7. November 2019, 18:17 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Rolle der Darmflora für unsere Gesundheit steht inzwischen außer Frage. Ihre Zusammensetzung kann durch Ernährung beeinflusst werden – und auch durch Tee! Die reichlich darin enthaltenen Polyphenole füttern einer Studie zufolge gesunde Bakterienstämme.
Wenn es um eine gesunde Darmflora geht, ist meist von probiotischer und ballaststoffreicher Ernährung die Rede. Eine Studie aus Großbritannien zeigt, dass auch simpler Tee wirksam sein kann. Die darin reichlich enthaltenen Polyphenole sind offenbar ein optimales Futter für unser Mikrobiom und können dazu beitragen, Darmbakterien in günstigere Stämme umzuwandeln.
Mit 4-5 Tassen wächst Anteil erwünschter Mikroben
Experten des britischen Tea Advisory Panel (TAP) hatten 24 Veröffentlichungen hinsichtlich der Auswirkungen von Teekonsum auf die Darmflora untersucht. Sie stellten fest: Der tägliche Genuss von vier bis fünf Tassen Tee lässt den Anteil erwünschter Darmmikroben wachsen. Gemeint sind „Bifidobakterien“ – sie fördern eine gesunde Verdauung und tragen dazu bei, die Immunabwehr zu stärken, indem sie Krankheitserreger verdrängen.
Was sind Polyphenole?
Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe mit hoher antioxidativer Wirkung. Sie schützen vor freien Radikalen und hemmen Entzündungen, die durch Stress und verschiedene Umwelteinflüsse hervorgerufen werden. Reichlich enthalten sind sie in Obst, Gemüse, Kräutern, dunkler Schokolade – und Tee. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass eine hohe Einnahme von Polyphenolen mit einem geringeren Risiko einhergeht, an Krebs oder Diabetes zu erkranken. Auch haben sie nachweislich einen positiven Effekt auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen; sogar bei der Neubildung von Nervenzellen sollen sie eine wichtige Rolle spielen.
Auch interessant: Als Erwachsener neue Hirnzellen produzieren – geht das?
Wie wirken die Tee-Pflanzenstoffe im Darm?
Da Polyphenole relativ große Moleküle sind, können sie vom oberen Teil des Verdauungstrakts nicht aufgenommen und ins Blut abgegeben werden; sie wirken also weiter hinten – im Dickdarm. Dort ernähren sie die gesunden Darmbakterien. Diese können aus den Polyphenolen sogenannte Metaboliten herstellen – für den Stoffwechsel notwendige Botenstoffe, die über das Blut den Weg ins Gehirn finden und dessen Gesundheit beeinflussen können.
Darmmikrobielle Metaboliten wurden beispielsweise als plausible Faktoren für Fettleibigkeit, Autoimmunerkrankungen, Depressionen und Autismus-Spektrum-Störungen identifiziert. Welche Rolle sie für unsere Gesundheit spielen, fangen Forscher gerade erst an zu verstehen…
Auch interessant: Die irre Darm-Hirn-Verbindung und ihre Folgen für die Gesundheit
Das Teetrinken gehört in England zur Lebensart. Dass das Ritual auch gut für die Darmflora ist, war bisher nicht wirklich klar. „Jeder weiß, dass Ballaststoffe oder Probiotika dazu beitragen können, Darmbakterien in günstigere Stämme umzuwandeln. Es war eine angenehme Überraschung zu entdecken, dass eine einfache Tasse Tee auch wirksam sein kann“, wird Dr. Timothy Bond, einer der Studienautoren, zitiert.
Kalifornische Studie Bei Bluthochdruck besser Schwarztee ohne Milch trinken
Chinesische Studie Regelmäßig Grünen Tee trinken soll das Leben verlängern
Bei Verdauungsproblemen Sind Darm-Mikrobiom-Selbsttests sinnvoll?
Teetrinken und Gewichtsverlust
Interessant in diesem Zusammenhang ist der Verweis seiner Mitautorin Dr. Emma Derbyshire auf Studien, die gezeigt hätten, dass Teetrinken mit Gewichtsverlust in Verbindung gebracht werden könne. Es erscheine jetzt „plausibel, dass die Auswirkungen teilweise auf Veränderungen der Darmflora zurückzuführen sind“.
Welche Teesorten die Probanden regelmäßig zubereitet und getrunken hatten, geht aus der Analyse nicht hervor. Als besonders polyphenolhaltig gelten Grün- und Schwarztees, außerdem der Oolong-Tee, der fester Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin ist.