Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Nachgefragt beim Arzt

Diese Vorsorgeuntersuchungen sind ab dem 35. Lebensjahr wichtig

Frau beim Blutabnehmen
Neben dem großen Blutbild können weitere Vorsorgeuntersuchungen ab 35 wichtig sein. Welche, lesen Sie bei FITBOOK. Foto: Getty Images
Laura Pomer

1. Juli 2023, 8:29 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

Die Zahl an Vorsorgeuntersuchungen, die man regelmäßig vornehmen lassen sollte, steigt gemeinhin mit dem Alter. FITBOOK nennt die Arzttermine, die ab dem 35. Lebensjahr wichtig sind – und welche Faktoren für die Staffelung der Vorsorgeuntersuchungen noch entscheidender sind als die Angebote der Krankenkassen.

Artikel teilen
Mit fachlicher Beratung von
Dr. Matthias Riedl, Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg

Gesundheitschecks sind in jedem Alter wichtig. Denn krank werden kann man leider immer; und je früher etwaige Probleme entdeckt werden, desto eher kann man mit gezielten Maßnahmen reagieren. Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen es in einigen Fällen, Veränderungen aufzuspüren, noch bevor sie Symptome zeigen. Aber welche sind wichtig, und ab welchem Alter? FITBOOK geht im Folgenden auf die Vorsorgeuntersuchungen ein, die ab dem 35. Lebensjahr regelmäßig erfolgen sollten.

Wichtige Vorsorgeuntersuchungen ab 35

Die Wahrscheinlichkeit für verschiedene Erkrankungen steigt bekanntlich mit dem Alter. Und auch wenn mit 30 oder 35 von „Alter“ eigentlich keine Rede sein kann – bereits jetzt verändert sich der Körper auf verschiedene Weise. Der Stoffwechsel wird langsamer und die Knochendichte geht zurück; von unliebsamen optischen Veränderungen (die Haut verliert an Spannkraft, Falten und Cellulite werden wahrscheinlicher, das Haar wird grau, …) ganz zu schweigen. Man nimmt nicht mehr so leicht ab und der Sport trägt generell langsamer Früchte, als er es noch vor einigen Jahren getan hätte. Erschwerend kommt hinzu, dass mit dem 30. Lebensjahr die Muskelmasse zurückgeht. Umso wichtiger ist es nun, mit körperlicher Aktivität bestmöglich entgegenzusteuern. Zumal Sie sich nun in der sogenannten „Rush-Hour des Lebens“ befinden, in der Menschen sich zwischen Abschluss der Berufsausbildung und Familienplanung etc. orientieren müssen – eine herausfordernde Phase, in der nicht jeder gleichermaßen stabil ist und glücklich wird. Das Ganze kann Stress auslösen, und dieser, wenn er chronisch wird, krank machen.

Auch interessant: Wie sich Stress auf das Gewicht auswirken kann

Hinweis des Experten

FITBOOK hat über das Thema ausführlich mit dem Internisten und Ernährungsmediziner Dr. med. Matthias Riedl gesprochen. In seinem Tätigkeitsbereich ist Vorsorge ein großes Thema: Er behandelt nicht zuletzt Diabetiker und weiß, dass man etwa „mit dem richtigen Essen Krankheiten aktiv vorbeugen“ kann. Ihm ist wichtig, zu betonen, dass im Zusammenhang mit Erkrankungen noch viel entscheidender als das Alter die individuelle Veranlagung ist. „75 Prozent der Krankheiten sind genetisch bedingt“, weiß er. Schon früh sollte man überlegen, welche Krankheiten die Eltern hatten, und vor allem danach ausgerichtet seine Vorsorgeuntersuchungen staffeln. So können neben den von der Kasse empfohlenen und übernommenen Leistungen zusätzliche Untersuchungen sinnvoll sein.

