27. Februar 2025, 13:12 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Wissenschaft geht schon länger davon aus, dass anhaltende Schlafstörungen die Entstehung verschiedener Krankheiten begünstigen können, auch indem sie Entzündungen im Körper fördern. Eine aktuelle Studie hat den hierfür verantwortlichen Zusammenhang genauer untersucht und dabei Erschreckendes über die möglichen Folgen von nur einer Nacht mit zu wenig Schlaf aufgedeckt.
Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration verschiedener gesundheitlicher Prozesse. Schlafmangel hingegen kann verschiedene unerwünschte Folgen haben, chronische Entzündungen fördern und schlimmstenfalls das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kognitiven Verfall erhöhen. FITBOOK berichtete in diesem Zusammenhang über optimistisch stimmende Studienergebnisse. Ihnen zufolge kann man die potenziell negativen Auswirkungen von zu kurzen Nächten am Wochenende bis zu einem gewissen Maß ausgleichen, indem man die verpasste Erholung nachholt.1 Nun jedoch zeigte eine aktuelle Untersuchung von Forschern des Dasman-Diabetes-Instituts in Kuwait-Stadt das schädliche Potenzial bereits einzelner Nächte mit zu wenig Schlaf.2
Übersicht
Studie zum Thema Schlaf und Entzündungen im Körper
Wie genau sich Schlafmangel auf das Immunsystem auswirkt, ist noch nicht vollständig geklärt, heißt es einleitend zur Untersuchung. Allerdings geht man davon aus, dass chronische Entzündungen – solche werden durch zu wenig Schlaf gefördert – eine zentrale Rolle bei der Entstehung verschiedener Krankheiten spielen. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören dazu auch beispielsweise Diabetes und Autoimmunerkrankungen. Besonders die Verbindung zwischen Schlafmangel, Fettleibigkeit und systemischen Entzündungen gelte als ein zentrales Forschungsfeld.
Unter Entzündungen versteht man eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers auf schädliche Reize wie Infektionen oder Verletzungen. Welche verschiedenen Immunzellen es gibt und wie sie zusammenarbeiten, erklärt FITBOOK hier genauer. Die aktuelle Untersuchung konzentrierte sich speziell auf Unterklassen der Monozyten und darauf, wie deren Verteilung durch Schlafmangel beeinflusst wird. Sowohl eine erhöhte als auch eine verringerte Anzahl von Monozyten kann auf verschiedene Erkrankungen hinweisen.3 Ziel war es nun, die Entzündungsbereitschaft unter dem Einfluss von Schlafmangel zu untersuchen.
Ablauf der Untersuchung
Das Forscherteam rekrutierte die Studienteilnehmer auf verschiedene Arten. Einige reagierten auf Flyer oder Social-Media-Kampagnen, andere wurden empfohlen. Von insgesamt 350 Freiwilligen wurden letztlich nur 276 allgemein gesunde Erwachsene zugelassen, da sie die Anforderungen der Studie erfüllten. So wurden etwa Personen mit Beeinträchtigungen der Leber-, Herz-Lungen- und Nierenfunktionen, ärztlich diagnostiziertem Diabetes sowie unter anderem Schlafapnoe von der Untersuchung ausgeschlossen, ebenso solche mit einer Vorgeschichte schwerer koronarer Herzerkrankungen. Die Untersuchung wurde schließlich nur von 237 Probanden vollständig abgeschlossen.
Die Frauen und Männer wurden anhand ihres Body-Mass-Index (BMI) in drei Gruppen aufgeteilt. Mit einem BMI von 18,5 bis 24,9 kamen sie in die Normalgewicht-Gruppe, ein BMI zwischen 25 und 29,9 galt als übergewichtig. Ein BMI von 30 oder mehr stand für Fettleibigkeit. Zum Zweck der Datenerhebung sollten die Probanden Tag und Nacht spezielle Wearables der Gesundheitstechnologie tragen, genannt ActiGraph GT3X. Die Geräte wurden eingesetzt, um die körperliche Aktivität zu messen, und stellten auch Informationen zum Schlaf der Nutzer bereit. Die Forscher unter der Leitung von Dr. Fatema Al-Rashed Blutproben untersuchten Probanden auf die Konzentration von Monozyten und anderer Marker für Entzündungen.
Ergebnisse
Die durchschnittliche Schlafdauer der Studienteilnehmer betrug rund 7,78 Stunden pro Nacht. Dieser Wert liegt im Rahmen der allgemeinen Empfehlung durch die anerkannte National Sleep Foundation. Die Schlaf-Effizienz lag bei 91,4 Prozent. Dieser Wert gibt an, wie viel der Zeit, die man im Bett verbracht hat, tatsächlich geschlafen wurde.
Bei der genaueren Analyse der gemessenen Unterschiede zwischen den BMI-Gruppen stellten die Forscher bei den adipösen Studienteilnehmern verglichen mit den normalgewichtigen eine deutlich schlechtere Schlaf-Effizienz fest. Dies deuteten sie als eine beeinträchtigte Schlafqualität. Auch in der Gruppe der Übergewichtigen war die Schlafqualität demnach geringer, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß. Darüber hinaus maßen die Forscher in der Gruppe der fettleibigen Teilnehmer eine signifikante Erhöhung der nicht-klassischen Monozyten. Sie folgerten, dass diese Werte mit der schlechteren Schlafqualität und höheren Entzündungsmarkern in Verbindung standen.
Auch interessant: Ein einfacher Weg, wie man das Immunsystem beeinflussen kann
Schon eine Nacht mit zu wenig Schlaf fördert Entzündungen
In einem gesonderten Studienteil hatten sich fünf der schlanken Probanden einem 24-stündigen Schlafentzug unterzogen. Im Rahmen dessen wurde ihnen Blut abgenommen. Hier zeigte sich, dass bereits diese kurzfristige Enthaltung von Schlaf das Profil der Monozyten veränderte – es ähnelte nun dem der fettleibigen Teilnehmer. Dies unterstreicht die Rolle von ausreichend gesundem Schlaf für die Regulierung von Entzündungen, erklären die Autoren in einer Pressemitteilung.4

