26. Oktober 2020, 13:23 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Laut WHO-Daten ist die Zahl der Grippe-Fälle weltweit drastisch gesunken. So ist die Influenza-Saison auf der Südhalbkugel dieses Jahr praktisch ausgefallen. Noch ist unklar, ob und wie beides miteinander in Zusammenhang steht. Fällt die Grippe-Saison diesen Winter auch bei uns aus?
Während Corona die ganze Welt fest im Griff hat, scheint sich das Grippe-Virus langsam aber sicher zu verabschieden. So ist die Grippewelle in der südlichen Hemisphäre, wo die Influenza-Saison während unserer Sommermonate stattfindet, laut WHO-Daten praktisch ausgefallen. In Australien wurden im April nur 14 positive Fälle gemeldet, verglichen mit 367 im selben Monat im Jahr 2019 – ein Rückgang um 96 Prozent. Auch der Höhepunkt der Influenza-Saison im Juni fiel dort komplett aus. In Chile wurden zwischen April und Oktober nur 12 Grippefälle festgestellt. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 waren es fast 7.000. In Südafrika wurden gerade mal zwei Fälle erfasst. Weltweit wird geschätzt, dass die Gripperaten im Vergleich zur Vorjahreszeit um 98 Prozent gesunken sind. Dürfen wir also diesen Winter darauf hoffen, von der Grippe ebenfalls verschont zu bleiben?
Grippe-Saison hat gerade erst begonnen
Auf der nördlichen Halbkugel nimmt die Grippe-Saison erfahrungsgemäß erst jetzt langsam Fahrt auf. Doch scheint sie wesentlich ausgebremster zu sein als noch vergangenes Jahr. Das Robert-Koch-Institut vermerkte für die aktuelle 42. Meldewoche bislang 13 labordiagnostisch bestätigte Influenza-Fälle in Deutschland, vergangenes Jahr waren es für den gleichen Zeitraum 96 Fälle. Auch andere Länder wie Großbritannien beobachten einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Dennoch sollte nicht vergessen werden: Das sind nur die offiziell gemeldeten Fälle. Die allermeisten Erkrankungen werden von den Betroffenen ausgesessen, ohne dass sie es melden. Deshalb rät die WHO weiterhin zur Grippe-Impfung.
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Hat Corona die Grippe verdrängt?
Es gibt zahlreiche Theorien, warum die Grippe scheinbar massiv zurückgeht. Eine davon lautet „Virale Interferenz“. Wenn ein Mensch mit einem Virus infiziert ist, ist es weniger wahrscheinlich, dass er während dieser Zeit von einem anderen Virus infiziert wird. Virenexpertin Dr. Elisabetta Groppelli erklärt das der britischen „Daily Mail“ so: „Viren sind Parasiten. Sobald sie eine Zelle betreten, möchten sie nicht, dass andere Viren mit ihnen konkurrieren. Das Virus, das sich bereits im Körper befindet, schmeißt den anderen einfach raus.“ Allerdings wird ebenso angemerkt, dass die Durchseuchung der Bevölkerung mit SARS-CoV-2 noch lange nicht fortgeschritten genug ist, um die Grippe vollends auszumerzen.
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Vielmehr scheint der Grippe-Rückgang vor allem damit zu tun haben, dass wir unser Verhalten in den letzten Monaten komplett verändert haben: Mehr Abstand, mehr Händewaschen, weniger Menschenansammlungen, mehr Bewusstsein für Ansteckungsgefahren und Hygiene. Damit wird nicht nur dem Coronavirus Einhalt geboten. Auch alle anderen Viren (einschließlich Grippe) haben es dadurch deutlich schwerer. Wie sich das genau auf die aktuell erwartete Grippesaison in unseren Breitengraden auswirkt, bleibt abzuwarten.