2. Januar 2020, 15:51 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Glaubt man US-amerikanischen Ernährungsrichtlinien, sollten Kinder keine Vollmilch, sondern besser fettarme Milch trinken. Damit soll verhindert werden, dass noch mehr heranwachsende Amerikaner übergewichtig werden. Doch macht Vollmilch – zumindest im Vergleich zu fettarmer Milch – wirklich dick? Eine Meta-Studie ist dieser Frage auf den Grund gegangen.
Das haben die Forscher untersucht
Ein Team aus Wissenschaftlern um Dr. Jonathon Maguire vom St. Michael’s Hospital in Toronto (Kanada) haben Daten aus 28 Studien untersucht, die sich mit dem Konsum von Milch auseinandergesetzt hatten. Insgesamt umfasst die Meta-Studie damit 20.897 gesunde Kinder zwischen 1 und 18 Jahren aus 7 Ländern. Ihre Ergebnisse erschienen in der Fachzeitschrift The American Journal of Clinical Nutrition.
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Das haben die Forscher herausgefunden
Kinder, die Vollmilch statt fettarmer Milch trinken, weisen eine 40 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit auf, stark übergewichtig zu werden. So das Fazit einer Meta-Studie, die damit offizielle US-amerikanische Ernährungsrichtlinien konterkariert. So wird von Regierungsseite im Kampf gegen Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) unter anderem empfohlen, dass bei Kindern ab einem Alter von zwei Jahren fettfreie bzw. fettreduzierte Milchprodukte (0,1 bis 2 Prozent Fett) auf dem Ernährungsplan stehen sollten.
Übergewicht vs. Fettleibigkeit
„Man unterscheidet zwischen Übergewicht und Fettleibigkeit (auch „Adipositas“ genannt). Laut WHO-Richtlinien gelten Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 25 und 30 als übergewichtig und ab einem BMI von über 30 als fettleibig.“–
Dr. Maguire über die Ergebnisse: „Aus unserer Meta-Studie folgt, dass Kinder, die den aktuellen Empfehlungen folgen und ab zwei Jahren auf fettreduzierte Milch umsteigen, nicht schlanker sind als solche, die Vollmilch zu sich nehmen.“
Gleichzeitig, stellt Dr. Maguire klar, müsse man die Ergebnisse seiner Meta-Studie mit etwas Vorsicht genießen – dergestalt, dass sie keine sicheren kausalen Rückschlüsse zulasse. Das liegt daran, dass die zugrunde liegenden Studien allesamt Beobachtungsstudien waren. Die können zwar naturgemäß mögliche Zusammenhänge aufzeigen, nicht aber Aussagen zu Ursache und Wirkung treffen. Um genau das sicherstellen zu können, müsste man eine randomisierte, kontrollierte Studie durchführen. „Wir können also nicht sicher seien, ob wirklich die Vollmilch (alleine) für das geringere Risiko, fettleibig zu werden, verantwortlich ist“, so Dr. Maguire.
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Fest steht: Fettleibigkeit bei Kindern ist laut der Weltgesundheitsorganisation WHO „eine der schwerwiegendsten gesundheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“.
Zu den Folgeleiden von Adipositas gehören neben Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Fettleber und Fettgewebestörungen, schreibt das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen der Uniklinik Leipzig. Entscheidend für das Risiko für die genannten Folgeerkrankungen sei die Fettverteilung am Körper. Am gefährlichsten, Stichwort inneres Bauchfett, sei eine bauchbetonte Adipositas.