22. April 2020, 11:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auf Geldmünzen haften Viren nicht so lange wie auf Geldscheinen. Dasselbe hat man auch für Bakterien feststellen können. Woran das liegen könnte, haben Forscher jetzt untersucht. FITBOOK erklärt, was die Wissenschaftler herausgefunden haben.
Wie viele Viren und Bakterien haften eigentlich auf Geld – auf Geldmünzen wie auf Scheinen? Das fragen sich derzeit viele Menschen. Zwei Studien geben Aufschluss.
Auf Kupfer-Oberflächen halten sich Coronaviren nicht lang
Vor kurzer Zeit hat ein Forscher-Team aus den USA eine Studie im Fachjournal „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht, in der die Wissenschaftler darauf hinweisen, dass Oberflächen mit Kupfer auch antiviral wirken können – auch gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Auf den untersuchten Kupfer-Oberflächen wurden nur vier Stunden lang lebensfähige Coronaviren nachgewiesen.
Zum Vergleich: Auf Pappe (das aus den gleichen Grundstoffen wie Papier besteht, Stichwort: Geldscheine) wurden noch nach 24 Stunden lebensfähige SARS-CoV-2-Erreger gefunden.
Auch bei Bakterien zeigt sich, dass Münzen der weitaus schlechtere Nährboden für Erreger sind.
Papier- oder Münzgeld – woran finden sich mehr Bakterien?
Ein Team an Medizinern um Johannes Knobloch vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat sich mit der Frage beschäftigt, ob mehr Bakterien an Banknoten oder Geldmünzen haften bleiben. Das erstaunliche Ergebnis: Münzen sind durch Bakterien deutlich weniger verunreinigt als Geldscheine.
Wie verlief die Testreihe?
Die Forscher aus Hamburg haben Münzen und Fünf-Euro-Scheine genauer unter die Lupe genommen. Dabei stellten sie eine Situation wie im Alltag nach, bei der das Geld über Hände mit Bakterien in Berührung gekommen ist. Gleich danach und nochmal 24 Stunden später haben die Wissenschaftler das Geld untersucht und festgestellt, dass alle Münzen antimikrobiell wirkten. Die Untersuchung wurde in keinem medizinischen Fachmagazin publiziert, ist jedoch online veröffentlicht.
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Bei Geldmünzen macht die Größe den Unterschied
Knobloch und sein Team fanden heraus, dass 5-Cent-Münzen weniger mit Bakterien belastet waren als 50-Cent- oder 1-Euro-Münzen. Der Grund liegt auf der Hand: 5-Cent-Münzen sind kleiner, bieten deshalb weniger Oberfläche für Bakterien. Dennoch wiesen alle Münzen zum Ende hin signifikant weniger Bakterien auf.
So reduzierte sich die Anzahl des weit verbreiteten Bakteriums „Staphylococcus aureus“ laut der Forscher nach 24 Stunden um 98,7 bis 99 Prozent. Das Darmbakterium „Enterococcus faecium“ um 96,8 bis 99 Prozent. Im Vergleich zu den untersuchten Münzen hatte sich die Anzahl der Bakterien auf den Banknoten hingegen kaum verringert.
Dennoch: Zwar sank der Wert der Bakterien auf den Münzen fast um 100 Prozent – jedoch nur fast. Die Forscher schließen daher nicht ganz aus, dass Bakterien auch nach einem Tag über Münzgeld übertragen werden können.
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Warum siedeln weniger Bakterien auf Geldmünzen als auf Geldscheinen?
Nach Ansicht der Wissenschaftler ist für die antimikrobielle Wirkung der Kupfergehalt in den Münzen verantwortlich. Dieser macht bei Euro-Münzen generell einen Anteil zwischen 75 und 89 Prozent aus. Und Kupfer hat eine antibakterielle Wirkung – das ist schon lange bekannt. Geldscheine hingegen bestehen aus Baumwollfasern, die diese Wirkung nicht zeigen. Knobloch sagt jedoch, dass das Risiko einer Virusinfektion durch erkrankte Menschen höher ist als über den Kontakt mit Geld, auch mit Banknoten.