6. Juli 2023, 14:08 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Sommer ist da, die Freibäder sind eröffnet. Allerdings verlassen viele Badegäste das Schwimmbad mit roten Augen – daran hat nicht (nur) das Chlorwasser Schuld!
Sind Sie schon mal mit roten Augen aus einem Pool mit Chlorwasser gestiegen? Viele Badegäste kennen dieses Phänomen, welches schnell den Badespaß mindern kann. Meist wird das gechlorte Wasser als Übeltäter benannt, die Wahrheit ist allerdings noch etwas unappetitlicher. FITBOOK hat mit Professor Geerling von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) gesprochen und Interessantes erfahren.
Übersicht
Das passiert im Schwimmbecken
Damit das Wasser im Schwimmbad klar und für alle Badegäste hygienisch bleibt, wird dem Wasser Chlor hinzugefügt. Denn jeder, der ins kühle Nass steigt, trägt Keime und Bakterien mit hinein. Neben der gewünschten Funktion des Chlors haben seine bleichenden und desinfizierenden Wirkungen leider auch Nebenerscheinungen.
„Gechlortes, sauberes Wasser ist relativ geruchlos“, erkärt Professor Geerling. „Durch die Reaktion von Chlor mit organischen Verbindungen, wie z. B. Harnstoff, der in Urin und Schweiß enthalten ist, entstehen neue Substanzen wie z. B. Trichloramin (Stickstofftrichlorid), das als der typische Chlorgeruch wahrgenommen wird und in den Augen brennt.“ Wenn man mit roten Augen aus dem Becken steigt, ist also der Urin anderer Badegäste verantwortlich.
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So schädlich ist Chlorwasser für die Augen
„Trichloramin reizt alle Schleimhäute, wie z. B. die Bindehaut des Auges. Es macht Zellschichten vorübergehend durchlässiger, irritiert besonders die empfindsamen Nervenenden der Hornhaut und verändert Eiweißstoffe des Tränenfilms“, schildert Professor Geerling. „Das Ausmaß der Irritation ist von der Konzentration des Trichloramins aber auch von der Empfindsamkeit der exponierten Person abhängig.“ Glücklicherweise klingen die Symptome einer Bindehautrötung nach einem Freibadbesuch meist über Nacht wieder ab. Allerdings können Keime bzw. Krankheitserreger über die angegriffene Hornhaut leichter eindringen, insbesondere bei Kontaktlinsenträgern.
Laut DOG ist bei jeder Irritation der Augen, die länger als einen Tag anhält, der Besuch eines Augenarztes sinnvoll. Denn die geröteten Augen können auch ein Anzeichen für eine Bindehautentzündung im Anfangsstadium sein. In einer Augenarztpraxis kann untersucht werden, ob es sich um eine bakterielle Infektion, einem Paratrachom, handelt. Man spricht auch von einer „Schwimmbad-Konjunktivitis“. In diesem Fall wird Ihr Arzt medizinische Maßnahmen ergreifen. Die Beschwerden können allerdings über mehrere Wochen anhalten.
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Tipps und Tricks um das Auge zu schützen
Mit folgenden Tipps der DOG schützen Sie Ihre Augen – so steht dem Badespaß nichts mehr im Wege.
- Tragen Sie eine Schwimm- oder Taucherbrille, insbesondere wenn Sie Allergiker mit Augenbeteiligung sind
- Tragen Sie keine Kontaktlinsen – Bei hoher Fehlsichtigkeit ist eine spezielle Schwimmbrille mit Fehlsichtigkeitskorrektur empfehlenswert
- Nach dem Schwimmen können Sie die Augen mit Leitungswasser auswaschen
- Frei verkäufliche Augentropfen lindern Beschwerden
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Quellen
- Veni Vidi – Ärzte für Augenheilkunde. Augenreizungen durch Chlorwasser – Schutz und Abhilfe. (aufgerufen am 06.07.2023)
- Antwerpes, F., Ganz, M. (2018). Paratrachom. DocCheck Flexikon. (aufgerufen am 06.07.2023)