Die Kasse zahlt ab 35 einen Gesundheitscheck alle drei Jahre

Gesetzlich versicherte über 35-Jährige haben alle drei Jahre Anspruch auf einen allgemeinen Gesundheitscheck, der von den Kassen übernommen wird.1 18- bis 34-Jährige können diese Leistung nur einmalig in Anspruch nehmen. Die Untersuchungen zielen im Speziellen darauf ab, Erkrankungen der Nieren, an Typ 2-Diabetes und etwaige Herzprobleme aufzuspüren. Hierzu zählen:

  • Arztgespräch
  • Körperliche Untersuchung
  • Laboruntersuchungen

Bei der Anamnese, also dem Arztgespräch, bespricht man etwaige Beschwerden und Auffälligkeiten und ermittelt den Impfstatus. Raucht der Patient, ist er (stark) übergewichtig, treibt er Sport? Gibt es eine familiäre Vorgeschichte von z. B. Krebserkrankungen? Auf Basis dieser Faktoren kann ein Risikoprofil erfasst und davon ausgehend entschieden werden, welche weiteren Untersuchungen von Bedeutung sind. Hierzu zählen die körperlichen (Ermittlung des Gewichts, Lungenfunktion, etc.) und die Bestimmung bestimmter Blutwerte. Weiterhin fällt eine Urin- unter die Laboruntersuchungen.

Auch interessant: Expertin über Eigenurin-Therapie: »Man hat in der Blase eine überragende Hausapotheke

Großes Blutbild

Neben dem kleinen Blutbild, das Ärzten einen ersten Eindruck vermittelt, gibt das große einen Überblick über die gesamten Blutwerte des Patienten. Hierzu zählt neben der Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen, den Hämoglobin-Werten, Fettwerten und Blutplättchen auch ein Differentialblutbild. Dabei werden etwa die verschiedenen weißen Blutkörperchen und deren Anteil im Blut untersucht. Genaueres zum großen Blutbild und was die Abkürzungen der Laborwerte bedeuten, lesen Sie hier.

Warum ist die Untersuchung wichtig?

Das große Blutbild kann einerseits kleinere Probleme aufzeigen – etwa, ob Patienten an einem Nährstoffmangel leiden. In dem Fall kann eine Ernährungsumstellung oder die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein. Daneben können die bei der Untersuchung ermittelten Parameter auf Auffälligkeiten im Bereich der Organe sowie Entzündungsprozesse im Körper hinweisen, die mit Erkrankungen in Zusammenhang stehen können.

„Das Blutbild ist ein wiederkehrendes Thema“, merkt der Arzt an. Das, was von den Krankenkassen ab dem 35. Lebensjahr regelmäßig übernommen wird, bezeichnet er als einen „Schmalspur-Check-up“. Abhängig von bestehenden Vorbelastungen sollten die ermittelten Werte demnach um weitere ergänzt werden. „Mein Tipp: Patienten mit Bluthochdruck sollten zusätzlich die Salzsensitivität des Körpers bestimmen lassen. So lässt sich feststellen, ob sie zu einer Steigerung des Blutdrucks durch Salzkonsum neigen.“ Abhängig vom Ergebnis des Salzbluttests gilt es, die Ernährung anzupassen. Laut Dr. Riedl ist jede dritte Person salzsensitiv.

Was genau passiert bei der Untersuchung?

Um das große Blutbild zu ermitteln, wird Ihnen Blut abgenommen. Das geht gemeinhin schnell. Wichtiger ist der Folgetermin, bei dem etwaige Auffälligkeiten besprochen werden. In der Zwischenzeit wurde die Blutprobe in einem Labor mithilfe eines Zählautomaten ausgelesen und einzelne Parameter in Blutwerte übersetzt. Wichtig: Versuchen Sie nicht, diese Werte selbst zu interpretieren. Sie laufen nur Gefahr, etwas falsch zu verstehen und sich unter Umständen unnötig verrückt zu machen.

Wie regelmäßig sollte ein großes Blutbild erstellt werden?

Ab dem 35. Lebensjahr empfiehlt sich ein großes Blutbild alle drei Jahre. Im diesem Abstand wird die Blutuntersuchung von den Krankenkassen übernommen. Sollte die Untersuchung in kürzeren Abständen nötig oder zumindest sinnvoll sein, etwa aufgrund einer Vorerkrankung oder weil Patienten über gewisse Symptome klagen, zahlt die Krankenkasse sie in der Regel ebenfalls.

Kosten

Sollte ein Patient sie ohne ersichtlichen Grund wünschen, belaufen sich die Kosten auf rund 100 Euro.

Hautkrebs-Screening

Sagt Ihnen der Begriff UV-Konto etwas? Er weist auf die ernsthaften Risiken durch UV-Einstrahlung hin. Denn je häufiger die Haut der potenziellen Gefahr ausgesetzt wird, desto schneller ist besagtes Konto voll. Die Entwicklung von Hautkrebs wird dadurch wahrscheinlicher. Beim Hautkrebs-Screening wird die Haut des Patienten auf krankhafte Veränderungen untersucht.

