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Nachgefragt beim Experten

Die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen ab 45 Jahren

Patient und Arzt im Gespräch
Welche Vorsorgeuntersuchungen sind mit 45 wichtig? FITBOOK hat einen Arzt gefragt. Foto: Getty Images
Laura Pomer

3. Juli 2023, 17:11 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in regelmäßigen Abständen die Kosten für Gesundheits-Check-ups. Welche Behandlungen darin inbegriffen sind, richtet sich auch nach dem Alter der Versicherten. Denn die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen steigt gemeinhin mit den Jahren. FITBOOK hat mit einem Arzt darüber gesprochen, welche Vorsorgeuntersuchungen ab dem 45. Lebensjahr wichtig wären – ob Kassenleistung oder nicht.

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Mit fachlicher Beratung von
Dr. Matthias Riedl, Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg

Vorsorgeuntersuchungen dienen dazu, möglichst früh (Vorstufen von) Krankheiten festzustellen. Denn je eher man mit der Behandlung gesundheitlicher Probleme beginnt, desto besser kann man ihr Fortschreiten aufhalten oder sie heilen. Auch wenn man theoretisch mit jedem Alter erkranken kann, steigt die Wahrscheinlichkeit mit den Jahren, und so auch die Zahl an Vorsorgeuntersuchungen, die Versicherte von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt bekommen. Auch mit 45 kommt etwas dazu. Lesen Sie im Folgenden mehr zu dem Thema.

Gesundheitsrisiko vor allem eine Frage der Veranlagung

Während das Alter den einen Risikofaktor darstellt, ist laut Dr. Riedl der noch viel wesentlichere die genetische Veranlagung. Und vor allem danach sollte man seine Vorsorgeuntersuchungen auswählen – auch wenn nicht alle davon von der Krankenkasse übernommen werden. „Wenn Eltern früh an Infarkten gestorben sind, etwa mit 50 oder 60, dann spricht das für Anlagen für ein Gefäßleiden“, erklärt er uns. Eine Arterienverkalkung benötige Jahrzehnte, um zu wirken. Umso sinnvoller sei es, früh mit der Vorsorge zu beginnen.

Generell jedoch ist es nach Altersstufen gestaffelt, welche Vorsorgeuntersuchungen von den Krankenkassen übernommen werden. Internist Dr. med. Matthias Riedl spricht von einem Kontinuum. „Das bedeutet, dass das Risiko kontinuierlich ansteigt“, so der Experte. Sprich: Wer mit 35 noch nicht an Bluthochdruck leidet, kann immer noch erkranken.

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Kasse übernimmt alle drei Jahre einen Gesundheits-Check-up

Ab dem 35. Lebensjahr übernimmt die Kasse für ihre Versicherten alle drei Jahre einen allgemeinen Gesundheits-Check-up zur Früherkennung von – insbesondere – Herz-Kreislauf-, Nierenerkrankungen und Diabetes. Hier inbegriffen sind neben einem ausführlichen Arztgespräch, in dessen Zuge ein erstes Risikoprofil des Patienten erstellt wird, verschiedene körperliche Untersuchungen sowie Laboruntersuchungen. Das Angebot an übernommenen Vorsorgeuntersuchungen entspricht im 45. Lebensjahr weitestgehend dem von 35-Jährigen. Eine wichtige Neuerung gibt es jedoch.

Neu: regelmäßige Prostatakrebsvorsorge beim Mann ab 45

Für Frauen gehören Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs schon selbstverständlicher zum Vorsorgeprogramm (mehr Infos dazu später im Text), hier ist das allgemeine Bewusstsein größer. „Dagegen werden von Männern diese Termine noch zu wenig wahrgenommen“, so Dr. Riedl. Vielleicht aus Angst vor einer unangenehmen Erfahrung? Bei der Prostatakrebsvorsorge tastet der Urologe mit rektal eingeführten Fingern die Prostata des Patienten gründlich ab.

Wichtig, weil:

Man geht zwar davon aus, dass das Risiko für Prostatakrebs mit etwa 50 zunimmt. Doch Dr. Riedl mahnt, die Vorsorgeuntersuchung bereits ab 45 ernst zu nehmen. Denn auch jüngere Männer erkranken – und haben in dem Fall „eine besonders schlechte Prognose im Vergleich zu älteren“, heißt es in einer an der Universität von Washington durchgeführten Studie.1 Im jüngeren Alter sind die Tumoren demnach besonders aggressiv und in diesem Fall eine rasche Aufnahme therapeutischer Maßnahmen wichtig. Sollte bei der Abtastung etwas auffällig sein, sind Folgeuntersuchung (Ultraschall, Blutentnahme, ggf. eine Gewebsuntersuchung) der nächste Schritt.

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Kosten

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die jährliche Vorsorgeuntersuchung für ihre Versicherten ab 45.

Großes Blutbild

Patienten bekommen z. B. beim Hausarzt oder einem Internisten Blut abgenommen. Dieses wird im Labor untersucht und die ermittelten Parameter in ein großes Blutbild übersetzt, welches einen Überblick über die verschiedenen Blutwerte des Patienten gibt. Es werden etwa die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen bestimmt, die Hämoglobin-Werte, daneben die Fettwerte und Blutplättchen. Soweit decken sich die Werte mit denen auf dem kleinen Blutbild, beim großen kommt noch ein sogenanntes Differentialblutbild hinzu. Genaueres dazu lesen Sie hier.

