24. Dezember 2021, 8:52 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Meist im Winter macht sich die Haut von Neurodermitikern mit rötlichen, juckenden Stellen bemerkbar. Dabei sind die Beschwerden nur bedingt abhängig von den Temperaturen. FITBOOK erklärt typische (und ungeahnte!) Ursachen der Hauterkrankung, was einen Schub begünstigt und wie man ihm vorbeugen kann.
Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, ist eine entzündliche Hauterkrankung. Bei den Betroffenen funktioniert das Immunsystem nicht richtig und ihre natürliche Hautbarriere ist defekt. Dadurch können fremde Stoffe, beispielsweise Eiweiße von Pollen oder Nahrungsmitteln, in die Haut gelangen. Der Organismus nimmt sie als Antikörper wahr und schüttet als Reaktion Histamin aus. Die Folge: schubartig auftretender Juckreiz, zu erkennen an rötlich, schuppig-trockener Haut. Typische Neurodermitis-Stellen sind die Handinnenflächen, Arm- und Kniebeugen, der Bereich um die Lippen herum und die Kopfhaut, in besonders schweren Fällen verbreiten die Ekzeme sich großflächig. Die Veranlagung für Neurodermitis ist genetisch veranlagt. Oftmals ist die Erkrankung nach Abschluss der Pubertät kein Thema mehr. Bei den Personen, die darunter leiden, stellt sich oft die Frage: Was sind die Ursachen von Neurodermitis, und was hilft?
Übersicht
Ursachen und Auslöser von Neurodermitis
In den warmen Sommermonaten bereitet Neurodermitis eher keine Probleme. Im Winter jedoch tritt sie bei Betroffenen verstärkt auf. Das liegt aber weniger an den Temperaturen selbst, sondern an ihren Konsequenzen. Zum einen ist man in der kalten Jahreszeit häufiger krank und das Immunsystem geschwächt, was einen Schub begünstigt, zum anderen macht die trockene Heizungsluft der empfindlichen Neurodermitis-Haut zu schaffen.
Zu guter Letzt tut die Kleidung, die wir im oftmals in mehreren Lagen tragen, ihr Übriges. Wolle und verschiedene synthetische Fasern können durch den Kontakt mit der Haut Schübe auslösen und das beliebte Zwiebelprinzip, das uns im Winter zwar mollig warmhält, gibt der gestressten Haut kaum Möglichkeit zum Atmen. Wer darüber hinaus nicht daran gedacht hat, seine Hautpflege auf Winterzeit umzustellen, hat wichtige Vorsorgemaßnahmen versäumt.
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Was bei Neurodermitis hilft
Richtige Hautpflege zur Vorbeugung
Um einem Neurodermitis-Schub entgegenzuwirken, empfehlen sich zur Reinigung milde, idealerweise rückfettende Waschlotionen, die Ihre Haut nicht unnötig reizen. Zur anschließenden (und unerlässlichen!) Feuchtigkeitsversorgung sollte man Produkte mit antientzündlichen Zusätzen verwenden, die die Lipidbarriere der Haut aufbauen. Empfehlenswert sind Cremes, die den synthetischen Harnstoff Urea enthalten und bei der Bindung von Wasser in der Hornschicht der Haut helfen. Wichtig: Die Produkte müssen frei von Duft- und Konservierungsmitteln sein. Am besten auf hochwertige Präparate aus der Apotheke setzen.
Lokale Therapie für schnelle Linderung
Was außerdem gegen Neurodermitis hilft, ist die Behandlung der entzündeten Areale mit einer medizinisch wirksamen Salbe oder Creme. Üblich sind solche mit Hydrocortison, die im Akutfall schnelle Linderung verschaffen, da die enthaltenen Glucocorticoide die Freisetzung und Wirkung der Entzündungsstoffe hemmen. Man sollte sie jedoch sparsam verwenden: Auf Dauer führt der Wirkstoff zum Ausdünnen der Haut. Höher dosierte Cremes und Salben gibt es in der Regel per Rezept, meist helfen aber auch geringer dosierte und frei verkäufliche Präparate.
Stress reduzieren
Belastungssituationen, Schlafmangel und Stress, beruflicher wie auch seelischer Art, sind typische Triggerfaktoren für Neurodermitis. Man sollte deshalb darauf, sich in im (Arbeits-)Alltag nicht zu überfordern und immer wieder Auszeiten zu nehmen. Private Sorgen sollte man bei der nächsten Gelegenheit angehen, bevor sie sich nachhaltig auf die Stimmung schlagen. Stressfaktoren, gegenüber denen man sich machtlos fühlt, sollte man bestenfalls meiden. Wichtig sind auch Auszeiten: etwa Ausflüge oder – sofern möglich – Erholungsurlaub.
Klimawechsel
Bei der Wahl des Reiseziels kann man Regionen wählen, die förderlich für die Hautgesundheit sind. Feuchtes Klima und Salzwasser, ebenso die Luft im Hochgebirge werden von Betroffenen häufig als sehr wohltuend beschrieben. Am Meer und in den Bergen ist der Allergengehalt der Luft niedriger, außerdem wirkt das UV-Licht der Sonne antientzündlich.
Bewusste Ernährung
Im Sinne der Haut sollte man darauf achten, was man zu sich nimmt. Verschiedene Hautärzte empfehlen ihren Neurodermitis-Patienten eine Histamindiät, also den Verzicht auf Lebensmittel, die Störungen im Histaminhaushalt hervorrufen können. Das sind bakteriell fermentierte Nahrungsmittel wie Geräuchertes, gereifter Käse, Rotwein, Schokolade und verschiedene Pilzsorten, außerdem intensiv gefärbte natürliche Lebensmittel wie Tomaten, Erdbeeren oder Spinat. Auch Zitrusfrüchte wie Orangen, Grapefruits, und Zitronen sollten besser gemieden werden. Bei Kindern sind Milch, Eier, Nüsse und Weizen häufige Auslöser.
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Nicht kratzen!
So schwer es auch fallen mag: Man sollte mit aller Kraft dem Juckreiz widerstehen – andernfalls droht ein Teufelskreis. Durch das manuelle Reizen des Ekzems entzündet es sich unter Umständen neu, so kann die atopische Stelle nicht verheilen. Um den Juckreiz möglich gering zu halten, gilt es, Fasern wie Wolle (schuppige, reizende Oberfläche!) zu vermeiden. Besser sind atmungsaktive Öko-Baumwolle und Seide. Man sollte zudem versuchen, sich und die Haut häufig der frischen Luft auszusetzen, um Heizungsklima und Schadstoffbelastung möglichst gering zu halten. Duftstoffe von Tabakwaren und -rauch sollen die Symptome verschlimmern. Hierfür gibt es zwar keine wissenschaftliche Erklärung – stattdessen aber ohnehin zahllose Gründe, nicht zu rauchen. Wie das mit dem Aufhören endlich klappt, verraten wir hier.
FITBOOK wurde fachlich beraten von den Mitarbeitern der Berliner Axel-Springer-Apotheke.