Warum ist die Untersuchung so wichtig?

Die Vorsorgeuntersuchung kann dabei helfen, Krebsvorstufen zu erkennen, deren Behandlung die Heilungschancen maßgeblich erhöhen kann.

Was genau passiert bei der Untersuchung?

Die Vorsorgeuntersuchung ist Fall für den Hautarzt und der Patient dabei idealerweise vollständig entkleidet. Er sollte von Kopf bis Fuß, also von der Kopfhaut bis zu den Fußsohlen, untersucht werden, inkl. der Mundschleimhäute. Etwaiger Nagellack sollte vor dem Termin von den Fuß- und Fingernägeln entfernt werden, da er sonst verdächtige Stellen auf dem Nagelbett verdecken könnte.

Wie regelmäßig?

Ein regelmäßiges Hautkrebs-Screening ist laut Dr. Riedl vor allem für hellhäutige Menschen wichtig und hier insbesondere für solche, die intensiv Outdoor-Sport treiben oder Berufen nachgehen, die sie regelmäßig intensiver Sonneneinstrahlung aussetzen. Hierzu zählten etwa Maurer oder Dachdecker. „Diese Personengruppen sollten ab dem 35. Lebensjahr jährlich zum Hautkrebs-Screenings gehen.“ Südeuropäer erkranken deutlich seltener und können daher auch zweijährige Abstände einhalten.

Kosten

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Untersuchung alle zwei Jahre. Deren genaue Höhe richtet sich nach den Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) und danach, welche Instrumente zum Einsatz kommen. Selbstzahler müssten mit zwischen 40 und 60 Euro rechnen.

Auch interessant: Impfung gegen Hautkrebs! Rückfall- und Sterberate in Studie um 44 Prozent reduziert

Urin-Untersuchung

Auch eine Urin-Untersuchung gehört zu den Laboruntersuchungen, die ab 35 erfolgen sollten. Dabei geht es insbesondere darum, den Gehalt an Eiweiß und Glucose sowie an roten und weißen Blutkörperchen und Nitrit zu bestimmen.

Warum ist die Untersuchung wichtig?

Im Urin sind zahlreiche Stoffe enthalten, die Hinweise auf gesundheitliche Probleme liefern können – von bakteriellen Harnwegsinfekten über Diabetes, Nierenerkrankungen oder Nierensteine bis hin zu Tumoren.

Was passiert bei der Untersuchung?

Patienten geben in einen hierfür vorgesehenen Becher eine Urinprobe ab. Die Auswertung erfolgt im Labor.

Auch interessant: Wenn Ihr Urin diese Farbe hat, sollten Sie zum Arzt gehen

Wie oft sollte die Untersuchung erfolgen?

Bis 34 ist eine Urinuntersuchung von den gesetzlichen Krankenkassen nicht vorgesehen. Ab 35 empfehlen Ärzte sie alle drei Jahre im Rahmen des von der Kasse übernommenen Gesundheitschecks.

Kosten

Die Kosten für eine Laboruntersuchung des Urins rangieren von rund 2,35 bis etwa 33,51 Euro. Alle zwei Jahre übernimmt sie die Kasse.

Frauen sind aus anatomischen Gründen empfänglicher für Krankheitserreger im Intimbereich. Deshalb kann es für sie sinnvoll sein, Urinteststreifen zur Eigenanwendung in der Apotheke zu kaufen (50 Tests kommen im Schnitt auf ca. 14 Euro). Diese sind einfach im Gebrauch und können rasch einen Hinweis darauf geben, ob z. B. eine Harnwegsinfektion vorliegt und ggf. ein Termin beim Gynäkolgen angeraten wäre.

Hepatitis-Screening

Zum Paket an Vorsorgeuntersuchungen für 35-Jährige gehört außerdem einmalig ein Screening auf eine Virusinfektion mit Hepatitis B und C.

Warum ist die Untersuchung wichtig?

Unentdeckte Hepatitis-Infektionen können ernste gesundheitliche Spätfolgen haben – sie können die Leber zerstören. Es drohen Leberentzündungen, -zirrhose und -krebs. Eine Behandlung ist entsprechend von Bedeutung. Aktive Hepatitis-Infektionen reagieren auf eine antivirale Therapie. Handelt man zu spät, verläuft die Erkrankung chronisch.

