empfunden werden. Der Zahnarzt und seine ehemaligen Schulfreunden Burak Dönmezer und Marc Schmitz haben ein Start-up gegründet, das sich der Vereinfachung der Zahnpflege verschrien hat: „Wingbrush“.
Was ist das Besondere am Produkt?
Das „Wingbrush“-Vorzeigeprodukt sind Interdentalbürsten, die aus zwei unten miteinander verbundenen Plastikteilen bestehen. Am vorderen ist ein spezieller Fühler befestigt, der laut Aussage der Gründer den Zahnzwischenraum schnell finden und sich kinderleicht am Zahn anbringen lassen soll, ohne zu rutschen. Hat der Fühler seine stabile Position gefunden, lässt sich das am hinteren Plastikteil befestigte Bürstchen einfach durch das vordere in den ausgewählten Zahnzwischenraum schieben. Hinten leicht rütteln – fertig. Das Ganze funktioniere nicht nur schnell, sondern vor allem gründlich, und die Bürsten selbst seien besonders langlebig.
Schwarze Zahnseide gegen Verfärbungen
Noch neuer ist ihre Zahnseide mit Xylit und Aktivkohle. Xylit ist ein Zuckeraustauschstoff mit erwiesener antibakterieller (und dadurch antikariöser) Wirkung. Durch den Einsatz von Aktivkohle ist die Zahnseide schwarz und beugt, wie Schmitz erklärt, Verfärbungen der Zähne vor. Die Zahnseide, die es in den Geschmacksrichtungen Wassermelone- und Eukalyptus-Minze gibt, soll zwischen den Zähnen aufquillen und dadurch umso besser reinigen.
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Was sagt ein unabhängiger Zahnarzt?
FITBOOK hat beim Frankfurter Zahnarzt Dr. med. dent. Kurt F. Müller nachgefragt. Und dieser ist von den vermeintlichen Innovationen nicht so richtig begeistert. „Ich persönlich glaube nicht an solche Mineralisierungen. Letztendlich geht es darum, dass Plaque abgetragen wird“, sagt er uns.
Mit anderen Worten: Zahnbeläge müssen mechanisch beseitigt werden. Ob diese Maßnahme schneller oder leichter von der Hand geht (z.B. durch den speziellen Fühler der „Wingbrush“-Interdentalbürste), bringt laut Dr. Müller keinen zusätzlichen Vorteil. Entsprechend ist auch die antibakterielle Wirkung der Aktivkohle-Zahnseide strenggenommen nicht nötig, da der Karies verhindernde Effekt durch das Entfernen/Nichtvorhandensein von Plaque gewährleistet wird.
Allerdings: Auch wenn die Neuerung hier werbewirksam größer gemacht werde, als sie ist, kann Dr. Müller ihr etwas abgewinnen. Grundsätzlich sei es schließlich gut, dass durch derartige Vereinfachungen die Bereitschaft, zu Zahnreinigungsprodukte zu greifen, gesteigert wird.
Die Wingbrush-Interdentalbürsten im Praxistest
„Nach mehrfachem Anraten meines Zahnarztes versuche ich es seit Jahren sowohl mit Interdentalbürsten als auch mit Zahnseide. Beides – ehrlicherweise – bis dato leider nicht mit der Regelmäßigkeit, die sich mein Zahnarzt und meine Zähne wünschen. Was zum einem an purer Faulheit, zum anderen aber auch an der schwierigen Handhabung liegt. Mit den Bürsten von Wingbrush soll das jetzt angeblich besser werden – und ein erster Test ist vielversprechend. Speziell bei den Backzähnen habe ich mit herkömmlichen Interdentalbürsten immer Probleme. Wingbrush löst diese zwar nicht vollends, aber die Konstruktion erleichtert es auch an schwierigeren Stellen die Zahnzwischenräume zu reinigen. Mein Fazit: Ausprobieren kann sich hier lohnen! Wer Interdentalbürsten nutzt und bei den Backenzähnen auch so seine Probleme hat, kann von Wingbrush durchaus profitieren.“– Sebastian Kunze (FITBOOK-Redakteur)
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Deal or no Deal?
Vier von fünf Juroren vermissen den tatsächlichen Innovationscharakter des Produkts und finden die Selbsteinschätzung (gewünscht sind 400.000 Euro gegen 15 Prozent der Firmenanteile) zu hoch. Einzig Ralf Dümmel will „Wingbrush“ unterstützen und macht deshalb ein Gegenangebot. Am Ende einigen sich die Männer auf den geforderten Investitionsbetrag gegen 20 Prozent des Start-ups.