18. April 2019, 16:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Forscher aus Schweden haben herausgefunden, dass ein (dauerhaft!) hoher Ruhepuls das Risiko deutlich erhöht, vor dem 71. Geburtstag zu sterben. Die Studie hat aber einen Haken.
Kennen Sie Ihren Ruhepuls? Nein? Dann sollten Sie den vielleicht mal in Erfahrung bringen. Denn einer aktuellen Untersuchung zufolge kann dieser eine ganze Menge über Ihre Gesundheit aussagen. Oder besser ausgedrückt: über Ihr Risiko eines vorzeitigen (Herz-)Todes.
Das haben die Forscher untersucht
Forscher der Uni Göteborg haben untersucht, wie sich der Ruhepuls auf die Herzgesundheit und die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Todes auswirkt. Der Clou: Sie haben dieselben Probanden über einen Zeitraum von 21 Jahren beobachtet, damit sie auch zu den Folgen von Veränderungen des Ruhepulses eine Aussage treffen können.
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Dafür untersuchten die Wissenschaftler zwischen 1993 und 2014 insgesamt 798 Männern, die alle eine Voraussetzung erfüllten: Sie sind im Jahr 1943 geboren. Die Probanden mussten einen Fragebogen ausfüllen (zu Stress, ihrem Lebensstil und Herzkrankheiten in der Familie). Außerdem wurde ihnen u.a. der Ruhepuls gemessen (was man 2003 und 2014 wiederholt hat). Basierend auf den Ergebnissen (55 Herzschläge pro Minute oder weniger; 56-65; 66-75; mehr als 75) wurden die Studienteilnehmer in vier Gruppen unterteilt.
Das haben die Forscher herausgefunden
Die Studie, erschienen in der Fachpublikation „Open Heart“, kam zu folgenden Ergebnissen:
- Männer der vierten Untergruppe, also jene mit einem Ruhepuls von 75 und mehr, zeigten ein doppelt so hohes Risiko, in den folgenden 20 Jahren (also vor ihrem 71. Geburtstag) zu sterben als jene, die 1993 einen Ruhepuls von höchstens 55 aufwiesen. Beim Vergleich dieser beiden Gruppen zeigten die Teilnehmer mit dem höchsten Ruhepuls zudem eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit, in der Folgezeit eine schwere Herzkreislauf-Erkrankung zu entwickeln.
- Teilnehmer, bei denen sich zwischen 1993 und 2003 der Ruhepuls nicht (oder nur minimal) geändert hatte, zeigten ein um 44 Prozent geringeres Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen zwischen 2003 und 2014 als jene Teilnehmer, bei denen der Ruhepuls im Laufe dieser Zeit angestiegen war.
SO MESSEN SIE IHREN RUHEPULS
„Um Ihren Ruhepuls zu messen, sollten Sie sich entspannt hinsetzen und rund fünf Minuten gar nichts machen (auch nicht sprechen). Erst dann mit einem Messgerät oder zwei Fingern (nicht dem Daumen!) am Handgelenk oder an der Halsschlagader den Puls erfühlen. Zählen Sie 15 Sekunden lang die Schläge mit und multiplizieren Sie die Zahl mit vier. Das Ergebnis, in der Medizin mit der Maßeinheit bpm (beats per minute) versehen, ist Ihr Ruhepuls, auch Ruheherzfrequenz genannt. “–
Übrigens kommt ein hoher Ruhepuls nicht aus dem Nichts, sondern wird in der Regel durch andere Risikofaktoren für Herzkreislauf-Erkrankungen (z.B. Übergewicht, Stress, Rauchen, zu wenig Ausdauersport) begleitet und/oder begünstigt. Passend dazu gaben die Teilnehmer mit einem Ruhepuls von über 55 öfter an, zu rauchen, viel zu sitzen, außerdem waren sie häufiger übergewichtig und von Bluthochdruck betroffen.
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Warum schadet ein hoher Ruhepuls dem Herz?
Das häufige Schlagen ist schlicht und einfach anstrengend für das Herz. Frühere Forschungsarbeiten hatten zudem ergeben, dass ein dauerhafter Ruhepuls von über 70 Schlägen zu einer Mangeldurchblutung des Herzmuskels führen kann, was eine Herzinsuffizienz und Herzinfarkt begünstigt.
Schwächen der Studie
Die Studie hat zwei offensichtliche Schwächen, die genaue Rückschlüsse für die Allgemeinbevölkerung nur bedingt zulässt:
- Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie, die naturgemäß zwar mögliche Zusammenhänge aufzeigen, nicht aber Aussagen zu Ursache und Wirkung treffen können.
- Es wurden 1) nur Männer und 2) nur Männer eines bestimmten Alters untersucht.
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Bitte keine Panik!
Sie haben Ihren Ruhepuls gemessen und der war (deutlich) über 55? Bitte brechen Sie deswegen nicht in Panik aus. Wenn Sie für eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung sorgen, erfüllen Sie schon mal zwei Bedingungen, um gesund alt zu werden. Tipp: Notieren Sie sich dennoch Ihren Ruhepuls (und wenn auch nur im Hinterkopf) und sprechen Sie beim nächsten Arzttermin das Thema einfach mal an.