14. April 2025, 21:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Cannabidiol – kurz CBD – ist den meisten Menschen längst bekannt. Der Wirkstoff aus der Hanfpflanze steckt inzwischen in Getränken, Snacks und Nahrungsergänzungsmitteln. Im Gegensatz zu seinem bekannteren Verwandten THC löst CBD keinen Rausch aus, sondern soll vor allem beruhigend und angstlösend sein. Doch wie sicher ist CBD wirklich, wenn es in Lebensmitteln steckt?
Ob Erfrischungsgetränke oder Bonbons – Produkte mit CBD sind längst keine Neuheit mehr. Trotz ihrer wachsenden Beliebtheit fehlt in Deutschland bislang eine offizielle Zulassung als neuartiges Lebensmittel. Während Hersteller der diversen Produkte die positiven Effekte betonen, warnen deutsche Forschungseinrichtungen vor möglichen Risiken. FITBOOK gibt den Überblick.
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Übersicht
Was ist CBD?
Cannabidiol (CBD) zählt zu den Hauptwirkstoffen der Hanfpflanze Cannabis sativa und gehört zur Gruppe der Cannabinoide. Ihre Ursprünge hat die Pflanze in Zentralasien. Dort wird sie bereits seit Jahrtausenden als Nutzpflanze angebaut. Heute ist das Gewächs weltweit verbreitet.
Anders als das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC) entfaltet CBD keine berauschende Wirkung. Dabei findet der Stoff vor allem in der Medizin Anwendung und wird unter anderem zur Schmerzbehandlung oder als begleitende Medikation bei Chemotherapien eingesetzt.1
CBD-Lebensmittel trotz fehlender EU-Zulassung im Handel
In Deutschland ist Cannabis seit dem 1. April 2024 legal. Produkte mit dem Wirkstoff CBD – etwa Aromaöle oder Kosmetika – sind allerdings schon seit 2017 erhältlich und fallen aufgrund des fehlenden THCs nicht unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG).
Geht es jedoch um CBD in Lebensmitteln, gelten andere Regeln: Seit 2019 stuft die EU solche Produkte als „neuartige Lebensmittel“ ein. Das bedeutet, dass sie nur mit einer offiziellen „Novel-Food“-Zulassung verkauft werden dürfen. Bislang wurde keine dieser Zulassungen erteilt – dennoch sind CBD-haltige Lebensmittel weiterhin im Handel zu finden.2

Lebensmittel mit CBD – mit welcher Wirkung Hersteller werben
Über die Wirkung von Cannabinoiden im Körper hat FITBOOK ausführlich berichtet. Sie wirken über das sogenannte Endocannabinoid-System – ein weit verzweigtes Netzwerk von Rezeptoren, das in nahezu allen Geweben des Körpers vorkommt. Dieses System ist dabei vor allem an der Regulation von Schmerzempfinden, Wahrnehmung, Stimmung und Entzündungsprozessen beteiligt.
CBD-Produkten werden von ihren Herstellern gerne positive Effekte wie Stressabbau, besserer Schlaf, gesteigerte Konzentration und Stimmungsaufhellung zugeschrieben. Wissenschaftlich belegt sind diese gesundheitsfördernden Effekte bislang jedoch nur unzureichend.3 Denn die Studienlage zu Cannabidiol in Lebensmitteln ist noch dünn und teils widersprüchlich. Entsprechend hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Bewertung von CBD als neuartiges Lebensmittel vorläufig ausgesetzt.4
Wichtig ist dabei die Unterscheidung: Während in Lebensmitteln meist nur sehr geringe Mengen CBD enthalten sind und die wissenschaftliche Basis noch fehlt, wurde der Wirkstoff im medizinischen Bereich etwa bei Epilepsie bereits deutlich intensiver erforscht.
Wie sicher sind CBD-Produkte wirklich?
Führende deutsche Forschungseinrichtungen sind sich hinsichtlich CBD-haltiger Lebensmittel einig und stufen diese als potenziell gesundheitsschädlich ein. Die Forschung sieht keine nachgewiesenen gesundheitlichen Vorteile, warnt jedoch vor Risiken.
CBD in Lebensmitteln – das sagt die Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laut einer Untersuchung der Ständigen Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist der Konsum von CBD über Lebensmittel nach aktuellen Erkenntnissen mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Besonders kritisch wird die potenziell schädliche Wirkung auf die Leberfunktion bewertet. Zudem gibt es Hinweise auf Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten.
Eigene Versuche an Probanden wurden im Rahmen der Studie nicht durchgeführt. Stattdessen stützte sich die Bewertung auf eine Auswertung der aktuellen wissenschaftlichen Literatur zu den gesundheitlichen Effekten von CBD in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Das Fazit der SKLM: Der Verzehr der Produkte bietet bislang keine nachgewiesenen gesundheitlichen Vorteile – birgt jedoch potenzielle Risiken.5
Möglicherweise schädliche Einflusse auf zentrales Nervensystem, Leber, Fruchtbarkeit
Auch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe hat die Sicherheit von CBD-Produkten anhand bereits vorhandener Daten (aus Human- und Tierstudien) untersucht. Auf Basis eines festgelegten Schwellenwerts verglichen die Forscher die aufgenommenen CBD-Mengen aus verschiedenen angereicherten Lebensmitteln.
Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass das Überschreiten der empfohlenen täglichen Menge von 300 Milligramm CBD pro Erwachsenen potenziell gesundheitsschädlich sein kann. Hierbei werden unter anderem schädliche Einflüsse auf das zentrale Nervensystem, Wechselwirkungen mit Arzneimitteln, Beeinträchtigung der Reproduktionsfunktion sowie Lebertoxizität angeführt. 6
Einschätuung der Verbraucherzentrale
Wie bereits erwähnt sind Lebensmittel mit CBD in der EU bislang nicht offiziell zugelassen – dennoch tauchen immer wieder entsprechende Produkte im Handel auf. Die Verbraucherzentrale sieht das kritisch: Zwar wirkt CBD nicht berauschend, kann aber Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Benommenheit oder sogar Schlafstörungen auslösen. Zusätzlich bemängeln die Experten die bislang unzureichende Studienlage – insbesondere im Hinblick auf Dosierung und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Stoffen. Außerdem könnten sich in den CBD-Produkten Dosierungen von THC wiederfinden, die ebenfalls zu unerwünschten Nebeneffekten führen können. 7

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Fazit
Wissenschaftlich gesicherte Hinweise auf gesundheitsfördernde Effekte von CBD-Produkten gibt es bislang nicht. Erste Untersuchungen zeigen sogar, dass der Konsum, vor allem in höheren Dosierungen, gesundheitliche Beschwerden verursachen kann. Wegen dieser Unsicherheiten lassen sich CBD-haltige Lebensmittel derzeit nicht uneingeschränkt empfehlen.