18. April 2023, 11:19 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Jeden Monat aufs Neue haben viele Frauen mit starken Schmerzen zu kämpfen. Das sei halt so, hat man ihnen früher gesagt. Heute wissen Ärzte: Dahinter kann eine Krankheit stecken. Und auch gesunde Frauen müssen sich nicht einfach damit abfinden.
Monat für Monat das Gleiche: Regelschmerzen. Ein leichtes Ziehen im Unterleib ist zwar unangenehm, aber noch erträglich. Nicht wenige Frauen trifft es aber richtig arg. Sie haben derartige Krämpfe, dass die Schmerzen sogar zu erbrechen und fast schon Ohnmachtsgefühl führen. Ihre Lebensqualität ist damit stark eingeschränkt. Zur Schule, Uni oder Arbeit gehen, fällt für viele damit flach. Doch es gibt Möglichkeiten und Mittel, die bei Menstruationsschmerzen helfen. Allerdings sollte im Zweifelsfall auch geklärt werden, auf was genau die Beschwerden zurückzuführen sind. Denn hinter starken Schmerzen kann sich auch eine Krankheit verbergen.
Übersicht
Schmerzen als Indiz für Krankheiten
Endometriose
Was also tun, wenn die Menstruationsschmerzen so stark sind, dass Aufstehen unmöglich wird? „In solchen Fällen sollten Betroffene sich unbedingt umfassend gynäkologisch untersuchen lassen“, rät Antje Sperfeld, die als Frauenärztin am Helios Klinikum Berlin-Buch tätig ist. Denn Ursache von anhaltenden starken Regelschmerzen kann die Krankheit Endometriose sein.
Dabei tritt Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ähnlich ist, im Unterleib auf. Nach Angaben der Endometriose Vereinigung Deutschland haben bis zu 15 Prozent aller Frauen im geschlechtsreifen Alter Endometriose.1 Auf der Webseite der Europäischen Endometriose Liga findet sich ein „Endo-Test“, der Frauen einen ersten Hinweis liefern kann, ob sie selbst betroffen sind.2
Die Erkrankung zählt zu den häufigsten Ursachen von Unfruchtbarkeit. „Wer also unter quälenden Regelschmerzen leidet, sollte dies in jedem Fall ärztlich abklären lassen“, sagt auch der Berliner Heilpraktiker Arne Krüger aus dem Fachverband Deutscher Heilpraktiker (FDH).
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Myome
Starke Menstruationsschmerzen können aber auch noch eine andere Ursache haben: Myome. Das sind gutartige Tumore in der Gebärmutter. Sie können mit Medikamenten behandelt oder operativ entfernt werden.
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Was, wenn keine Krankheit festgestellt werden kann?
In vielen Fällen kann der Gynäkologe aber keine krankhafte Ursache für Regelschmerzen finden. Das Beruhigende: Die Schmerzintensität nimmt oft mit zunehmendem Alter ab. Es sind vor allem jüngere Frauen ohne Kinder, die heftige Schmerzen haben. Das liegt auch daran, dass bei ihnen das Gewebe in der Gebärmutter nicht so elastisch ist wie bei Frauen, die Nachwuchs auf die Welt gebracht haben.
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Mittel gegen Regelschmerzen
Wärme kann den Schmerz lindern
Wie viel Schmerz normal und ab wann es besorgniserregend ist – dafür gibt es keine Richtwerte. Um die Menstruationsschmerzen in den Griff zu bekommen, können Wärmflaschen oder Weizenkernkissen helfen. Die Wärme sorgt dafür, dass sich die Gebärmuttermuskeln entspannen. „Auch warme Vollbäder mit Melisse oder Lavendel wirken beruhigend und entspannend“, sagt Krüger. Ein Bad am Abend trägt dazu bei, dass man einschlafen kann.
Starker Stress und Anspannung können Regelschmerzen intensivieren. Betroffene sollten daher auch gezielte Entspannungsübungen machen, rät Sperfeld. Helfen können etwa Yoga und autogenes Training – so kommen Frauen auch außerhalb ihrer Menstruationsphase ins Gleichgewicht. „Auch maßvolle sportliche Betätigung kann hilfreich sein“, so die Expertin.
