7. Juni 2018, 7:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein hochgefährliches Virus hat im indischen Bundesstaat Kerala mindestens zehn Tote gefordert. Das Schlimme daran: Es gibt weder einen Impfstoff noch Medizin gegen die oft tödlich verlaufende Erkrankung. FITBOOK beantwortet die wichtigsten Fragen zum Nipah-Virus und ob es auch nach Deutschland gelangen kann.
Was ist Nipah?
Das Nipah-Virus (NiV) wurde erstmals 1998 in Malaysia entdeckt, wo es nach einer Epidemie mehr als 100 Todesopfer gefordert hatte. Der natürliche Wirt für das Virus ist die fruchtfressende Fledermaus. Während sie selbst daran nicht erkrankt, kann sie das Virus auf andere Tiere, wie beispielsweise Schweine, aber auch auf den Menschen übertragen.
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Wie wird es übertragen?
Das Virus wird durch eine Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen. So sollen sich einige Menschen mit Nipah angesteckt haben, indem sie Früchte und Fruchtsäfte zu sich nahmen, an denen fruchtfressende Fledermäuse zuvor genascht hatten. Aber auch das Trinkwasser aus Brunnen kann mit dem Virus kontaminiert sein, wenn Fledermäuse davon getrunken haben. Das soll übrigens beim jüngsten Ausbruch im indischen Bundesstaat Kerala der Fall gewesen sein.
Auch von Mensch zu Mensch ist das Virus durch den Austausch von Flüssigkeiten übertragbar. Besonders leicht können sich Angehörige anstecken, ebenso wie die pflegenden und behandelnden Personen. Deshalb wurden in Indien alle Menschen, die mit NiV-Opfern Kontakt hatten, unter Quarantäne gestellt.
Wie lang ist die Inkubationszeit?
Die Inkubationszeit beträgt laut der Weltgesundheitsorganisation WHO vier bis 14 Tage. Es soll aber auch Fälle gegeben haben, wo die Krankheit erst 45 Tage nach Ansteckung ausbrach.
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Wie sind die Symptome?
Eine Infektion äußert sich zunächst durch grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf– und Muskelschmerzen sowie Erbrechen und Schwächegefühl. Sie kann zur Entzündung der Atemwege und im schlimmsten Fall zur Gehirnhautentzündung führen, wodurch einige der Patienten nach 24 bis 48 Stunden ins Koma fielen.
Laut der WHO beträgt die Sterblichkeitsrate enorm hohe 40 bis 75 Prozent, was auch von den Behandlungsmöglichkeiten vor Ort abhängt. Überlebende konnten in den meisten Fällen komplett genesen. Allerdings haben etwa 20 Prozent von ihnen neurologische Folgebeschwerden, die bis hin zur Persönlichkeitsveränderung führten.
Wie kann man es behandeln?
Genau das ist das große Problem: Derzeit gibt es weder einen Impfstoff noch ein Medikament gegen NiV, obwohl es auf der Dringlichkeitsliste der WHO steht. So empfiehlt die WHO bei einer Erkrankung besonders die Behandlung der Atemwegsinfektionen sowie der neurologischen Beschwerden. Im Falle einer Epidemie steht man momentan aber relativ hilflos da und kann die Betroffenenzahlen nur durch Quarantäne-Maßnahmen eindämmen.
Kann ich mich vor Nipah schützen?
Vor allem, wer in Indien und Malaysia unterwegs ist, sollte darauf achten, dass alle Produkte der Dattelpalme nicht roh gegessen oder getrunken werden. Denn besonders auf Dattelpalmen-Farmen sind die Fruchtfledermäuse verbreitet. Die Früchte sollten gründlich gewaschen und geschält, die Säfte abgekocht werden, empfiehlt die WHO.
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Kann es eine Pandemie auslösen?
Hier lauert die große Gefahr von NiV, denn theoretisch kann das Virus relativ einfach aus Indien und anderen Gebieten Asiens per Flugzeug nach Europa beziehungsweise Deutschland gelangen. Wer sich beispielsweise als Tourist im indischen Kerala infiziert und zurück nach Deutschland fliegt sowie engen Kontakt zu anderen Menschen hat, kann das Virus von einem Kontinent auf den anderen übertragen – und somit eine Pandemie auslösen.
Momentan scheint das Ausbreitungsgebiet des Virus auf die geografische Verbreitung der speziellen Art der fruchtfressenden Fledermäuse beschränkt zu sein. Das sind laut WHO die Länder Australien, Bangladesch, Kambodscha, China, Indien, Indonesien, Madagaskar, Malaysia, Papua-Neuguinea, Thailand und Osttimor. Aber auch die artverwandten Fledermäuse auf dem afrikanischen Kontinent sollen NiV-Antikörper in sich tragen, die darauf schließen lassen, dass das Virus auch in Afrika vorkommt.
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Es bleibt also zu hoffen, dass die Pharma-Industrie der WHO-Empfehlung folgt, und möglichst bald einen Impfstoff sowie Medikamente gegen die tödlich verlaufende Erkrankung entwickelt.