5. Juli 2023, 14:28 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Mit 50 sollten Sie das Thema Vorsorgeuntersuchungen längst auf dem Schirm haben. Denn viele der Check-ups, die in diesem Alter wichtig sind, lassen Sie idealerweise bereits seit einigen Jahren regelmäßig durchführen. Welche das sind und was nun dazu kommt, lesen Sie bei FITBOOK.
Vorsorgeuntersuchungen werden auch als Früherkennungsuntersuchungen bezeichnet. Denn sie zielen darauf ab, gesundheitliche Probleme und Erkrankungen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt aufzuspüren. So gilt in der Regel: Je schneller man mit der Behandlung beginnt, desto höher die Erfolgschancen. Mit dem Alter werden es gemeinhin mehr Vorsorgeuntersuchungen, die man in bestimmten Abständen vornehmen lassen sollte. Die Kosten dafür übernehmen deshalb die gesetzlichen Krankenkassen. Und das 50. Lebensjahr ist eine der Altersstufen, die Neuerungen bringt. Dieses Leistungsangebot ist eine sinnvolle Orientierung – doch es gibt einiges hinzuzufügen. FITBOOK geht genauer darauf ein.
Übersicht
Vorsorgeuntersuchungen – auch im jüngeren Alter wichtig
Das Alter macht zwar anfälliger dafür, krank zu werden. Doch es gibt einen noch viel wesentlicheren Risikofaktor. So erklärt der Internist Dr. med. Matthias Riedl im Gespräch mit FITBOOK, dass rund 75 Prozent der Erkrankungen genetisch veranlagt sind. Erst mit 50 über das Thema Vorsorgeuntersuchungen nachzudenken, sei somit oftmals entschieden zu spät. Der Experte mahnt, die individuellen Anlagen früh zu ermitteln und vor allem auf dieser Basis seine Vorsorgeuntersuchungen zu staffeln.
Das heißt natürlich nicht, dass das Leistungspaket, das die Versicherer für ihre Mitglieder ab 35 regelmäßig übernehmen (bestehend aus einem Arztgespräch, körperlichen Untersuchungen und Laboruntersuchungen), vernachlässigbar wäre. Es sollte jedoch ggf. um zusätzliche Check-ups erweitert werden. Welche mit dem 50. Lebensjahr automatisch dazukommen und somit ein allgemein erhöhtes Risiko widerspiegeln, lesen Sie jetzt.
Neu mit 50: Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs
Darmkrebs steht für bösartige Veränderungen der Darmschleimhaut, die sich aus zunächst harmlosen, doch immer weiter wachsenden Wucherungen im Darm (sogenannte Dickdarmpolypen) entwickelt haben. Sie sind typischerweise im Bereich des Dickdarms lokalisiert, daneben auch häufig im Enddarm. Die Prognose hängt hier ganz maßgeblich davon ab, in welchem Stadium Tumore entdeckt wurden.1 Das mittlere Erkrankungsalter liegt laut Statistik bei zwischen 70 und 75 Jahren. Detaillierte Infos zum Thema Darmkrebs finden Sie hier.
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Wichtig, weil:
Darmkrebs verläuft langsam und leise, er wird gemeinhin erst spät entdeckt. Wenn der Tumor umliegendes Gewebe befallen hat, sind die Heilungschancen schlecht. Das ist umso tragischer, wenn man bedenkt, dass die Gefahr einer schweren, potenziell tödlichen Erkrankung durch das Entfernen der sie auslösenden Polypen gebannt gewesen wäre. Dr. Riedl betont daher, dass genetisch Vorbelastete schon wesentlich früher („gern schon mit 20!“) mit der Vorsorge beginnen sollten.
