
2. Oktober 2019, 17:57 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Waschmaschinen können nicht nur waschen, sondern auch Krankheiten verbreiten. Das ist die überraschende Erkenntnis eines Falls aus einem Kinderkrankenhaus in Bonn. Was war passiert?
Immer wieder hatten sich Säuglinge einer Intensivstation mit antibiotikaresistenten Erregern – genauer gesagt Bakterien des Typs Klebsiella oxytoca – angesteckt. Der Erreger kann Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen auslösen und in seltenen Fällen sogar zu einer tödlichen Blutvergiftung führen.
Weil alle klinikinternen Hygienevorkehrungen nicht fruchten wollten, wurde die Expertise des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn hinzugezogen – in Person von Dr. Dr. Ricarda Schmithausen und Dr. Daniel Exner. Die beiden führten intensive Proben auf der Station durch. Was bei der Suche nach der Quelle und Verbreitungswegen von Vorteil war, hat Schmithausen auf der Website der Uni Bonn verraten: „Dieser Klebsiella-oxytoca-Typ war so einzigartig, dass er bisher in dieser Form noch nicht in der Datenbank (…) erfasst war.“ So konnte man den Verbreitungsweg eindeutig nachvollziehen. Zumal man auch wusste: Weder das Pflegepersonal noch die Eltern der betroffenen Säuglinge hatten die Bakterien übertragen.
Waschmaschine als gefährliche Keimquelle
Als Erregerursprung wurde am Ende ein Haushaltsgegenstand identifiziert: „Der Klebsiella-oxytoca-Typ war eindeutig im Spülfach und am Türgummi einer Waschmaschine im Keller nachzuweisen, mit der die handgestrickten Söckchen und Mützchen der Babys auf der Station gewaschen wurden“, erklärt Exner. Der Verbreitungsweg war dann logischerweise auch die Baby-Kleidung, über die sich die Neugeborenen mit dem Bakterium infizierten.
Dass die Hygiene-Forscher mit ihrer Vermutung richtig lagen, wussten sie spätestens, als nach Entfernung der Waschmaschine keine weiteren Infektionen mehr auftraten. Übrigens ist die Tatsache, dass der Fall sich in einem Krankenhaus ereignet hat, kein Grund zum Aufatmen für Otto Normalverbraucher, ganz im Gegenteil. Warum? Weil der Täter eine handelsübliche Waschmaschine war. Und genau hier sehen die beiden Mediziner auch ein wichtiges Learning für Millionen deutsche Haushalte.
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In Haushalten mit immungeschwächten Menschen bei 60 Grad waschen
Exner: „Wir haben (…) erstmals nachgewiesen, dass es durch eine Waschmaschine auch zur Übertragung von antibiotikaresistenten Keimen auf den Menschen kommen kann.“ Dieses Ergebnis stelle die Entwicklung, beim Waschen auf Temperaturen von 40, oft sogar nur 30 Grad zu setzen, in Frage – auch wenn es natürlich aus Umweltsicht eine gute Sache ist. Doch wenn sich (nicht zuletzt ältere) Menschen im selben Haushalt befinden, die unter offenen Wunden und/oder Infektionen leiden oder einen Blasenkatheter besitzen, kann die Waschmaschine bei Temperaturen unter 60 Grad zur gefährlichen Keimschleuder mutieren.