20. September 2023, 4:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Irgendwann ist es eh zu spät, und es bringt nichts mehr, mit dem Rauchen aufzuhören? Falsch! Die Wissenschaft liefert den Gegenbeweis.
Man hört es immer wieder, auch wenn es oft nicht ganz ernst gemeint ist: Menschen, die über sich sagen „Ich rauche schon so lange, jetzt lohnt sich aufhören auch nicht mehr“. Was sie damit meinen: Ihre Lunge sei nach vielen Jahren des Dauerpaffens so geschädigt, dass es für eine Regeneration schlicht und einfach zu spät sei. Eine Studie räumt mit diesen Vorurteilen auf und sollte selbst hart gesottenen Kettenrauchern Mut machen, das schädliche Laster ein für alle Mal abzustellen. Ein Rauchstopp lohnt sich immer.
Übersicht
Das haben die Forscher untersucht
Rauchen verändert nachweislich das Erbgut und führt durch diese Mutationen in den Zellen zu Veränderungen im Lungengewebe. Britische Forscher des Wellcome Sanger Institute haben im Jahr 2020 anhand von 16 Probanden untersucht, wie sich ein Rauchstopp auf die Regeneration der Lunge auswirkt und ob entstandene Schäden reversibel sind.1
Für die Studie, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature“ erschienen sind, untersuchten die Forscher Gewebeproben aus der Lunge von aktiven Rauchern, Ex-Rauchern und Nichtrauchern (darunter auch Kinder), um Zellveränderungen der Atemwege zu dokumentieren.
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Außerdem analysierten die Forscher die Gesamtgenomsequenz. Geprüft wurden die Häufigkeit und Eigenschaften entstandener Mutationen aus dem biopsierten Lungenmaterial.
Dabei wurde festgestellt: Die Inhaltsstoffe der Zigaretten lösten bei über 90 Prozent der Raucher (im Vergleich zu Nichtrauchern) zusätzliche Mutationen des Gewebes aus. Bis zu 10.000 Veränderungen wurden dokumentiert. Eine Häufung dieser schädlichen Strukturen führt zu einer deutlichen Erhöhung des Lungenkrebsrisikos.
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Rauchstopp lohnt sich immer
Bei ehemaligen Rauchern wurde, im Vergleich zu aktiven Rauchern, eine Senkung der Mutationen nachgewiesen. Selbst Probanden, die in ihrem Leben mehr als 15.000 Päckchen Zigaretten geraucht hatten, wiesen schon kurz nach einer Rauchentwöhnung weniger geschädigte Zellen in ihren Atemwegen auf. Peter Campbell, einer der Studienautoren, erklärte dazu: „Schon nach ein paar Jahren zeigten viele Zellen in ihren Atemwegen keinerlei Hinweis auf Schaden durch Tabak.“
Insgesamt waren bis zu 40 Prozent der Lungenzellen bei Ex-Rauchern gesund – und damit viermal so viel wie bei aktiven Rauchern.
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„Sicherer Hafen“ als Quelle der Regeneration?
Bleibt die Frage nach dem Wie. Campbell unterstreicht, dass geschädigte Zellen sich „nicht auf magische Weise repariert haben“. Er vermutet, es könnte eine Art Reservoir an gesunden und vom Rauch verschonten Zellen geben, die nur darauf warten, in Zeiten von Rauchstopp in den Vordergrund zu treten.
„Wenn die Person erst einmal mit dem Rauchen aufgehört hat, vermehren sich die Zellen aus diesem ‚sicheren Hafen‘ schlagartig und ersetzen zunehmend bereits geschädigte Zellen“, so Campbell weiter.
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Keine Entwarnung für chronische Krankheiten
Aber Achtung: Auch wenn sich ein Rauchstopp immer lohnt, heißt das nicht, dass tiefere Schäden in der Lunge, ein Vorbote von chronischen Lungenerkrankungen, umgekehrt werden können. Ebenfalls lässt sich nicht daraus schließen, dass das Krebsrisiko durch den bereits entstandenen Schaden (erheblich) minimiert werden kann. Bitte fangen Sie also erst gar nicht an zu rauchen – und hören Sie so früh wie möglich auf!
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Quelle
- 1. Yoshida, K., Gowers, K. H. C., Lee-Six, H. et al. (2020). Tobacco smoking and somatic mutations in human bronchial epithelium. Nature.