8. November 2019, 7:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wenn Menschen eine Erkältung (fast) überwunden haben, glauben sie oft, sie seien „nicht mehr ansteckend“. Aber sagt das persönliche Befinden wirklich so viel aus, bzw.: Wie lange ist ein Infekt in der Regel infektiös? Darüber hat FITBOOK mit einem Allgemeinmediziner gesprochen.
Kennt man doch: Der Kollege kommt mit roter, laufender Nase ins Büro und behauptet steif und fest, er sei nicht mehr ansteckend. Tatsächlich könnte er recht haben, muss er aber nicht. Das sagt Allgemeinmediziner Dr. med. Michael Feld im Gespräch mit FITBOOK, und hat es uns noch etwas genauer erklärt.
Oft ist man schon vor Krankheitsausbruch ansteckend
Wenn die Viren es geschafft haben, sich durch eine lokale Abwehrschwäche in den Schleimhäuten (beispielsweise in den Nasennebenhöhlen) einzunisten, fangen sie an, sich zu vermehren. Es bildet sich Schleim, der ganze Körper stößt Entzündungsstoffe aus – und das in der Regel bereits ein, zwei Tage vor dem Auftreten erster Symptome. Deshalb ist der Betroffene an den ersten Tagen vor und nach Ausbruch des Infekts besonders ansteckend. Aber wie lange?
Mischinfektionen sind besonders (lang) ansteckend
Natürlich kommt es in erster Linie auf die Art des Infekts an. Ein leichter Schnupfen ist schneller vergessen als eine schwere, virale Bronchitis. Und diese steht nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Abwehrkraft des potentiellen Ansteckers. Die ausgeprägtesten Infekte sind laut Dr. Feld solche, die mit einem viralen Erreger begonnen haben und auf die sich noch eine „bakterielle Überwucherung“ gesetzt hat. Wenn das Immunsystem erst einmal angegriffen ist, kann das relativ schnell passieren.
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Ob man sich nun wirklich bei Ihnen ansteckt, hängt nicht nur davon ab, wie viele Erreger Sie akut in sich tragen und verströmen. Ein weiterer Faktor ist, wie Ihr Gegenüber aufgestellt ist – also ob er in puncto Immunabwehr eher stabil oder labil ist (z.B. durch akuten körperlichen/seelischen Stress, gesundheitliche Vorbelastungen, *Immunsuppression). Und natürlich ist auch entscheidend, wie nah Sie sich kommen.
Herbst ist ideale Ansteckungszeit
Laut dem Allgemeinmediziner kommen gerade jetzt, da die Umwelt im Umbruch zwischen Sommer und Winter ist, auch beim Menschen die Systeme etwas durcheinander. Das Immunsystem ist tendenziell eher geschwächt, nicht zuletzt, da trockene Heizungsluft unsere Schleimhäute angreift und dadurch weniger widerstandsfähig gegenüber Erregern macht. In öffentlichen Verkehrsmitteln, wo man wenig frische Luft, aber dafür „die volle Ladung Viren und Bakterien“ aus dem Atem von Passanten abbekomme, sei eine Ansteckung entsprechend wahrscheinlich.
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Fazit
Wie lange eine Erkältung oder ein schwerer Effekt dauert, kann entsprechend auch ein Experte nicht voraussagen. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie auch eine Woche nach dem Ausbruch vorsichtig sind, nach dem Schnäuzen Ihre Hände waschen und Ihre Mitmenschen nicht anhauchen (geschweige denn anhusten). So lange Sie sich schlecht fühlen – bitte keinesfalls zur Arbeit gehen! Damit täten Sie wirklich niemandem einen Gefallen.
* Immunsuppression bedeutet, dass das körpereigene Abwehrsystem mithilfe von Medikamenten unterdrückt wird – etwa nach bestimmten Erkrankungen oder komplizierten Operationen. Sie betrifft auch HIV- oder Krebserkrankte, um bei ihnen eine Vermehrung bösartiger Zellen zu hindern.