31. Dezember 2022, 8:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Fast jeder hat schon mal diese Erfahrung gemacht: Man geht gemeinsam mit Freunden etwas trinken, der gesellige Abend ufert aus und bekommt am nächsten Tag dann die Quittung in Form eines Brummschädels. Interessant ist dabei, dass bei einigen Menschen der Kater offenbar leichter ausfällt oder gar nicht erst auftritt. Dafür gibt es gleich mehrere Erklärungen.
Für viele Menschen gehört Alkohol zu geselligen Treffen mit Freunden einfach dazu. Dabei ist es das berühmte Bier oder Glas Wein zu viel, welches am nächsten Tag für den gefürchteten Kater sorgt. Von einem Brummschädel über Schwindelgefühl bis hin zu Übelkeit und Erbrechen ist das Spektrum der unangenehmen Kater-Symptome breit. Dabei trifft es nicht jeden gleich hart, obwohl man gleich viel oder sogar weniger getrunken hat als die Freunde. Doch woran liegt es, dass einige Menschen unempfindlicher auf Alkohol reagieren und seltener oder keinen Kater bekommen? Dafür gibt es verschiedene Erklärungsansätze.
Übersicht
Einige Menschen bekommen gar keinen Kater
Der britische Psychologie-Dozent Craig Gunn von der University of Bristol führt in einem Beitrag für das Wissenschaftsportal „The Conversation“ mehrere Gründe auf, weshalb Menschen unterschiedlich gut Alkohol abbauen. Denn diese Faktoren entscheiden auch darüber, ob man einen starken oder leichten Kater entwickelt nach übermäßigem Alkoholkonsum. Es gibt sogar eine kanadische Studie aus dem Jahr 2021, die Hinweise dafür liefert, dass ein kleiner Prozentanteil der Bevölkerung (rund fünf Prozent) gar keinen Kater bekommt, selbst wenn sie deutlich einen über den Durst getrunken haben.1
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Nicht nur die Alkoholmenge entscheidet, sondern die Genetik
Der offensichtlichste Grund wäre natürlich der, dass man unterschiedlich viel Alkohol zu sich genommen hat. Doch so einfach ist es natürlich nicht. Auch die Genetik spielt dabei eine Rolle. Forscher der University of California haben untersucht, wie empfindlich Amerikaner asiatischer Abstammung auf Alkohol reagierten. Probanden mit einer Genmutation an dem Enzym Aldehyddehydrogenase 2 (ALDH-2) entwickelten einen stärker ausgeprägten Kater als Probanden ohne diese Genmutation.2
Der Grund dafür ist ganz einfach: ALDH-2 gehört zu jenen Enzymen, die helfen, Alkohol im Körper abzubauen. Liegt eine Mutation an dem Gen vor, kann Alkohol schlechter verstoffwechselt werden und es kommt zu heftigeren Nebenwirkungen. Deswegen trinken Asiaten mit dieser Genmutation generell weniger Alkohol und haben ein geringeres Risiko für die Entwicklung einer Alkoholsucht.
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Mit dem Alter wird der Kater seltener
Interessanterweise spielen offenbar auch Geschlecht und Alter eine Rolle, ob und wie stark der Kater ausfällt. Dies fand man bei einer Online-Umfrage von 761 Niederländern heraus.3 Die Befragten waren zwischen 18 und 94 Jahren alt, 61,6 Prozent davon weiblich. Die Auswertung der Daten ergab, dass junge Erwachsene mehr trinken als ältere und Männer mehr als Frauen. So wundert es auch nicht, dass insbesondere in der Gruppe der 18- bis 25-jährigen Männer häufiger und stärker verkatert war als Frauen. Jedoch spielte nicht nur die Alkoholmenge eine Rolle. Welche weiteren Gründe dahinterstecken, konnte nicht ermittelt werden.
Dafür stellten die Forscher fest, dass mit steigendem Alter die Schwere des Katers abnimmt – selbst, wenn die Menge des konsumierten Alkohols berücksichtigt wird. Warum das so ist, wird jedoch in der Studie nicht erklärt.
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Psychologie und Persönlichkeitsmerkmale spielen ebenso eine Rolle
Und nicht zuletzt spielen offenbar auch die mentale Verfassung sowie Persönlichkeitsmerkmale eine Rolle dabei, wie stark ein Kater ausfällt beziehungsweise empfunden wird. Psychologische Merkmale wie Angstzustände, Depressionen oder das Stressniveau der betroffenen Person spielen eine Rolle, führt Craig Gunn in seinem Artikel für „The Conversation“ aus. Auch gebe es Hinweise darauf, dass neurotische Menschen eher einen Kater entwickeln.4 Aber auch jene, die sich schuldig nach dem Trinken fühlen, die wütend, depressiv oder gestresst sind.5
All diese Stimmungen sind mit einer pessimistischen Lebenseinstellung verbunden und der Tendenz, die Welt eher negativ zu interpretieren, erklärt Gunn. So kann ein Kater diese negative Voreingenommenheit verstärken und dazu führen, dass sich manche Menschen eben noch schlechter fühlen als andere, die ebenfalls einen Kater haben, aber eine tendenziell positive Lebenseinstellung.
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So hängt es letztendlich auch davon ab, was für Bewältigungsstrategien Menschen haben. Personen, die beispielsweise schmerzempfindlicher sind, fokussieren sich stärker auf ihre Schmerzen. Dadurch könnten sie womöglich auch die Symptome eines Katers nicht nur deutlicher wahrnehmen, sondern gleichzeitig auch noch verstärken. Menschen wiederum, die dazu neigen, ihre Probleme zu ignorieren oder zu leugnen, nehmen auch einen Kater weniger schmerzlich wahr.
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Quellen
- 1. Kruisselbrink, L. D., Bervoets, A. C., de Klerk S. et al. (2017). Hangover resistance in a Canadian University student population. Addictive Behaviors Reports.
- 2. Wall, T.L., Horn, S.M., Johnson, M.L., et al. (2000). Hangover symptoms in Asian Americans with variations in the aldehyde dehydrogenase (ALDH2) gene. Journal of Studies on Alcohol.
- 3. Verster, J.C., Severeijns, N.R., Sips, A.S.M. et al. (2021). Alcohol Hangover Across the Lifespan: Impact Of Sex and Age. Alcohol and Alcoholism.
- 4. Harburg, E., Gunn, R., Gleiberman, L. et al. (1993). Psychosocial factors, alcohol use, and hangover signs among social drinkers: A reappraisal. Journal of Clinical Epidemiology.
- 5. Terpstra, C., Verster, J.C., Scholey, A. (2022). Associations between Mental Resilience, Mood, Coping, Personality, and Hangover Severity. Journal of Clinical Medicine.