10. Dezember 2021, 11:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wie stark Erkältungssymptome auftreten, unterscheidet sich nicht nur von Person zu Person, sondern hängt auch von der Tageszeit ab. Warum das so ist, erklären Experten.
Manchen Menschen geht es bei einer Erkältung morgens nach dem Aufwachen besonders schlecht. Andere haben vor allem am Abend starke Erkältungssymptome wie Husten, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und eine verstopfte Nase. Ist das alles nur Einbildung, dass eine Erkältung jeden zu unterschiedlichen Zeiten besonders hart trifft?
Abends ist Fieberzeit
„Nein“, meint Michael Feld. Der Allgemeinarzt und Schlafmediziner erklärt, dass Erkältungssymptome tatsächlich je nach Tageszeit unterschiedlich stark auftreten. „Der Klassiker ist, dass abends das Fieber höher steigt und die Körpertemperatur erhöht ist.“ Normalerweise – also, wenn man nicht erkältet ist – sei es bei jedem Menschen so, dass die Körperkerntemperatur abends runtergehe und bis zur Nachtmitte hin abfalle. „Gerade im Fieber schwankt die Körpertemperatur, ist mal höher, mal niedriger. Und zu bestimmten Tageszeiten ist das dann stärker oder weniger stark.“
Herbert Löllgen ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologe und Sportarzt. Er erklärt, es sei oftmals so, dass man sich mit einer Erkältungskrankheit eher abends schlecht fühle. Vor allem, wenn man sich tagsüber nicht genug geschont oder keine Anwendungen gemacht habe. Hinzu kommt die Durchblutung. „In der Nacht ist die Blutfülle im Kopf beim Liegen etwas vermehrt und das kann die verstopfte Nase verstärken“, so Prof. Löllgen.
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Wann die Nase am stärksten verstopft ist – und warum
Warum eine Nase verstopft, erklärt Michael Feld so: „Die Nasenmuscheln links und rechts sind immer unterschiedlich stark angeschwollen, auch im Normalzustand. Mal ist das eine Nasenloch ein bisschen offener oder etwas geschlossener. Das kennt jeder, auf einmal macht es „plopp“ und dann ist das andere Loch wieder offen.“ An- und Abschwellen der Nasenmuscheln unterliege dabei einer Tages- oder Schwankungsrhythmik.
„Ist die Nase wegen einer Erkältung verstopft und noch mehr angeschwollen, kann es sein, dass man morgens noch halbwegs Luft kriegt, aber dann zum Beispiel am frühen Abend gar nicht mehr. Oder es ist genau umgekehrt“, sagt Feld. Warum die einen in den Morgenstunden mit einer verstopften Nase kämpfen und es bei den anderen abends schlimmer ist, sei dabei individualtypisch unterschiedlich. Nach Meinung des Mediziners hänge das mit dem jeweiligen Chronotyp oder mit chronobiologischen Aspekten zusammen. „Erkältungen an sich haben schon Tagesschwankungen in ihrer Intensität und Ausprägung. Das kommt dann nochmal zusammen mit dem individuellen Chronotyp oder der individuellen Veranlagung, wenn das dann der Fall ist.“
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Nasenspray hilft bei Erkältungssymptomen
Bei einer normalen Erkältung helfen in der Regel Allgemeinmaßnahmen. Feld: „Man kann ruhig, wenn es nur für die paar Tage der Erkältung ist, zwei- bis dreimal am Tag oder bei Bedarf ein Nasenspray verwenden, das stark abschwellend wirken sollte. Das kann man auch immer dann machen, wenn es auf die Ohren geht. Weil dann der Verbindungsgang zwischen Rachen und Mittelohr, die sogenannte Tube, wieder frei wird.“
Zudem würden die Gänge zu den Nebenhöhlen durch das Nasenspray geöffnet. „Die könnten ansonsten zuschwellen und eine Nebenhöhlenentzündung mit Kopfschmerzen verursachen.“ Sowohl Feld als auch Löllgen empfehlen ein altbewährtes Hausmittel: Inhalieren. Das kann eine Kochsalzlösung sein oder einfach nur heißes Wasser, dessen Dampf man einatmet. Wer mag, gibt etwas Kamille oder Pfefferminze dazu.
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Warum Inhalieren bei Erkältungssymptomen gut ist
Sind die Schleimhäute ausgetrocknet, hat eine Erkältung leichtes Spiel. Das ist auch der Grund, weswegen sich viele im Herbst oder Winter erkälten, bei kalter, aber trockene Luft draußen und trockener Heizungsluft in Innenräumen. „Wenn dann die Schleimhäute austrocknen, verlieren diese ihre Abwehrfunktionen und ihre Barriere. Denn die Abwehrfunktion der Haut spielt sich im Schleim ab, dem Feuchtigkeitsfilm. Deswegen macht es immer Sinn, die Schleimhäute schön feucht zu halten bei einer Erkältung“, sagt Feld.
Da helfe dann Inhalieren, der Einsatz eines Verneblers, kochsalzhaltiges Nasenspray und auch Gurgeln. Inhalieren sollte man bei einer Erkältung zwei- bis dreimal täglich für mindestens zehn Minuten, empfiehlt Herbert Löllgen. Das hat auch einen psychologischen Effekt. „Man tut aktiv etwas gegen die Erkältung und kann nebenbei nichts anderes machen.“ Der Schongang wirkt sich positiv auf die Genesung aus.
Neben den altbewährten Hausmitteln gibt es auch gute Erkältungspräparate zu kaufen. „Man kann auch frei verkäufliche Schleimlöser nehmen. Da gibt es pflanzliche Produkte mit Efeu-Extrakten, oder chemische Mittel wie Ambroxol, Mucosolvan und ACC. Das hilft etwas mit, dass die Erkältung schneller vorübergeht. Wichtig ist zudem, dass man ganz viel trinkt, damit genügend Flüssigkeit im Kreislauf ist und sich der Schleim verflüssigt“, so Feld.
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Aspirin kann abends die Magenschleimhäute belasten
Wer es verträgt, kann ruhig auch zu Aspirin greifen. Löllgen empfiehlt, Aspirin als Brausetablette einzunehmen. Der Wirkstoff gelange so schneller durch den Magen und belaste diesen nicht so sehr wie eine Tablette zum Schlucken. Falls man Blutverdünner einnimmt, sollte man lieber auf ein anderes Mittel als Aspirin zurückgreifen, bspw. Paracetamol oder Ibuprofen.
Aspirin kann abends die Magenschleimhäute eher reizen, wenn der Magen leer ist. Löllgen empfiehlt, das Präparat deshalb bei Bedarf morgens nach dem Frühstück einzunehmen. „Abends sollte man lieber zu Paracetamol greifen“, sagt der Mediziner.
Und wenn man mit hohem Fieber zu kämpfen hat, also bei einer Körpertemperatur von über 39 Grad, und es zudem zu grünem Auswurf kommt, heißt es: ab zum Arzt! „Je nach Krankheitsverlauf leitet dieser dann weitere Maßnahmen ein“, erklärt Michael Feld.
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Kann Kaffee Erkältungssymptome verschlechtern?
Nein, sagt Professor Löllgen. „Generell ist es bei einer Erkältung jedoch besser, lieber Tee als Kaffee zu trinken. Ob schwarzer, grüner oder Kräutertee, spielt dabei keine große Rolle. Tee ist einfach günstiger für das Herz.“