
25. Mai 2022, 14:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer seine Fernsehdauer auf eine Stunde oder weniger pro Tag reduziert, verringert damit sein Risiko für Herzerkrankungen laut einer neuen Studie deutlich – und zwar unabhängig von den genetischen Vorbedingungen.
Ein Forscher-Team der Universitäten von Cambridge und Hongkong hat herausgefunden, dass zu viel Fernsehen das Risiko von Herzerkrankungen erhöht. Koronare Herzerkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Geschätzt einer von acht Männern und eine von 15 Frauen stirbt an der Krankheit. Dass die bloße Reduzierung der täglichen Fernsehdauer vor Herzerkrankungen schützen und somit womöglich Leben retten kann – das beschreiben die beteiligte Forscher in ihrer aktuellen Studie, die jetzt im Fachmagazin „BMC Medicine“ veröffentlicht wurde.
Übersicht
Daten von über 500.000 Erwachsenen untersucht
Anhand Daten der UK Biobank, die über 500.000 Erwachsene umfasst, untersuchten die Forscher den Zusammenhang zwischen Bildschirmnutzung (TV und Computer) und der jeweiligen genetischen Vorbelastung, welche die Entstehung von Herzkrankheiten begünstigen können. So gibt es mehr als 300 genetische Varianten, von denen das bekannt ist. Gleichzeitig gilt Bewegungsmangel ebenfalls als Hauptrisikofaktor. Das Wissenschaftlerteam erstellte basierend auf den Erkenntnissen polygene Risikowerte für jede Person. Je höher der Risikowert, desto wahrscheinlicher ist es, im Laufe des Lebens eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln.
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Eine Fernsehdauer von vier Stunden und mehr stellt das größte Risiko für Herzerkrankungen dar
Personen, die mehr als vier Stunden pro Tag fernsahen, waren am stärksten von der Krankheit bedroht. Und zwar unabhängig von ihrem genetischen Risiko. Menschen, die drei bis vier Stunden den TV anließen, wiesen ein 6 Prozent niedrigeres Risiko auf. Eine Fernsehdauer von einer Stunde und weniger bedeutete ein 16 Prozent niedrigeres Risiko für Herzerkrankungen. So könnten laut den beteiligten Forschern 11 Prozent aller Fälle verhindert werden, indem man die Glotze weitestgehend auslässt.
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Am PC verbrachte Freizeit erhöht das Risiko nicht
„Unsere Studie liefert einzigartige Einblicke in die mögliche Rolle, die die Begrenzung des Fernsehkonsums bei der Vorbeugung von koronarer Herzkrankheit haben könnte“, erklärt Studienautor Dr. Youngwon Kim in einer Universitätsmitteilung.2 „Personen, die weniger als eine Stunde am Tag fernsehen, entwickeln die Krankheit seltener, unabhängig von ihrem genetischen Risiko.“ Interessanterweise gilt diese Erkenntnis nur für den TV-Konsum. Menschen, die ihre Freizeit lieber am Computer verbringen, sind keinem höheren Risiko ausgesetzt.
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Warum Fernsehen dem Herzen schadet und Computernutzung nicht
Es gibt mehrere mögliche Gründe, warum Fernsehen schlecht fürs Herz ist, aber Computernutzung offenbar nicht, erklärt das Team: „Fernsehen findet in der Regel am Abend nach dem Abendessen statt. Es ist normalerweise unsere kalorienreichste Mahlzeit, die zu höheren Glukose- und Lipidwerten wie Cholesterin im Blut führt. Auch wird beim Fernsehen oft mehr genascht als beispielsweise beim Surfen im Internet. Schließlich sitzen die meisten Menschen unbewusst viel zu lange vor dem TV.“ Langes Sitzen ist und bleibt zwar ein Risikofaktor, dennoch scheint vor allem die schlechte Ernährung, die meist mit einem Fernsehabend einhergeht, entscheidend zu sein.

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Quellen
- 1. Kim, Y, Yeoung S, Sharp SJ et al. (2022). Genetic susceptibility, screen-based sedentary activities and incidence of coronary heart disease. BMC Medicine.
- 2. University of Cambridge (2022). Reducing TV viewing to less than one hour a day could help prevent more than one in ten cases of coronary heart disease. (aufgerufen am 25. Mai 2022)