Wichtig, weil:

Die Laboruntersuchung zeigt auf, ob Patienten an einem Nährstoffmangel leiden. Veganer sollten hier ihre Vitamin-B12-Versorgung im Blick haben, betont Dr. Riedl. Das Vitamin kommt in einer rein pflanzlichen Ernährung nicht vor, ist jedoch von großer Bedeutung für die Zellteilung, Blutbildung und Nervengesundheit. Bleibt ein Mangel unbehandelt (z. B. mit Nahrungsergänzungsmitteln), können sich laut dem Mediziner „zerebrale Symptome“ zeigen, etwa Nervenschmerzen und Konzentrationsschwäche.

Darüber hinaus kann das große Blutbild gar auf gravierendere gesundheitliche Probleme hinweisen. Fänden im Körper des Patienten Entzündungsprozesse statt, die mit Erkrankungen in Verbindung stehen, würde sich das in seinen Blutwerten zeigen.

Kosten

Alle drei Jahre übernimmt die Krankenkasse die Kosten für ein großes Blutbild – und ebenso, sollten z. B. Symptome für die Untersuchung sprechen. Wer sie ohne ersichtlichen Grund in kürzeren Abständen wünscht, muss dafür rund 100 Euro bezahlen.

Hautkrebs-Screening

Was beim Hautkrebs-Screening passiert, verrät der Name: Der Hautarzt untersucht die Haut des Patienten auf Hautkrebs(-vorstufen) bzw. krankhafte Veränderungen, mit besonderem Fokus auf auffällige Muttermale.

Wichtig, weil:

Je älter wir werden, desto mehr Zeit hatten UV-Strahlen, auf unsere Haut einzuwirken, und diese haben bekanntlich ein schädliches, potenziell krebserregendes Potenzial. Umso wichtiger ist es, diese Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen – ab 45 noch mehr als etwa mit 30.

Kosten

Das Hautkrebs-Screening wird alle zwei Jahre von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, was seine Wichtigkeit unterstreicht. Bei sehr hellhäutigen Menschen sind diese Abstände dennoch zu groß, befindet Dr. Riedl – besonders dann, wenn sie sich viel im Freien und ggf. in Höhen aufhalten. In diesen Fällen empfiehlt er die Vorsorgeuntersuchung jährlich (Kosten: zwischen 40 und 60 Euro).

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Urin-Untersuchung

Ab 35 und so auch mit 45 gehört zu den von den Kassen übernommenen Untersuchungen auch eine des Urins. Patienten geben eine Probe ab, die im Labor ausgewertet wird.

Wichtig, weil:

Im Ausscheidungsprodukt Urin können Stoffe, Abfallprodukte und Zellen vorkommen, die auf Funktionsprobleme des z. B. Stoffwechsels hinweisen können. Die Untersuchung im Rahmen des regelmäßigen Gesundheits-Check-ups zielt im Speziellen auf das Vorkommen von Zucker, Eiweiß, Nitrit sowie roter und weißer Blutkörperchen ab. Von Blasenentzündungen bis hin zu Diabetes können hier verschiedene Auffälligkeiten festgestellt werden.

Kosten

Jenseits des empfohlenen Turnusses (alle drei Jahre) würden sich die Kosten für eine Urinuntersuchung auf max. rund 34 Euro belaufen. Wichtig: Hier geht es um den gesundheitlichen Check. Ein Urintest auf Drogen, wie er etwa im Rahmen einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) erfolgt, kostet zwischen 50 und 100 Euro.

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Krebsvorsorge (Frauen)

Mit 45 bekommen Patientinnen im Abstand von drei Jahren eine Erinnerung an ihre gynäkologische Krebsvorsorge. Dabei wird ein Abstrich vom Muttermund und Gebärmutterhals genommen und dieser zytologisch auf Gewebsveränderungen sowie eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) untersucht. Seit dem 30. Lebensjahr, und so auch mit 45, sollte zudem eine Abtastuntersuchung der Brust und umliegenden Lymphknoten (auf Brustkrebs) erfolgen.

Wichtig, weil:

Je früher man Gebärmutterhals- und Brustkrebs – generell Krebserkrankungen – zu behandeln beginnt, desto besser die Prognose.

Kosten

Es handelt sich im empfohlenen Intervall (alle drei Jahre) um eine Kassenleistung. Auch Frauen, die aufgrund einer HPV-Infektion ein erhöhtes Gebärmutterhalskrebsrisiko haben und deshalb jedes Jahr zur Krebsvorsorge sollten, bekommen sie übernommen.

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Wichtiges Thema: Darmkrebs

Die Darmkrebsvorsorge wird gemeinhin ab 50 empfohlen, ab diesem Alter ist sie im Leistungsangebot der Krankenkassen inbegriffen. Doch für Männer und Frauen mit einer genetischen Vorbelastung wäre dies zu spät, mahnt Dr. Riedl. „Die Vorstufe einer Krebserkrankung sind Polypen. Diese lassen sich entfernen, dann ist das Risiko gebannt.“ Gab es in der Familie Fälle von Darmkrebs, rät der Arzt dringend dazu, spätestens mit 45 zur entsprechenden Vorsorge zu gehen. Die Kosten belaufen sich auf zwischen 30 und 45 Euro.

Mehr zum Thema

Quellen

Themen Krebs
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