28. Oktober 2024, 11:14 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Babys trinken Muttermilch. Es schmeckt den Kleinen und es gibt für Säuglinge nichts Gesünderes. Doch schadet es im Umkehrschluss, wenn man ihnen etwas anderes zu trinken gibt? Ja! Babys brauchen Muttermilch oder Muttermilchersatzprodukte (Pre-Milch). Selbst, ihnen zusätzlich Wasser zu trinken zu geben, kann gefährlich werden. FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann erklärt, warum das so ist.
Ob Eltern oder Nicht-Eltern, niemand hinterfragt, dass Säuglinge Muttermilch trinken. Dafür ist diese besondere Milch ja schließlich da. Doch warum ernähren sich Babys eigentlich zunächst ausschließlich von der Milch? Und warum ist Wassertrinken – anders als bei Kindern, Jugendlichen und später Erwachsenen – für Babys nicht nur unnötig, sondern unter Umständen sogar lebensgefährlich?
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Übersicht
In den ersten Lebensmonaten ist Muttermilch das Beste für Babys
Menschen sind Säugetiere, d. h. die Natur hat es so eingerichtet, dass die Milch der Mutter das gesündeste Nahrungsmittel für Neugeborene und Babys, sprich Säuglinge, ist. Doch was macht die Muttermilch so besonders wertvoll? Sie ist in ihrer Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Inhaltsstoffe die ideale Nahrung für Neugeborene. Die Muttermilch enthält u. a. Kohlenhydrate, Milchzucker, Fette, Proteine, Kalzium, Eisen und Vitamine, außerdem Wirkstoffe, die gegen Bakterien wirken, Entzündungen hemmen und das Immunsystem des Säuglings stärken. Auch den Flüssigkeitsbedarf von Säuglingen deckt die Muttermilch ausreichend.1,2
Zum Stillen wird in Deutschland Folgendes empfohlen
- Im 1. Lebenshalbjahr sollten Säuglinge gestillt werden, mindestens bis zum Beginn des 5. Monats ausschließlich – also mindestens 4 Monate.
- Auch nach Einführung von Beikost – spätestens mit Beginn des 7. Monats – sollten Säuglinge weiter gestillt werden.
- Wie lange insgesamt gestillt wird, bestimmen Mutter und Kind.3
Babys sollten besser kein Wasser trinken
Während dieser Zeit ist zudem dringend davon abzuraten, Babys Wasser zu trinken zu geben. Zwar müssen geringe Mengen nicht direkt schädlich sein, allerdings haben Säuglinge ein enorm hohes Risiko für eine Wasservergiftung – die im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Das liegt daran, dass die Nieren von Babys noch nicht vollständig ausgebildet sind. Sie arbeiten nicht so effizient wie etwa bei Erwachsenen. Deren Nieren können einen Liter Wasser pro Stunde verarbeiten.4
Hebamme Franziska Schwichtenberg warnte in einem Bericht der Zeitschrift „Baby und Familie“ aus dem Jahr 2021 davor, selbst bei Hitze, Säuglingen Wasser zu geben. „Bitte weiter stillen oder Pre-Nahrung geben – eben genauso, wie das Kleine ohnehin ernährt wird“, zitierte unter anderem „SZ“ die Expertin. Haben Eltern den Eindruck, das Baby bräuchte mehr Flüssigkeit, sollten sie es besser häufiger stillen oder mit Pre-Milch füttern. Der Grund: Die Wasserzufuhr könne bei Babys zu Störungen im Elektrolythaushalt führen. Das hängt mit den bereits erwähnten noch nicht funktionstüchtigen Nieren zusammen.
So kommt es zu einer Wasservergiftung beim Baby
Führt ein Mensch in kurzer Zeit zu viel Wasser zu, gerät der Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht, die Natriumkonzentration im Blut verdünnt sich. Dem wirken bei gesunden Menschen die Nieren entgegen und sorgen für eine erhöhte Urinausscheidung, um den Wasserüberschuss auszugleichen. Ein Prozess, der bei Babys noch nicht ausreichend funktioniert. Bei ihnen wird das Wasser durch die Nieren zwar aus dem Blut entfernt, weil die Organe aber nicht schnell genug arbeiten können, wird das Wasser nicht über den Urin ausgeschieden, sondern sammelt sich in den Zellen.5
Mögliche Folgen sind:
- Steigender Hirndruck
- Lungenödem
- Herz-Rhythmusstörungen
- Schwellung des Gehirns (Hirnödem) – dies kann Lebensgefahr bedeuten!
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Symptome einer Wasservergiftung
Eine Wasservergiftung, auch Hypohydratation genannt, kann sich durch verschiedene Symptome äußern. Bei folgenden Anzeichen sollten Eltern mit ihrem Baby zu einem Kinderarzt oder in die Notaufnahme:
- Gesicht des Babys ist aufgedunsen
- Die Körpertemperatur des Babys sinkt auf 36 Grad Celsius
- Baby ist lethargisch, weist eine schlechtere Koordination auf
- Der Säugling erbricht sich und/oder hat Durchfall
- Bei Zuckungen und Krampfanfällen
In welchen Ausnahmefällen etwas Wasser okay ist
Eltern, die ihren Babys gelegentlich ein Schlückchen Wasser geben, müssen jetzt keine Angst haben, ihr Kind sofort in Lebensgefahr zu bringen. Um die Möglichkeit einer Vergiftung aber gar nicht erst aufkommen zu lassen, ist es sicherer, komplett darauf zu verzichten – zumindest die ersten vier bis sechs Lebensmonate. Also in der Zeit, in der Muttermilch die ideale Ernährung darstellt, welche zugleich auch den Flüssigkeitsbedarf abdeckt. Die Muttermilch oder Pre-Milch sollte man auch nicht mit Wasser verdünnen. Denn auch das könnte dazu führen, dass zu viel Wasser in den Babykörper gelangt.
Nur, wenn ein Baby krank ist, hohes Fieber oder Durchfall hat, kann man ihm auch Wasser zu trinken geben. Im Zweifel sollte man sich ärztlichen Rat holen.
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Ab wann Wassertrinken für Babys unbedenklich ist
Zwischen dem vierten und siebten Lebensmonat hat sich der Säugling so weit entwickelt, dass die Muttermilch nicht mehr ausreicht und Milchmahlzeiten schrittweise durch Beikost ersetzt werden.6
Mit der Beikost erhöht sich häufig auch der Flüssigkeitsbedarf der Kinder. Jetzt können Eltern ihnen auch Wasser (Leitungswasser und Mineralwasser) sowie – im Idealfall ungesüßte – milde Früchte- und Kräutertees zu trinken geben.7