Was passiert bei der Untersuchung?

Es erfolgt eine Blutentnahme zur Untersuchung auf HBsAg, ein sogenanntes Oberflächenprotein. Ist der Befund positiv, muss die Probe auf darauf getestet werden, ob es sich um eine aktive Infektion handelt.

Wie häufig?

Das einmalige Screening auf Hepatitis B und C für Menschen ab 35. wurde 2021 eingeführt, dieses übernimmt die gesetzliche Krankenkasse. „Liegt der letzte Check-up keine drei Jahre zurück, kann das Screening übergangsweise auch separat erfolgen“, schreibt dazu die Verbraucherzentrale.4 Risikogruppen sollten die Untersuchung häufiger vornehmen. Hierzu gehören Menschen, die häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern haben. Ebenso Drogenmissbrauch (Kontakt zu potenziell unsauberen Nadeln) ist ein Risikofaktor.

Kosten

Rund 90 Euro für Selbstzahler.

Auch interessant: Verdopplung der registrierten Hepatitis-B-Fälle binnen eines Jahres

Gynäkologische Krebsvorsorge

Ab dem 35. Lebensjahr werden Frauen von den gesetzlichen Krankenkassen regelmäßig an ihre Vorsorgeuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs erinnert. Hierzu gehört ab diesem Zeitpunkt auch ein Test auf Humane Papillomviren (HPV). Zusätzlich empfiehlt das Bundesministerium für Gesundheit ab bereits dem 30. Lebensjahr das regelmäßige Abtasten der Brust und umliegenden Lymphknoten.3

Warum ist die Untersuchung wichtig?

Die Krebsvorsorge zielt darauf ab, frühe Formen einer Erkrankung zu erkennen und möglichst schnell behandeln zu können. Dies ist für die Prognose von sowohl Gebärmutterhals- als auch Brustkrebs enorm wichtig.

Was passiert bei der Untersuchung?

Der Gynäkologe nimmt einen zytologischem Abstrich vom Muttermund, der auf etwaige Gewebsveränderungen untersucht wird. Daneben wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals sowohl auf Zellveränderungen als auch das Vorkommen von HP-Viren untersucht. Die Brust wird händisch untersucht und die Tastmethode im Anschluss der Patientin idealerweise erklärt, damit sie sie auch selbst anwenden kann.

Wie häufig?

Im Normalfall wird die Kombinationsuntersuchung Frauen ab 35 alle drei Jahre empfohlen. Sollte bei einer Patientin eine HPV-Infektion bestehen, gilt bei ihr das Risiko für die Entwicklung von Gewebeveränderungen als erhöht. Die Kontrollen sollten in diesem Fall jährlich erfolgen.

Kosten

Die Kosten belaufen sich auf zwischen 35 und 75 Euro, werden aber in den empfohlenen Abständen von den Krankenkassen übernommen.

Auch Männer müssen zur Krebsvorsorge

Männer müssen das Thema Krebsvorsorge ebenfalls ernst nehmen. Laut Dr. Riedel werden entsprechende Untersuchungen zu wenig wahrgenommen. Speziell mit 35 bestehe kein gesteigertes Risiko – auch hier wieder vorausgesetzt, dass keine familiären Vorgeschichten bekannt sind. Hodenkrebs habe seinen Gipfel bei sehr jungen Männern und dann wieder im fortgeschrittenen Alter. Abtastuntersuchungen auf Prostatakrebs sollten ab dem 45. Lebensjahr dann regelmäßig erfolgen, mahnt der Arzt.

Extra-Empfehlung des Experten

„Ich würde jedem eine Messung der Omega-3-Fettsäuren-Versorgung empfehlen“, so Internist Dr. Riedel. Diese erfolgt per Blutentnahme. Eine ausreichende Omega-3-Versorgung reduziere die Alterungsprozesse und wirke sich senkend auf das Risiko für verschiedene Erkrankungen aus, darunter übrigens auch ADHS. Leider wird die Untersuchung von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Die Kosten dafür liegen bei rund 180 Euro, doch seien sie laut Dr. Riedl gut investiert.

Mehr zum Thema

Quellen

Themen Krankenkasse
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.