17. Juli 2024, 13:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Stuhlgang gehört zu den natürlichen Stoffwechsel-Prozessen unseres Körpers. Und damit spielt er auch eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit. Allerdings ist die Häufigkeit von Stuhlgängen von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Eine Studie hat nun untersucht, welche Anzahl von Stuhlgängen pro Tag ideal für die Gesundheit ist.
Das Darmmikrobiom (auch Darmflora genannt) spielt eine entscheidende Rolle bei der Gesundheit. Dabei handelt es sich um die Gesamtheit der Bakterien, die im Darm angesiedelt und an unserer Verdauung beteiligt sind. Allein im Dickdarm leben so rund 100 Billionen Bakterien verschiedener Arten und Stämme.1 Sie können ein Gewicht von rund zwei Kilogramm ausmachen. Etwa 300 Bakterienarten kommen bei allen Menschen vor, allerdings in unterschiedlicher Gewichtung. Deswegen hat jeder Mensch ein individuelles Mikrobiom, das sich je nach Ausprägung positiv oder negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Japanische Forscher haben beispielsweise ein spezielles Darmbakterium identifiziert, das insbesondere bei über 100-jährigen Frauen und Männern vorkommt und so womöglich vor zahlreichen altersbedingten Krankheiten schützen kann (FITBOOK berichtet). Und auch die Anzahl der Stuhlgänge pro Tag gilt als Indikator dafür, ob wir gesund oder eher ungesund sind, zeigen Forscher in einer aktuellen Studie.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Übersicht
Studie untersucht Blut- und Stuhlproben von 1.400 Probanden
Viele Menschen haben sich bestimmt schon mal gefragt: Ist es normal, dass ich so häufig (oder so selten) aufs Klo muss? Und wie viele Stuhlgänge pro Tag sind eigentlich gesund? Eine neue Studie aus den USA liefert dazu eine Antwort.2 Die Daten für die Studie stammen von einem mittlerweile aufgelösten Gesundheitsunternehmen namens Arivale. Es handelte sich um 1.400 gesunde Probanden, überwiegend weiße Erwachsene aus dem Nordwesten der USA. Wissenschaftler vom Institut für Systembiologie in Seattle werteten die erhobenen Daten aus. Sie nutzten folgende Informationen:
- Blutwerte
- Stuhlproben
- Body-Mass-Index
- Fragebögen zu Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten sowie zur psychischen Gesundheit der Teilnehmer
Anhand der Blutproben konnte das Team chemische Substanzen im Blut nachweisen, die auf eine eingeschränkte Funktion von Organen wie zum Beispiel der Nieren und der Leber hindeuten. Aus den Stuhlproben haben die Forscher die individuellen Mikrobiome der Teilnehmer genetisch entschlüsselt. Dadurch konnten sie die Zusammensetzung der dort lebenden nützlichen sowie der potenziell schädlichen Bakterien bestimmen.
Studienteilnehmer nach Gruppen aufgeteilt
Anschließend haben die Forscher die Studienteilnehmer in verschiedene Gruppen aufgeteilt, je nachdem, wie häufig sie Stuhlgang hatten.
- Gruppe 1: ein bis zwei Stuhlgänge pro Woche
- Gruppe 2: drei bis sechs Stuhlgänge pro Woche
- Gruppe 3: ein bis drei Stuhlgänge pro Tag
- Gruppe 4: Durchfälle bzw. mehr als vier Stuhlgängen pro Tag
So konnten die Wissenschaftler die Blut- und Stuhlprobenwerte mit der Häufigkeit der Stuhlgänge in Verbindung bringen.
Ein bis zwei Stuhlgänge pro Tag sind besonders gesund
Erste wichtige Erkenntnis: Die Auswertung der Daten ergab, dass Probanden der Gruppe 3 im Schnitt am gesündesten waren. Somit liegt die ideale Anzahl von Stuhlgängen für eine optimale Gesundheit bei ein bis zwei pro Tag.
Zweite Erkenntnis: Jüngere Erwachsene, Frauen und Personen mit einem niedrigeren BMI haben tendenziell seltener Stuhlgang.
Dritte Erkenntnis: Probanden, die unter einer chronischen Verstopfung litten (Gruppe 1) – also zwei oder weniger Stuhlgänge pro Woche – hatten ein erhöhtes Risiko für eine eingeschränkte Nierenfunktion.
Vierte Erkenntnis: Studienteilnehmer, die unter Durchfall litten (Gruppe 4) – also vier oder mehr Stuhlgänge pro Tag – hatten ein erhöhtes Risiko für eine Leberschädigung.
Kommt erst die Verstopfung oder die chronische Krankheit?
Die Fragen, die sich die Forscher nun stellen, ist, ob die Häufigkeit des Stuhlgangs als früher Indikator für Krankheiten dienen kann – oder ob es ein frühes Symptom von Krankheiten ist. „Es ist bekannt, dass Probleme wie Verstopfung mit chronischen Krankheiten zusammenhängen“, zitiert „NBC News“ Studien-Co-Autor Sean Gibbons. Allerdings ist bislang nicht geklärt, ob zuerst die Verstopfung oder die chronische Krankheit eintritt.
Die Studie zeigte jedoch, dass Probanden, die entweder regelmäßig unter Verstopfung oder Durchfall litten, mehr eiweißfressende Darmbakterien hatten. Im Gegensatz dazu hatten Studienteilnehmer, die ein- oder zweimal täglich aufs Klo mussten, mehr ballaststofffermentierende Bakterien. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass ballaststoffreiche Ernährung zu mehr gesundheitsfördernden Bakterien im Darm führen kann. Das wiederum könnten zu einem regelmäßigen täglichen Stuhlgang führen, der sich als als optimal für die Gesundheit herausstellte.
„In erster Linie ist es wichtig, sich gesund zu ernähren und Lebensmittel zu essen, die das Wachstum der guten Bakterien fördern“, sagt Co-Autor Sean Gibbons. Dazu gehört ballaststoffreiches Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte. Laut der Studie hatten Personen, die sich ballaststoffreich ernährten, viel tranken und regelmäßig Sport trieben, täglichen Stuhlgang.
Laut Studie Was die Häufigkeit des Stuhlgangs mit der Gehirngesundheit zu tun hat
Studien liefern Hinweise Bringt es was, wenn man versäumten Sport am Wochenende „nachholt“?
Studien zeigen Schlecht oder gut? Die Wirkung von Kaffee auf das Herz
Häufigkeit des Stuhlgangs hängt auch mit Gehirngesundheit zusammen
Eine frühere Studie hat bereits gezeigt, dass die Häufigkeit des Stuhlgangs offenbar auch mit Gehirngesundheit zusammenhängt.3 Dabei fanden niederländische Forscher heraus, dass seltenerer Stuhlgang (also auch Verstopfung) mit schlechterer kognitiver Funktion in Verbindung steht. „Im Vergleich zu den Teilnehmern, die einmal täglich Stuhlgang hatten, hatten die Teilnehmer mit Verstopfung (Stuhlgang alle drei Tage oder seltener) eine signifikant schlechtere kognitive Leistungsfähigkeit, was einer um drei Jahre längeren kognitiven Alterung entspricht“, berichtete die an der Studie beteiligte Professorin Chaoran Ma. Mehr dazu lesen Sie in diesem FITBOOK-Beitrag.