22. Mai 2022, 17:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Jeder hat sicherlich schon mal einen tauben Körperteil erlebt. Sei es das Bein, der Arm oder andere Gliedmaßen. Oft sind die Gründe dafür harmlos, doch manchmal kann auch eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken. FITBOOK erklärt, welche Arten von Taubheitsgefühlen es gibt und worauf Sie achten sollten.
Beim Taubheitsgefühl handelt es sich um eine sogenannte Hypästhesie. Damit bezeichnet man in der Neurologie eine verminderte Berührungsempfindlichkeit aufgrund einer Sensibilitätsstörung. Sie macht sich oft durch ein Kribbeln (Ameisenlaufen) oder eine Taubheit an unterschiedlichen Körperstellen bemerkbar. Betroffene berichten von vielfältigen Symptomen. Dazu zählen zum Beispiel der Verlust von Empfindungen, Missempfindungen oder Lähmungserscheinungen. Zudem können verschiedene Körperteile betroffen sein: Beine, Füße, Finger und sogar das Gesicht. Doch was steckt dahinter? Und wie gefährlich ist ein Taubheitsgefühl in den einzelnen Körperteilen? FITBOOK hat die Antworten.
Übersicht
- Was sind die Ursachen für ein Taubheitsgefühl?
- Taubheitsgefühl nach dem Aufwachen oder langem Sitzen
- Taubheitsgefühl an Händen, Füßen, Gesicht
- Kribbeln bzw. Taubheit am Daumen und Zeigefinger
- Plötzliche Taubheitsgefühle und Lähmungen auf einer Körperseite
- Über Stunden, Tage oder Monate zunehmendes Taubheitsgefühl
- Quellen
Was sind die Ursachen für ein Taubheitsgefühl?
Die Ursache für eine Hypästhesie kann eine Schädigung der Nerven sein. Die Gründe dafür sind sehr breit gefächert. Auslöser können sein:
- Verletzungen
- Stoffwechselerkrankungen (wie Diabetes)
- Mangelzustände (insbesondere Magnesium-, Kalzium-, und Vitamin-B12-Mangel)
- Durchblutungsstörungen
- Infektionen
- weitere Erkrankungen wie zum Beispiel eine Multiple Sklerose oder Tumore
- Alkoholabhängigkeit
Das Taubheitsgefühl kann ebenfalls durch eine sogenannte Polyneuropathie ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um die Schädigung peripherer Nerven. Zu den weiteren Symptomen zählen das sogenannte Ameisenlaufen, Kribbeln oder Schmerzen. Auch ein Bandscheibenvorfall kann für partielle Taubheitsgefühle sorgen.
Taubheitsgefühl nach dem Aufwachen oder langem Sitzen
Oft tritt ein Taubheitsgefühl im Bein oder Arm auf, wenn man morgens aufwacht oder lange Zeit in einer bestimmten Position saß. Der Grund dafür: Durch eine ungünstige Liege- oder Sitzhaltung wurde Druck auf die Nervenleitungen ausgeübt, was zu einer verminderten Durchblutung führte.
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Sobald man die Liege- oder Sitzposition ändert, sollte das Taubheitsgefühl innerhalb von Sekunden bis wenigen Minuten verschwinden. Auch leichtes Ausschütteln der betroffenen Körperpartie schafft Abhilfe. Es handelt sich in den meisten Fällen also um eine harmlose Hypästhesie. Wenn das Taubheitsgefühl über Stunden anhält, sollte man jedoch einen Arzt aufsuchen.
Taubheitsgefühl an Händen, Füßen, Gesicht
Hierbei könnte es sich um eine Fibromyalgie handeln. Insbesondere dann, wenn noch weitere Symptome wie
- Schwellungsgefühl,
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- sowie dauerhafte Müdigkeit hinzukommen.
In den allermeisten Fällen dieser Schmerzstörung sind Frauen ab der Lebensmitte davon betroffen.
Die Therapie ist langwierig, dauert oft über Jahre und setzt an verschiedenen Punkten an. Dazu gehören Krankengymnastik, Kälte- und Wärmebehandlungen, Entspannungsübungen, Schmerzmittel und Antidepressiva. Jeder Patient spricht unterschiedlich an auf die Behandlung und benötigt somit eine individuelle Therapie.
Kribbeln bzw. Taubheit am Daumen und Zeigefinger
Hierbei könnte es sich um das Karpaltunnelsyndrom (KTS) handeln. Insbesondere dann, wenn das Kribbeln an der Daumenseite der Hand verläuft und bis in den Unterarm ausstrahlt. Zudem findet das Einschlafen der Fingerglieder meistens nachts statt.
Man spricht vom Karpaltunnelsyndrom, wenn der mittlere Armnerv (Medianus) an der Handwurzel abgedrückt wird. Das passiert durch eine Engstelle am Sehnenband in der Nähe des Handgelenks, das als Karpaltunnel bezeichnet wird. In diesem Fall kann der Hausarzt oder ein Orthopäde helfen.
Bei leichten Beschwerden können Kortison und oder eine Handgelenkschiene helfen. Wenn große Beschwerden aufreten, findet meist ein operativer Eingriff statt.
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Plötzliche Taubheitsgefühle und Lähmungen auf einer Körperseite
Wenn Taubheitsgefühle und oder Lähmungserscheinungen plötzlich einseitig auftreten, könnte es ein Warnsignal für einen Schlaganfall sein. Zu den betroffenen Stellen können Arme, Beine, das Gesicht und sogar der Mund gehören.
Meist nimmt das Taubheitsgefühl über Minuten zu und wird eventuell von Kopfschmerzen sowie Seh- und Sprachproblemen begleitet. In diesem Fall sollten sie sofort den Notarzt anrufen, selbst wenn die Symptome nach einer bestimmten Zeit von selbst verschwinden.
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Über Stunden, Tage oder Monate zunehmendes Taubheitsgefühl
Dabei könnte es sich um Anzeichen für ernsthafte Erkrankungen wie eine Multiple Sklerose handeln. Denn eines der Symptome dieser Erkrankung des Gehirns und Rückenmarks ist die Gefühlsstörung in den Beinen.
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Ebenfalls denkbar ist ein Tumor. Denn sowohl gut- als auch bösartige Tumore können auf bestimmte Nerven drücken und so eine Taubheit oder ein Kribbeln hervorrufen.
Deswegen sollten Sie in jedem Fall bei einem wiederkehrenden, anhaltenden oder sich verschlimmernden Taubheitsgefühl einen Arzt aufsuchen.
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Quellen
- MSD Manual: Taubheitsgefühl (aufgerufen am 19.5.2022)
- Ratgeber Nerven: Empfindungsstörungen – wenn Taubheitsgefühl und Kribbeln zur Belastung werden (aufgerufen am 19.5.2022)
- Uniklinikum Dresden: Das nächtliche Kribbeln in den Fingern ist keine Bagatelle (aufgerufen am 19.5.2022)
- DocCheck Flexikon: Hypästhesie (aufgerufen am 19.5.2022)