17. April 2019, 7:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Menschen sind in Sachen Wiederbelebung verunsichert. Fragen wie ‚In welchem Verhältnis sollte die Mund-zu-Mund-Beatmung zur Herzdruckmassage stehen?‘ können Laien in Notfallsituationen lähmen und eine fatale Folge haben. Sie tun bis auf den Notruf gar nichts. Dabei ist es gar nicht so kompliziert: Beatmung sein lassen, alle Konzentration auf die Herzdruckmassage legen. Dass diese Richtlinie Menschenleben retten kann, hat eine Studie in Schweden jetzt bestätigt.
In Deutschland erleiden Jahr für Jahr rund 65.000 Menschen ein plötzliches Herzversagen, woran über 60.000 sterben. Die Deutsche Herzstiftung ist sich sicher: „Das müsste nicht sein“, wie sie in einer aktuellen Pressemitteilung verlauten lässt.
Denn: Viele Betroffene könnten überleben, wenn Zeugen (die in der Regel keine Ärzte sind) nicht nur den Notruf wählen, sondern auch sofort Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten würden. Das Problem: Aktuell tun das gerade einmal um die 40 Prozent. Notfallmediziner Prof. Dr. med. Dietrich Andresen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, erklärt das wie folgt: „Wir haben in Deutschland immer noch das Problem, dass Ersthelfer häufig nur die 112 wählen und bis zum Eintreffen des Rettungsteams gar nichts tun, weil sie meinen, sie müssten zur Herzdruckmassage auch die Atemspende durchführen.“
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Aus Angst, dabei einen Fehler zu machen, oder einfach nur aus Ekel würden viele dann gar nichts machen. „Dieses Nichtstun bedeutet für den Notfallpatienten nach wenigen Minuten den Tod oder schwerste bleibende Hirnschädigungen“, so Prof. Andresen weiter.
Nicht der Sauerstoff entscheidend, sondern der Blutfluss
Was dem Körper im Falle eines Herzstillstands fehlt, ist weniger der Sauerstoff als vielmehr der fehlende Blutfluss. Denn nur der garantiert, dass der Sauerstoff, der sich noch im Kreislauf befindet, auch zum Gehirn und den anderen überlebenswichtigen Organen transportiert wird.
Warum Herzdruckmassage wichtiger als Mund-zu-Mund-Beatmung ist
„ Wird dieser Blutkreislauf unterbrochen, beispielsweise durch eine Mund-zu-Mund-Beatmung, kommt es sofort zum Absterben tausender Gehirnzellen, bis hin zum Gehirntod.Deshalb gilt für die Wiederbelebung durch Laien: Kontinuierliche Herzdruckmassage ohne vorher die Kleidung des Patienten zu entfernen, bis das Rettungsteam da ist. Und keine Beatmung.
Quelle: Deutsche Herzstiftung“–
Was kann man also tun, um die Menschen zu animieren, häufiger zu reanimieren? „Wir wissen aus eigener Erfahrung, aber auch aus Studien, dass viel mehr Menschen den Mut haben, bei Herzstillstand zu reanimieren, wenn sie die alleinige Herzdruckmassage ohne Mund-zu-Mund-Beatmung anwenden können“, weiß Prof. Andresen. Je weniger komplex die Wiederbelebung, desto größer die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.
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Vereinfachte Wiederbelebung verbessert Ersthelferquote
Genau das hat nämlich eine Studie in Schweden mit über 30.000 Herzstillstand-Patienten herausgefunden. Dort wurden seit 2000 die Leitlinien zur Laienreanimation vereinfacht: Soll heißen, den Menschen wurde mitgeteilt, dass sie bei der Wiederbelebung einzig und allein eine Herzdruckmassage durchzuführen haben. Als Resultat dessen sank die Anzahl der Betroffenen, die nicht reanimiert wurden, von 59 % auf 32 %, während passenderweise die Reanimationen ohne Mund-zu-Mund-Beatmung von 5,4 % (2000) auf 30,1 % (2017) angestiegen sind. Nachzulesen ist das Ganze in der US-Fachpublikation „Circulation“ der amerikanischen Herzgesellschaft (AHA).
Die Ergebnisse aus Schweden bestätigen die Empfehlungen der Deutschen Herzstiftung, dass eine Mund-zu-Mund-Beatmung nur von solchen Personen angewendet werden sollte, „die auch nachhaltig gut ausgebildet sind und die einzelnen Schritte sicher beherrschen.“ Eine einmalige Schulung reiche dazu auch nicht aus.
Darum rät Prof. Andresen: „Da diese Voraussetzungen bei medizinischen Laien in aller Regel nicht vorliegen, sollten Laien bei Patienten mit beobachtetem Herzstillstand ausschließlich eine Herzdruckmassage ohne Beatmung durchführen.“
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