Viele Betroffene Normaler BMI und trotzdem fettleibig! Studie liefert erschreckende Zahlen

Von Forschern identifiziert Dieser Faktor hilft, Training und gesunde Ernährung durchzuhalten

Studie Mit so viel Training pro Woche kann man sich vor Insomnie schützen
Bedeutung der Erkenntnisse und Einschränkungen
Ihre Studie bietet wertvolle Einblicke in den Zusammenhang zwischen Schlafmangel, Fettleibigkeit und Entzündungen, betonen die Forscher. Im nächsten Schritt wollen sie die konkreten Mechanismen untersuchen, die das Fehlen von gutem Schlaf mit Veränderungen des Immunsystems verbinden, und weiterhin herausfinden, ob spezielle Maßnahmen – beispielsweise Schlaftherapien oder Empfehlungen zur Nutzung bestimmter Hilfsmittel – die beobachteten Effekte auf das Immunsystem umkehren können.
Allerdings wird auch auf Einschränkungen der Studie hingewiesen. Da es sich um eine Querschnittsstudie handelte, sei es schwer, definitive Zusammenhänge zwischen der Schlafqualität und Immunreaktionen zu belegen, auch hinsichtlich des Einflusses des Gewichts. Für ein tieferes Verständnis der Beziehungen wären Langzeitstudien notwendig. Zudem war die Teilnehmerzahl relativ klein, was die Übertragbarkeit der Ergebnisse verringern könnte. Zudem stützen sich die Beobachtungen auf Messdaten. Diese seien zwar objektiv, doch es fehlten nicht bloß zuverlässige Informationen zu weiteren Gewohnheiten der Probanden – beispielsweise zu ihrer Ernährung, wozu sie selbst Auskünfte gegeben hatten –, die Einfluss auf ihren Schlaf sowie auf etwaige Entzündungen gehabt haben könnten. Auch befürchten die Forscher, dass die reinen Daten subtilere oder subjektiv empfundene Schlafstörungen, die ebenfalls eine Rolle spielen könnten, ausklammerten.