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Professor erklärt

Wie Düfte und ätherische Öle auf uns wirken

Frau riecht an Duftöl
Der Forschungsbedarf ist noch groß, dennoch deuten zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen darauf hin, dass ätherische Öle weit mehr können als „nur“ gut zu riechen Foto: Getty Images
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

30. Januar 2020, 14:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Gardenien, Sandelholz und Lavendel riechen nicht nur für die meisten Menschen angenehm, sie werden auch traditionell in der Aromatherapie angewandt. Nach und nach kommt die Wissenschaft dahinter, wie wirksam einige Düfte tatsächlich sind.

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Keine Wellness-Oase kommt ohne Räucherstäbchen oder Aroma-Vaporizer aus. Sie sollen der Kundschaft dabei helfen, während der Anwendungen in noch entspanntere Zustände zu gleiten. Lange abgetan als esoterisch angehaucht, gibt es Wissenschaftler wie Prof. Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum, die bereits seit Jahrzehnten dazu forschen, welchen positiven Einfluss bestimmte Duftstoffe und ätherische Öle auf unser Wohlbefinden und damit unsere Gesundheit haben. „Riechen ist etwas sehr Subjektives und Duftbewertungen sind durch die Erziehung und persönliche Erfahrung geprägt“, erklärt der Geruchsforscher und Zellphysiologe Prof. Hatt gegenüber FITBOOK. „Der jeweilige Duft wird dabei von über 350 verschiedenen Riechrezeptoren in der Nase erkannt, welche dann in den Riechzellen einen elektrischen Impuls auslösen, der dann ans Gehirn gesendet wird.“ Bildlich gesprochen: Schnuppern wir beispielsweise an Lavendel, erhält das Gehirn die Botschaft „Achtung, jetzt kommt Lavendel“, was den Duft erst überhaupt erlebbar macht. Und dieses Lavendel-Erleben gefällt den allermeisten Menschen außerordentlich gut, es sei denn, sie verbinden mit dem Geruch eine unangenehme Erinnerung.

Der schöne Duft ist „nur“ ein angenehmer Nebeneffekt

Wie Lavendel und Gardenien uns entspannter und glücklicher machen können

Für seine Forschungsarbeiten haben Prof. Hatt und sein Team zahlreiche Duftstoffe unter die Lupe genommen. Bei der Untersuchung von Linalool und Linalylacetat (enthalten in Lavendel) und Gardenia Acetal (enthalten in Gardenien) machten sie eine aufschlussreiche Entdeckung. „Die Moleküle docken an die GABA-Rezeptoren im Gehirn an. Das sind die Stellen, an denen Benzodiazepine wie Valium ihre dämpfende Wirkung entfalten.“ Benzos werden bei akuten Angstzuständen und starken Schlafproblemen eingesetzt, machen aber schnell abhängig. Doch wie es scheint, erledigen Lavendel und Gardenien einen ähnlichen, wenn nicht sogar besseren Job als Stimmungsaufheller und Schlaftabletten. „Wichtig ist wie gesagt, nicht nur daran zu riechen.“ So hat der Versuch mit Mäusen ergeben, dass es inhaliert oder gespritzt am besten wirkt.

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Wobei Letzteres wohl weniger für den Heimgebrauch geeignet ist. Übrigens: Gardenia Acetal riecht ganz ähnlich wie Jasmin, das zu den betörendsten und wertvollsten Düften der Welt zählt. Gardenien wird zudem eine euphorisierende und aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Auch zu Lavendel gibt es noch eine interessante Vermutung seitens anderer Forscher: Vor dem Schlafengehen einmal tief eingeatmet, sollen Alpträume keine Chance mehr haben. Na dann, gute Nacht!

Sandelholz (Sandalore) als „Beauty-Booster“ für Haut und Haare

Echtes Sandelholzöl ist nahezu unbezahlbar, doch zum Glück haben Wissenschaftler einen Weg gefunden, Sandalore synthetisch herzustellen. Das hat dieselbe Struktur, duftet genauso warm-samtig und erfüllt damit denselben Zweck. Auch hier offenbart die Forschung von Prof. Hatt Verblüffendes: „Wir haben auf unserer Haut und in den Haarwurzelzellen spezielle Duftrezeptoren, die auf den Duftstoff Sandalore reagieren. So konnten wir im Labor feststellen, dass der Stoff die Regeneration der Hautzellen beschleunigt, sodass vor allem Wunden schneller heilen. Gleichzeitig wird das Haarwachstum angeregt.“ Prof. Hatt rät Männern, denen eine Glatze droht, Shampoos und Haarwasser mit zugesetztem Sandalore zu verwenden. Wer seiner Creme einen hautregenerierenden Pfiff verpassen möchte, mischt einfach einen Tropfen Sandalore-Öl in sein Lieblingsprodukt.

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Thymian, Ingwer, Kümmel und Co. – das Geheimnis ätherischer Öle

Pflanzen produzieren nicht nur betörende Blütendüfte, die vorrangig bestäubungsfreudige Insekten anlocken sollen, sondern auch Stoffe, die genau das Gegenteil bewirken. Ätherische Öle sind auch dazu da, Fressfeinde abzuwehren und vor Bakterien-, Viren- oder Pilzbefall zu schützen. Sie sind das beste natürliche Antibiotikum. „Das ist auch der Grund, warum beispielsweise die antiseptischen ätherischen Öle von Thymian so wirksam bei Erkältungen oder erkrankten Atemwegen sind“, erklärt der Duftforscher. Ähnlich verhält es sich mit Kümmel, dessen ätherische Öle über Riechrezeptoren die Bewegungsfähigkeit des Darms  verstärken und damit die Verdauung verbessern. Ingwer und Süßholz (Lakritz) knipsen bei manchen Betroffenen Übelkeit einfach aus, indem sich ihre Duftstoffe im Gehirn gezielt an 5-HT3-Rezeptoren heften, welche für das unangenehme Gefühl verantwortlich sind.

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Düfte wirken und können deshalb auch schaden

Düfte und ätherische Öle wirken auf den Körper wie auf die Psyche, so viel gilt als gesichert. Nur anders, als die meisten wohl vermuten würden. Denn ihre Wirkung entfaltet sich nicht, indem die Duftmoleküle durch die Nase direkt ins Gehirn marschieren, sondern erst durch den besagten Umweg über den Blutkreislauf. Unser Körper, ja selbst die inneren Organe sind voll mit Riechrezeptoren – die in der Nase machen nur einen Teil davon aus. Warum also all die schönen Düfte, wenn sie auch ohne gerochen zu werden, wirken? Prof. Hatt vermutet, dass es sich um eine Art „Service“ handelt. „Eine zusätzliche Information an das Bewusstsein. Wenn der Körper bereits positive Erfahrungen mit einem Duft gemacht hat, könnte uns auf diesem Wege mitgeteilt werden, dass die darin enthaltenen Substanzen uns guttun. So werden wir auf den Duft konditioniert.“ Doch was hilft, kann in Überdosen auch Schaden anrichten. „Aroma-Öle sollten nur stark verdünnt verwendet werden, denn eine hohe Konzentration kann zu Kopfschmerzen führen, allergische Reaktionen auslösen, Zellen schädigen und im schlimmsten Fall krank machen.“

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