14. Mai 2020, 13:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Viele von uns hoffen, dass der Spuk mit dem Coronavirus möglichst bald ein Ende haben wird. Tatsächlich jedoch sehe es so aus, als ob sich der Erreger gar nicht ausrotten lassen wird – zumindest laut einer offiziellen Stellungnahme der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Das Coronavirus Sars-CoV-2 hat sich zu rasant und zu weit verbreitet. Das erklärte Michael Ryan, ehemaliger Unfallchirurg und heutiger Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation WHO, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Genf. „Dieses Virus kann in der Bevölkerung heimisch werden, es kann sein, dass es nie mehr verschwindet“, so der Experte. Er sehe nur noch eine kleine Chance, den Erreger wirksam ausrotten zu können. Doch jeder Schritt in diese Richtung sei „voller Herausforderungen“.
Grundvoraussetzung: ein baldiger Impfstoff
Die gesamte Stellungnahme ist weiterhin auf der WHO-Website abrufbar. Darin betont Ryan die Wichtigkeit davon, möglichst bald einen hochwirksamen Impfstoff zu finden, der schnell und in großem Ausmaß produziert und der Weltbevölkerung verfügbar gemacht werden kann. Doch selbst dann sei nicht gesagt, dass er in ausreichender Menge eingesetzt werden könne.
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Ein großes Problem sehe er in Impfgegnern. In diesem Zusammenhang erinnert der Fachmann an die wieder steigenden Zahlen an Maserninfektionen. „Es existieren sehr effektive Impfstoffe auf diesem Planeten, die aber nicht effektiv eingesetzt wurden.“
Das Thema impfen ist tatsächlich ein polarisierendes, gerade im Zusammenhang mit Masern. Dass viele Eltern ihre Kinder davor schützen wollen, liegt u.a. daran, dass etwa 5 bis 15 Prozent der Geimpften nach der ersten Masern-Immunisierung sogenannte „Impfmasern“ mit mäßigem Fieber, flüchtigem Ausschlag und Symptomen im Bereich der Atemwege bekommen. Diese nicht ansteckenden Impfmasern sollen von selbst wieder abklingen. Im März 2020 wurde das Masernschutzgesetz beschlossen, das zur Impfung verpflichtet.
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Corona-Impfstoff noch in diesem Jahr?
Ein Impfstoff gegen das Coronavirus ist noch nicht in Sicht. Zwar hofft etwa die Pharmafirma AstraZeneca noch in diesem Jahr (auf eigenes Risiko, auf Basis einer Vereinbarung mit der britischen Regierung) ein durch die Oxford-Uni entwickeltes Mittel produzieren zu können. Studien, um etwa eine gute Verträglichkeit zuverlässig gewährleisten und Spätfolgen ausschließen zu können, müssten vor dem Hintergrund des Zeitdrucks abgekürzt werden.
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WHO-Experte Ryan hält es für gut möglich, dass es sich beim Coronavirus um ein bleibendes Problem handeln wird. In dieser Hinsicht sei es mit HIV zu vergleichen, dem Aids auslösenden Virus, das man zumindest medikamentös gut in den Griff bekommen und zu einem gewissen Maß an seiner Verbreitung hindern konnte.