21. März 2023, 13:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sag mir, wie die Nächte um den Piks herum waren, und ich sage, dir, wie die Impfung anschlägt: Französische und US-amerikanische Forscher haben den Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und der Reaktion auf antivirale Impfungen untersucht. Die Ergebnisse sind eindeutig.
In einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift, die insbesondere Artikel aus dem Bereich der Zellbiologie veröffentlicht, sind vor wenigen Tagen Forschungsergebnisse zur Reaktion auf Impfstoffe veröffentlicht worden. Untersucht wurde die Wirkung von Impfungen bei unterschiedlicher Schlafdauer bzw. wie Personen bei unterschiedlich viel Nachtschlaf auf eine Impfung ansprechen.
Übersicht
Ergebnisse der Meta-Analyse
Weniger als sechs Stunden Schlaf in den Tagen um eine Impfung sind mit einer Abnahme der Antikörperantwort verbunden. So das Ergebnis einer Meta-Analyse, die in der Zeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht wurde. Bei Männern soll der Effekt besonders deutlich sein. Laut Studienbericht belegen die Ergebnisse, dass eine unzureichende Schlafdauer die Reaktion auf eine antivirale Impfung erheblich verringert. Im Gegenzug verstärke und verlängere sich die Immunantwort bei ausreichend Schlaf.
Antikörperreaktion ist Indikator für Immunität nach Impfung
Überprüft wurden Studien mit insgesamt 504 Personen zwischen 18 und 85 Jahren, die eine Grippeschutz- oder Hepatitis-Impfung erhalten und ihre Schlafdauer um den Tag der Impfung herum per Selbstauskunft dokumentiert hatten. Diejenigen, die angaben, sechs und weniger Stunden Nachtschlaf abbekommen zu haben (wird als Kurzschlaf bezeichnet), wiesen offenbar eine geringere Antikörperreaktion als jene, die sieben Stunden oder mehr geschlafen hatten. Die Antikörperreaktion ist ein signifikanter und früher Indikator für die Immunität nach einer Impfung.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
„Guter Schlaf verstärkt nicht nur den Schutz des Impfstoffs, er kann ihn auch verlängern“, erklärte Eve Van Cauter,, Professorin im Ruhestand an der University of Chicago und eine der Autorinnen der Studie, in einem Beitrag des Wissenschaftsportals „Eurekalert!“. Dieser Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Antikörpern sei bei Männern besonders deutlich. Die Autoren führen den Geschlechtsunterschied auf den schwankenden Sexualhormonspiegel bei Frauen zurück.
Auch Männer haben Schwankungen im Hormonhaushalt, jedoch viel sanfter als Frauen. „Wir wissen aus immunologischen Studien, dass Sexualhormone das Immunsystem beeinflussen“, sagt Karine Spiegel, Hauptautorin der Studie. „Bei Frauen wird die Immunität durch den Zustand des Menstruationszyklus, die Anwendung von Verhütungsmitteln sowie durch die Menopause bzw. Postmenopause beeinflusst“, so Spiegel. Leider hätten die überprüften Studien zu Schlafdauer und Impfung keine Daten über den Sexualhormonspiegel enthalten. Ein Manko der Studie, wie Spiegel einräumt. Sie forscht am französischen Institut national de la santé et de la recherche médicale (Inserm). Die staatliche Forschungseinrichtung widmet sich der Grundlagenforschung und Volksgesundheit.
Forscher wollen nun Zeitfenster definieren
Neben mehr Daten zur Immunantwort bei Frauen seien als Nächstes groß angelegte Studien erforderlich, um das Zeitfenster um die Impfung herum genau zu definieren, in dem es sinnvoll ist, den Schlaf bzw. die Schlafdauer für eine optimale Antikörperantwort zu optimieren.
Dass zu wenig Schlaf die Wirkung einer Corona-Impfung mindern kann, ist bereits bekannt. FITBOOK berichtete im Dezember 2021 über eine große Meta-Studie aus den USA. Als weitere negative Einflussfaktoren gelten eine schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, ein hoher Alkoholkonsum sowie Rauchen.
Studienlage Faktoren, die die Wirksamkeit der Corona-Impfung beeinträchtigen können
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Quelle
- 1. Spiegel, K., Rey, A.I., Cheylus, A. et al. (2023). A meta-analysis of the associations between insufficient sleep duration and antibody response to vaccination. Current Biology.