Ablauf (und Kosten)
Patienten können ein Mal im Jahr ihren Stuhl auf verborgenes Blut untersuchen lassen. Alternativ übernimmt die Kasse für ihre männlichen Versicherten ab 50 und für ihre weiblichen ab 55 (Männer gelten als erkrankungsgefährdeter) zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren. Vor allem Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Darmkrebs sollten die zweite Methode wählen, denn sie gilt als die zuverlässigere.2 Wer außer der Reihe und „ohne Grund“ einen Stuhltest vornehmen will, zahlt zwischen 30 und 45 Euro. Eine Darmspiegelung kostet rund 300 bis 400 Euro.
Brustkrebsvorsorge für Frauen (50 bis 69)
Für Patientinnen ab 50 ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung auf Brustkrebs, genauer ein Mammografie-Screening, möglich, an das sie ab sofort und bis zu ihrem 69. Lebensjahr alle zwei Jahre erinnert werden. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung unter Frauen. Die meisten von ihnen erkranken nach dem 50. Lebensjahr.
Wichtig, weil:
Die Vorsorgeuntersuchung zielt darauf ab, Tumoren im Brustgewebe dann zu finden, wenn sie noch möglichst klein sind. Dadurch wären die Heilungschancen erhöht. Zudem ermöglicht „eine frühzeitige Diagnose eine schonende Behandlung und damit mehr Lebensqualität“ für die Betroffenen.3 Als sehr gut behandelbar gilt ein Durchmesser von weniger als 10 Millimetern.
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Ablauf (und Kosten)
Mammografie-Screening steht für eine Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust. Diese wird nach einem ersten händischen Abtasten durch den Arzt für einige Minuten zwischen zwei Kunststoffplatten komprimiert und so mittels Schallwellen ein Bild des Gewebes erzeugt. Frauen empfinden die Untersuchung gemeinhin als unangenehm. Sie gilt jedoch als beste Methode, um Tumoren im frühen Stadium zu erkennen. Selbstzahler müssten mit ca. 90 bis 119 Euro rechnen. Jedoch übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen alle zwei Jahre die Kosten und im Einzelfall auch bereits vor dem 50. Lebensjahr, wenn Familienmitglieder an Brustkrebs erkrankt waren.
Brustkrebs trifft deutlich öfter Frauen. Daran ist auch das weibliche Sexualhormon Östrogen beteiligt, das die Ausbreitung des Tumors unterstützt. Dennoch können sich auch bei Männern Tumoren in der Brustdrüse entwickeln. Und: „Bei ihnen ist die Brustkrebssterblichkeit höher, weil niemand damit rechnet“, warnt Dr. Riedl. Es könne daher zu tödlichen Verzögerungen bei der Diagnose kommen. Für Männer ist die Brustkrebsvorsorge kein Teil des regulären Vorsorgeuntersuchungspakets der Krankenkassen – ein Problem, gegen das die Deutsche Gesellschaft der Urologen vorzugehen versucht.4 Dr. Riedl rät Männern dringend, umgehend einen Termin beim Hausarzt oder Urologen zu vereinbaren, sollten sie Veränderung oder Vergrößerungen der Brust wahrnehmen.
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Standard-Vorsorgeuntersuchungen zusammengefasst
Die weiteren standardmäßigen Vorsorgeuntersuchungen sollten Sie schon seit dem 35. Lebensjahr kennen und durchführen lassen. FITBOOK fasst noch einmal zusammen.
Großes Blutbild
„Ein wiederkehrendes Thema“, so der Arzt. Denn das große Blutbild kann einen guten Überblick über den Gesundheitsstatus des Patienten geben. Es zeigt einerseits eine mögliche Blutarmut auf und kann andererseits auf eine Unterversorgung an bestimmten Nährstoffen sowie akute oder chronische Entzündungen hinweisen. Zu den per Blutentnahme ermittelten Werten zählen etwa das Hämoglobin, rote und weiße Blutkörperchen, die Fette und weitere. Laut Dr. Riedl handelt es sich beim großen Blutbild um den „Schmalspur-Check-up“, der risikoadaptiert ergänzt werden sollte. Details dazu besprechen Sie auf Basis Ihres individuellen Risikoprofils mit Ihrem Arzt.
