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„Wikinger-Krankheit“

Steife, krumme Finger – sind Neandertaler-Gene der Grund?

Hand mit Dupuytren-Symptomen
Tragen Menschen, die an der Dupuytren-Krankheit leiden, Neandertaler-Gene in sich? Forscher sind davon überzeugt. Foto: Getty Images
Laura Pomer

27. Juni 2023, 16:16 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Morbus Dupuytren (auch als „Wikinger-Krankheit“ bekannt) ist eine Erkrankung des Bindegewebes in den Handinnenflächen, die mit ihrem Fortschreiten zu einer Versteifung der Gliedmaßen führen kann. Die Betroffenen sind meist nordeuropäische Männer über 50 – und die Ursache von Neandertalern stammende DNA-Sequenzen. Das will ein Forscherteam aktuell herausgefunden haben.

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Neandertaler-Gene waren zuletzt im Zusammenhang mit dem Coronavirus ein Thema. So erklärten Forscher des Max-Planck-Instituts zur Hochzeit der Pandemie, dass von der ausgestorbenen Menschenform vererbte DNA-Sequenzen den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung beeinflussen können.1 Eine neuere Erkenntnis: Eben jene Gene können offenbar auch die Wahrscheinlichkeit der sogenannten „Wikinger-Krankheit“ Morbus Dupuytre erhöhen. Ein internationales Forscherteam will somit noch einen Beweis dafür gefunden haben, dass die Vermischung unserer Vorfahren mit Neandertalern für die Entstehung verschiedener Krankheiten maßgeblich war.

„Wikinger“-Krankheit vielmehr „Neandertaler“-Krankheit?

Der Beiname „Wikinger-Krankheit“ rührt daher, dass das Krankheitsbild vor allem Nordeuropäer trifft. Wikinger, die kriegerischen Seefahrer des Mittelalters, stammten bekanntlich vor allem aus dem Nord- und Ostseeraum.

Doch nun scheint es so, als spielte vor allem der Einfluss von Neandertalern bei der Krankheitsentstehung eine Rolle. Das erklärt Hugo Zeberg vom Stockholmer Karolinska-Institut in einer Presseveröffentlichung der Uni.2 Besonders auffällig selten käme Morbus Dupuytre in Afrika vor. Man geht davon aus, dass die Neandertaler von Afrika nach Europa gewandert sind, vor 40.000 Jahren haben die Frühmenschen vor allem in Europa und im westlichen Asien vorgeherrscht. Deshalb ist Neandertaler-Erbgut vor allem bei Nordeuropäern nachweisbar. In einer gemeinsam mit Forschern der University of Michigan und des Max-Planck-Instituts durchgeführten Studie soll sich nun gezeigt haben, wie wesentlich entsprechende Genvarianten für die Erkrankung an Morbus Dupuytren sind.

Ablauf der Untersuchung

Die Forscher griffen auf u. a. Daten der Langzeitstudie UK-Biobank und der Michigan Genomics Initiative zu, welche genetische Risikovarianten für die Krankheit identifiziert. Sie verglichen die Genome, also die Gesamtheit der Erbinformationen, von rund 7810 Morbus-Dupuytren-Patienten mit denen von rund 645.900 nicht-erkrankten Kontrollpersonen. Details dazu sind in der kürzlich veröffentlichten Studie nachzulesen.3

Ergebnis

Das Team konnte 61 genetische Risikofaktoren für die Dupuytren-Krankheit ausmachen. Drei davon – die demnach zweit- und drittstärksten Varianten – ließen sich eindeutig auf eine Vererbung durch Neandertaler zurückführen. Für die Forscher war der Fall somit klar: Dass vor allem Nordeuropäer an der sogenannten „Wikinger-Krankheit“ leiden, hänge definitiv mit ihrer Abstammung von Neandertalern zusammen.

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Dupuytren ist eine gutartige Erkrankung

Für Betroffene kann der Befund Morbus Dupuytren unangenehm sein. Er zeichnet sich zunächst durch das Auftreten von Strängen, oft auch von Knötchen, in den Innenflächen der Hände aus. Mit der Zeit kann es sein, dass Gliedmaßen versteifen. Jedoch bereitet die Erkrankung nicht immer Beschwerden oder Schmerzen. Es ist möglich, die Symptome abhängig von ihrer Schwere zu behandeln (z. B. per Strahlentherapie oder operativ), aber nicht unbedingt nötig.

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Quellen

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