Hausmittel: Tee!
Auch verschiedene Teesorten können als Mittel gegen Regelschmerzen helfen. Dazu gehören:
- Frauenmantelkräutertee
- Himbeerblättertee
- Ingwertee
- Kamillenblütentee
- Melissenblättertee
- Thymiantee
Der Großteil dieser Teesorten wirkt entzündungshemmend, krampflösend und häufig entspannend. Also genau das, was man in solchen Momenten braucht und möchte. Besonders Thymiantee oder -öl sind hier zu empfehlen. Aus einer Studie von 2014 geht hervor, dass Thymian dieselben schmerzlindernden Effekte wie Ibuprofen entwickeln kann.3
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Medikamente und Schmerzmittel
Wem der Geschmack von Thymian zu intensiv ist, kann auch zu Medikamenten und Schmerzmitteln greifen. Dabei empfehlen sich Tabletten mit Ibuprofen oder Naproxen als Wirkstoff. Die beiden Wirkstoffe sind verwandt miteinander und lindern sowohl Schmerzen als auch Entzündungen. Der Unterschied zwischen den beiden Stoffen liegt dabei vorrangig in der Wirkungsdauer. „Das Schmerzmittel Naproxen wirkt länger, kann aber auch mehr unerwünschte Nebenwirkungen haben“, erklärt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer.
Außerdem: Wer unter starken Regelschmerzen leidet, kann nach Rücksprache mit dem Frauenarzt eventuell in Sachen Verhütung auf hormonelle Mittel zurückgreifen. „Es gibt Antibabypillen, die einen positiven Einfluss auf Regelschmerzen haben“, so Sperfeld. Dieses Thema sollte jedoch gut abgewägt werden. Die Antibabypille gerät immer mehr in Verruf aufgrund der möglichen Nebenwirkungen.4, 5 Zudem sinkt die Zahl der jungen Frauen, die die Pille nehmen, in den letzten Jahren rapide im Vergleich zu anderen Verhütungsmitteln.6
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Sex kann helfen
Das mag für die meisten überraschend kommen, aber es stimmt. Auch Sex kann als Mittel gegen Menstruationsschmerzen genutzt werden. Eine Studienreview aus dem Jahr 2009 legt das nahe.7 Während des Geschlechtsverkehrs scheint das Gehirn diese Art von Schmerz anders, teilweise sogar gar nicht wahrzunehmen. Grund dafür sind die zahlreichen Glückshormone, die während des Sex vom Gehirn ausgeschüttet werden. Wenn Frauen im Zuge des Akts sogar zum Orgasmus kommen sollten, können die Krämpfe bis zu einer Stunde lang aufgelöst werden. Die genauen Hintergründe sind dabei aber noch nicht klar identifiziert.
Natürlich muss man sich dafür jetzt aber nicht extra Partnerinnen oder Partner heranholen, Masturbation erfüllt nämlich genau dieselben Ziele.
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Quellen
- 1. Endometriose Vereinigung Deutschland e.V. Was ist Endometriose? (aufgerufen am 17.4.2023)
- 2. Europäische Endometriose Liga. Endo-Test. (aufgerufen am 17.4.2023)
- 3. Salmalian, H., Saghebi, R., Moghadmnia, A. A., et al. (2014). Comparative effect of thymus vulgaris and ibuprofen on primary dysmenorrhea: A triple-blind clinical study. National Library of Medicine.
- 4. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Rote-Hand-Brief zu kombinierten hormonalen Kontrazeptiva, einschließlich Informationsmaterialien: Risiko von venösen Thromboembolien. (aufgerufen am 17.4.2023)
- 5. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Rote-Hand-Brief zu hormonellen Kontrazeptiva: Neuer Warnhinweis zu Suizidalität als mögliche Folge einer Depression unter der Anwendung hormoneller Kontrazeptiva. (aufgerufen am 17.4.2023)
- 6. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Verhütungsverhalten Erwachsener 2018. (aufgerufen am 17.4.2023)
- 7. Fillingim, B. R., King, D. C., Reibeiro-Dasilva, C. M., et al. (2009). Sex, Gender, and Pain: A Review of Recent Clinical and Experimental Findings. National Library of Medicine.
- Mit Material von dpa