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Kosten
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen für ihre Versicherten ab 35 die Kosten für das große Blutbild im Abstand von drei Jahren und auch häufiger, sollten Symptome oder genetische Anlagen für Krankheiten bestehen. Wünschen Sie den Labortest darüber hinaus in kürzeren Abständen, müssen Sie als Selbstzahler mit ca. 100 Euro rechnen.
Hautkrebs-Screening
Mit den Jahren steigt das Risiko auf krankhafte Veränderungen der Haut. Ganz einfach aus dem Grund, dass sie rechnerisch länger potenziell schädlichen UV-Strahlen ausgesetzt war. Beim Hautkrebs-Screening untersucht der Hautarzt Sie buchstäblich von Kopf bis Fuß mit besonderem Fokus auf Muttermale.
Kosten
Der Check-up wird ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre von den Versicherern übernommen. Sehr hellhäutige Menschen – insbesondere, wenn sie (z. B. beruflich bedingt) viel im Freien aktiv sind – sollten die Hautkrebsvorsorge häufiger vornehmen lassen. Die Kosten richten sich danach, welche Instrumente der Hautarzt einsetzt, sowie nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Im Schnitt sind es zwischen 40 und 60 Euro.
Urin-Untersuchung
Im Urin können neben gewöhnlichen Abfallprodukten auch Stoffe und Zellen nachweisbar sein, die auf gesundheitliche Probleme hinweisen können. Hierzu zählen einfache Harnwegsinfekte, aber auch mögliche Stoffwechselstörungen oder selbst eine Erkrankung an Diabetes. Im Speziellen zielt die im regelmäßigen Gesundheits-Check-up enthaltene Laboruntersuchung auf Glucose, rote und weiße Blutkörperchen sowie Eiweiß und Nitrit ab.
Kosten
Es handelt sich im Abstand von drei Jahren um eine Kassenleistung und auch darüber hinaus, sollte die Untersuchung indiziert sein. In allen anderen Fällen müssten Patienten dafür ca. 30 Euro bezahlen.
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Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge
Frauen werden ab dem 45. Lebensjahr alle drei Jahren an ihre gynäkologische Untersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs erinnert. Diese sieht einen Abstrich vom Muttermund und Gebärmutterhals vor, der zytologisch auf krankhafte Veränderungen des Gewebes untersucht wird. Der Abstrich wird seit einigen Jahren zudem auch einem Test auf Humane Papillomviren (HPV) unterzogen. Denn man geht davon aus, dass eine bestehende Infektion die Erkrankungswahrscheinlichkeit erhöht. Auch eine Abtastuntersuchung der Brust sollte bei dem Vorsorgetermin vorgenommen werden.
Kosten
Die Kosten trägt auch hier im empfohlenen Intervall der Versicherer. Wer außer der Reihe einen HPV-Test wünscht, zahlt dafür zwischen 10 und 50 Euro.
Kassenleistungen Die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen ab 65 Jahren
Nachgefragt beim Experten Die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen ab 45 Jahren
Augen, Zähne, Krebsvorsorge… Ärztliche Vorsorgeuntersuchung – wie oft, wann und weshalb?
Quellen
- 1. Bundesverband deutscher Internistinnen und Internisten .Darmkrebs: Prognose & Verlauf (aufgerufen am 5.7.2023)
- 2. Bundesministerium für Gesundheit. Weil früher besser ist – die wichtigsten Fragen zur Darmkrebs-Vorsorge. (aufgerufen am 5.7.2023)
- 3. Bundesministerium für Gesundheit und Kooperationsgemeinschaft Mammographie. Zehn Fragen und Antworten zum Mammographie-Screening-Programm (aufgerufen am 5.7.2023)
- 4. Urologenportal. Männer mit Brustkrebs: Urologen plädieren für Früherkennungsuntersuchung bei Risiko-Patienten. (aufgerufen am 5.7.2023)