29. November 2019, 16:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Forscher haben untersucht, wie sich gefährliche Krankenhauskeime auch zu Hause verbreiten können. Und was Sie raten, um sich davor zu schützen.
Forscher der Washington University School of Medicine haben ein Bakterium untersucht, das allein in den USA jedes Jahr 20.000 Todesopfer fordert. Die Rede ist vom MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). Gleichzeitig handelt es sich um einweit verbreitetes Bakterium (lebt bei rund einem Drittel der Menschen auf der Haut), das in den meisten Fällen keine Komplikationen auslöst. Jetzt wollten die Forscher herausfinden, WIE sich Menschen zu Hause mit dem Bakterium anstecken. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden in der Fachpublikation The Lancet Infectious Diseases veröffentlicht.
Das haben die Forscher untersucht
Das Staphylococcus aureus ist in der Regel ein genauso verbreitetes wie harmloses Bakterium, das bei einem Drittel der Menschen auf der Hautoberfläche angesiedelt ist. Doch gelangt das Bakterium in den Blutkreislauf, können Lungenentzündung, schwere Organschäden bis hin zum Tod die Folge sein.
Die Wissenschaftler konzentrierten sich für ihre Studie auf den Haushalt von 150 gesunden Kindern (Durchschnittsalter: 3 Jahre), die zwischen 2012 und 2015 wegen MRSA-Infektionen stationär behandelt worden waren. Ebenfalls Teil der Untersuchung waren fast alle Familienmitglieder (inklusive ihrer Haustiere) der Betroffenen. Insgesamt kam man so auf 692 Probanden – sowie 154 Katzen und Hunde.
Die Forscher statteten jedem Haushalt fünf Mal in dem einjährigen Untersuchungszeitraum einen Besuch ab. Dabei nahmen sie Abstriche aus der Nase, der Achselhöhle und der Leistengegend der (menschlichen) Teilnehmer. Bei den Tieren nahmen die Forscher Proben aus der Nase und vom Rücken, ihrer „Hauptstreichelstelle“. Bei rund der Hälfte der Menschen fand man im Laufe des Jahres MRSA-Bakterien, bei den Tieren war immerhin ein Drittel betroffen.
Was ist MRSA?
„Im klinischen Sprachgebrauch wird „Methicillin-resistent“ oft mit multiresistent übersetzt. Und das aus guten Gründen, ist das Bakterium doch gleich gegen mehrere Antibiotika-Gruppen resistent. Beim Krankenhauskeim MRSA handelt es sich um eine seit den 60er-Jahren zunehmend auftretende resistente Staphylokokkenart, einem weit verbreiteten Einsatz von Antibiotika sei „Dank“.Auch außerhalb von Krankenhäusern kommt es zu MRSA-Infektionen, die dann auch bei Nicht-Abwehrgeschwächten auftreten und dort oft zu eiternden Furunkeln führen.“–
Die Forscher untersuchten zudem 21 verschiedene Oberflächen im Haushalt (z.B. Kühlschranktür, Bettlaken, Lichtschalter) nach den Erregern.
Von jeder einzelnen MRSA-Probe – insgesamt 3819 – wurde eine Molekular-Analyse angefertigt, die als „bakterieller Fingerabdruck“ diente. Die ermöglichte es den Wissenschaftlern, die genauen Übertragungsdynamiken von spezifischen Bakterienstämmen genau zu bestimmen.
Was die Forscher herausgefunden haben – und was sie raten
Das Novum dieser Studie bestand laut Hauptautorin Dr. Stephanie A. Fritz darin, dass sich vorherige Untersuchungen nicht die Mühe gemacht hätten, zwischen verschiedenen Bakterienstämmen zu unterscheiden. „Indem wir das getrennt analysierten, konnten wir unterschiedliche Risikofaktoren dafür, wie ein Keim in den Haushalt kommt und sich dort dann verbreitet, feststellen.“ Die Studie habe gezeigt, dass – neben der Mensch-zu-Mensch-Übertragung – auch der Haushalt als wichtiger Grund für eine MRSA-Ansteckung dazuzuzählen sei. Dr. Fritz: „In der Tat gab es mehrere Fälle, wo die Haushaltsumgebung als einzige mögliche Ansteckungsquelle in Frage kam.“
Tiere sind mehr Opfer als Täter
Die vielleicht interessanteste Erkenntnisse: „Oft geht man ja davon aus, dass Katzen und Hunde gefährliche Keime verbreiten. Aber unsere Studie hat gezeigt: Katzen und Hunde kriegen eher Staphylokokken vom Menschen, als dass sie ihn damit anstecken.“
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Das empfehlen die Forscher
Was die Empfehlungen der Forscher betrifft, ist hingegen nichts Neues zutage getreten: Neben dem Tipp, sich keine persönliche Hygieneartikel wie Rasierer oder Zahnbürsten zu teilen, lautet der wichtigste Ratschlag, um sich vom Staphylokokken Hals zu halten: regelmäßig und viel Hände waschen (aber natürlich mindestens vor dem Kochen und Essen, nach dem Windelwechseln und nach dem Toilettengang).