13. Januar 2025, 4:14 Uhr | Read time: 5 minutes
Humane Papillomviren (kurz: HPV) zählen zu den am häufigsten übertragenen Viren bei sexuellen Kontakten. Dabei handelt es sich streng genommen nicht um eine klassische, sogenannte Geschlechtskrankheit. Denn eine Infektion kann auch durch reinen Schleimhautkontakt erfolgen. Wie man sich möglich zuverlässig vor einer Ansteckung mit HPV schützen kann, erklärt FITBOOK-Autorin Laura Pomer.
Rund 80 Prozent der sexuell aktiven Personen stecken sich mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV an.1 Dabei können sich Infektionen abhängig vom konkreten HPV-Typen unterschiedlich darstellen. Die verschiedenen „kutanen“ (die Haut betreffende) Typen machen sich, ihrem Namen entsprechend, mit Hautveränderungen (z. B. harmlosen Warzen) bemerkbar. Doch ausgerechnet die sogenannten Hochrisikoarten unter den HPV-Typen, die die Schleimhaut betreffen – die „mukosalen“ HPV-Typen –, zeigen meist keine auffälligen Symptome. Das bedeutet, dass Ansteckungen oft unentdeckt bleiben. Infizierte können das Virus so nicht nur unbewusst weiterverbreiten, sondern auch die vor allem für Frauen bedeutende Überwachung des eigenen Befunds versäumen. Das kann ernste Folgen haben. Etwa jede 10. Infektion mit einem Hochrisiko-HPV-Typen kann das Immunsystem nicht erfolgreich bekämpfen – sie wird „persistent“ (= anhaltend) und damit zu einem wesentlichen Faktor für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. In diesem Beitrag soll es um die wichtige Frage gehen, wie man sich zuverlässig vor einer Ansteckung mit HPV schützen kann.
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Übersicht
Kondome sind wichtig – schützen vor HPV aber nur bedingt
Zum Schutz vor sogenannten Geschlechtskrankheiten bzw. sexuell übertragbaren Infektionen (STI) werden gemeinhin Kondome empfohlen. Und daran ist nicht zu rütteln: Die lokal angewandten Verhütungsmittel bieten den zuverlässigsten Schutz vor Ansteckungen mit STI über die Schleimhäute im Genital- bzw. Analbereich. Auch wenn wir hier speziell das Thema HPV behandeln, ist die Gefahr von z. B. Chlamydien, Syphilis, HIV und den verschiedenen Hepatitis-Erreger nicht zu unterschätzen.
So wichtig Kondome sind: Eine Ansteckung mit HPV verhindert ihre Verwendung in nur rund 50 Prozent der Fälle. „Papillomviren können nämlich auch von den nicht durch ein Kondom abgedeckten Stellen auf den Schambereich übertragen werden und sich von dort langsam ausbreiten“, erklärt dazu der Berufsverband der Frauenärzte, „sogar bis in die Scheide und zum Gebärmutterhals.“
Ebenso sollte man den Übertragungsweg durch Oralsex nicht unterschätzen.2 Wie bereits erklärt, sind Ansteckungen durch infizierte Körperflüssigkeiten über die Schleimhäute z. B. im Vaginalbereich möglich. Einen wirklich zuverlässigen Schutz kann daher nur die Immunisierung von innen bieten.
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Das effektivste Mittel, um sich vor HPV zu schützen
„Die effektivste Maßnahme gegen HPV-Infektionen ist die prophylaktische Schutzimpfung“, heißt es auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts (RKI).3 Die verschiedenen in Deutschland zugelassenen HPV-Impfstoffe wirken demnach mit fast 100-prozentiger Zuverlässigkeit. Allerdings ist für viele sexuell erfahrene Erwachsene die Impfung scheinbar kein Thema mehr. In den 2000er-Jahren war das Wissen um eine HPV-Infektion als Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs noch sehr neu.4 Damals wurde die Maßnahme speziell Jugendlichen empfohlen, die noch keine intimen Kontakte hatten. Man ging lange davon aus, dass die Impfung bei Personen, die bereits eine HPV-Infektion durchgemacht haben, nicht mehr wirksam ist.
Heute liegt der Fall etwas anders. „Mittlerweile haben wir den nonavalenten Impfstoff.“ Das erklärte in diesem Zusammenhang der Gynäkologe Dr. med. Christian Albring in einem früheren Gespräch mit FITBOOK. Darin ging es konkret um den Zweck einer HPV-Schutzimpfung für Erwachsene. „Nonavalent“ steht für „neunwertig“ – der genannte Impfstoff soll somit gegenüber neun Typen des humanen Papillomvirus einen Infektionsschutz bieten. Dr. Albring empfiehlt die Behandlung vor allem Frauen, die sich bisher noch nicht gegen HPV haben impfen lassen und eine neue Beziehung eingehen.
Aktuellste Impfempfehlungen
Eine aktualisierte Empfehlung für Frauen und Männer über 18 gehen aus dem RKI-Ratgeber zur HPV-Impfung nicht hervor. Dagegen rät die US-amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) offiziell auch Erwachsenen bis zum 26. Lebensjahr dazu, die Behandlung durchführen zu lassen, wenn sie in ihrer Jugend nicht die (vollständig) Impfung gegen das Virus erhalten haben.5
Impfempfehlung gilt auch für Jungen bzw. Männer
Die STIKO empfiehlt die HPV-Impfung Mädchen und Jungen im Alter zwischen neun und 14 Jahren. Da die Empfehlung für Jungen erst seit 2018 besteht, denken viele Menschen bei der Impfung weiterhin vor allem an Mädchen bzw. Frauen. Dr. Nobila Ouédraogo, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum, erklärte FITBOOK, warum es essenziell ist, dass auch Jungen geimpft werden. „Die HPV-Impfung ist für Jungen ebenso wichtig wie für Mädchen. Studien haben gezeigt, dass HPV nicht nur Gebärmutterhalskrebs bei Frauen verursacht, sondern auch eine Anzahl von Krebserkrankungen bei Männern, einschließlich Analkrebs, Peniskrebs und bestimmte Kopf-Hals-Tumoren. Weiterhin trägt sie zum Gemeinschaftsschutz bei, fördert die Geschlechtergleichstellung und bietet langfristige Gesundheitsvorteile, wie die Reduktion der Krankheitslast und die Vorbeugung chronischer Erkrankungen.“
Die Entscheidung muss am Ende jede Person für sich oder sein Kind selbst treffen. Etwaige Nebenwirkungen zumindest müssen kein Gegenargument sein. Diese halten sich bei der HPV-Impfung im Rahmen und beschränken sich laut Dr. Albring auf Rötungen im Bereich des Einstichs, die womöglich ein wenig Schmerzen können. Schwellungen sowie Magen-Darm-Beschwerden oder Schwindel treten demnach nur selten auf.
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Schutz vor Krebs Experte zu FITBOOK: „Die HPV-Impfung ist für Jungen ebenso wichtig wie für Mädchen“
Weitere Möglichkeiten, sich vor HPV zu schützen
Über die Verwendung von Kondomen beim Sex und die Impfung hinaus gehende Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung mit HPV gibt es kaum. Es kann helfen, monogame Beziehungen zu führen, in denen das Vorhandensein einer Infektion – HP-Viren können lange im Körper verbleiben – abgeklärt ist. Liegt der Befund vor, ist es vor allem für Frauen wichtig, den Verlauf zu überwachen. Dies erfolgt durch sogenannte Pap-Tests im Rahmen einer Gebärmutterhalskrebsvorsorge, bei der Zellveränderungen am Muttermund untersucht werden.