18. September 2024, 17:54 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Studien haben bereits gezeigt, wie wichtig Vitamin D für unsere Gesundheit ist. Nun gibt es eine neue Erkenntnis, dass die Einnahme von Vitamin D offenbar auch positive Effekte auf unseren Stoffwechsel zeigt. FITBOOK-Autor Martin Lewicki erklärt die Studie, die zu diesem Ergebnis gekommen ist.
In den letzten Jahren wurde viel über Vitamin-D-Mangel berichtet. Kein Wunder, denn Deutschland ist tatsächlich ein Vitamin-D-Mangelland. Laut dem Robert Koch-Institut sind 30,2 Prozent der Erwachsenen in Deutschland nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt – also nahezu jeder dritte Erwachsene.1 Vor allem im Winter kommt es aufgrund von Lichtmangel zur Unterversorgung, denn Vitamin D wird im Körper mithilfe von Sonnenlicht (UV-Licht) erzeugt. Wir haben es in einem früheren FITBOOK-Beitrag selbst getestet und im Winter zehn gesunde Personen zum Vitamin-D-Test geschickt. Das Ergebnis war erschreckend: Neun von zehn hatten einen Vitamin-D-Mangel oder waren unterversorgt. Eine aktuelle Studie zeigt, wie wichtig Vitamin D auch für den Stoffwechsel ist.
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Übersicht
Vitamin D und die gesundheitlichen Effekte
Vitamin D ist enorm wichtig für die Gesundheit, das hat man bereits in vielen Studien gezeigt. Das Vitamin wird im Körper zum Hormon aktiviert und spielt damit bei vielen Prozessen in den Zellen eine wichtige Rolle. Es wirkt sich sowohl auf unsere körperliche als auch geistige Gesundheit aus. Zu den wichtigsten gesundheitlichen Eigenschaften von Vitamin D gehören:
- Knochengesundheit und Schutz vor Osteoporose
- Stärkung des Immunsystems
- Schutz vor depressiven Verstimmungen
- gewisser Schutz vor Herzerkrankungen (FITBOOK berichtete)
Insgesamt lässt sich sagen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D uns körperlich und geistig fit hält, wobei natürlich noch andere Faktoren wie ausgewogene Ernährung und viel Bewegung eine große Rolle spielen. Doch gerade in der dunklen Jahreszeit, wenn wir nicht ausreichend UV-Strahlen abbekommen, ist die Versorgung mit Vitamin D schwierig. Denn nur wenige Lebensmittel wie fettreicher Fisch (z.B. Lachs, Hering, Makrele) enthalten das Vitamin in hohen Mengen. Dennoch müsste man rund 100 bis 200 Gramm Lachs täglich essen, um den Vitamin-D-Bedarf zu decken.
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Forscher finden positiven Effekt von Vitamin D auf den Stoffwechsel
Weil es also schwierig ist, ausreichend Vitamin D ohne viel Sonnen- bzw. Tageslicht aufzunehmen bzw. im Körper zu produzieren, raten selbst viele Hausärzte zu Vitamin-D-Präparaten. Das hat nicht nur die oben bereits erwähnten positiven Eigenschaften auf die allgemeine Gesundheit, sondern womöglich auch speziell auf den Stoffwechsel, wie jetzt Forscher in einer aktuellen Meta-Studie herausfanden.2
Für die Meta-Studie haben Wissenschaftler aus China und den USA insgesamt 99 randomisierte kontrollierte Studien (RCT) mit insgesamt 17.656 Teilnehmern ausgewählt und ausgewertet. Ziel war es, herauszufinden, wie Vitamin-D-Supplementierung die kardiometabolische Gesundheit beeinflussen kann. Unter kardiometabolischen Erkrankungen versteht man eine Gruppe häufiger, aber oft vermeidbarer Leiden, zu denen Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Insulinresistenz und nichtalkoholische Fettleber gehören.3 Die Forscher wollten damit neue Therapie-Ansätze finden, wie diese Leiden besser bekämpft werden können.
3320 (i. E.) Vitamin D täglich versprechen die besten Effekte
Die Auswertung der Daten ergab, dass die Einnahme von 3320 internationalen Einheiten (i.E.) Vitamin D täglich in Zusammenhang mit der besten Wirkung auf verschiedene kardiometabolische Risikofaktoren stand. Dazu gehörte die Verringerung des systolischen und diastolischen Blutdrucks, des Gesamtcholesterins, des Blutzuckers im nüchternen Zustand, des Hämoglobin-A1C und des Insulinspiegels, ebenfalls im nüchternen Zustand.
Die positiven Effekte der Vitamin-D-Supplementierung traten bei bestimmten Personengruppen am deutlichsten in Erscheinung:
- bei nicht-westlichen Bevölkerungsgruppen
- bei Personen mit einem Ausgangswert des 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegels von unter 15,0 ng-mL-1
- bei Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von unter 30
- bei Personen ab 50 Jahren
Dies verdeutlicht, dass insbesondere Menschen mit Vitamin-D-Mangel sowie ältere Personen, aber auch jene mit einem relativ gesunden BMI von unter 30 von einer hoch dosierten Supplementierung profitieren. Zudem treten die positiven Effekte des Vitamin D auf den Stoffwechsel erst nach längeren Einnahmezeiträumen von drei Monaten und mehr auf.
Bittere Ergebnisse Selbsttest der Redaktion zeigt: So schlecht ist unsere Vitamin-D-Versorgung im Winter!
Sonnenhormon Wie man einen Vitamin-D-Mangel erkennt und vorbeugt
Studie Der Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Herzerkrankungen
Wie viel Vitamin D braucht man pro Tag?
Die Forscher betonen, dass auf Basis dieser Erkenntnisse neue Präventiv-Therapien für Risikogruppen entwickelt werden könnten, um kardiometabolischen Erkrankungen vorzubeugen.
Der erste Schritt sollte sein, zunächst den Hausarzt zu konsultieren und einen Vitamin-D-Test zu machen. Denn eine Vitamin-D-Supplementierung, insbesondere in hohen Dosen, sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Wie hoch die tägliche Vitamin-D-Dosis ausfallen kann oder sollte, ist stark umstritten und von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Laut dem Robert Koch-Institut wird für Kinder ab einem Jahr und Erwachsenen aller Altersgruppen der Schätzwert mit 20 µg Vitamin D pro Tag empfohlen. Das entspricht 800 internationalen Einheiten (i.E.).4 Der Schätzwert gilt dann, wenn keine körpereigene Vitamin-D-Bildung (Eigensynthese) stattfindet und die Ernährung die einzige Vitamin-D-Quelle darstellt. Wie groß die Spannweite ist, zeigt der Maximalwert des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Dieses gibt 4000 i.E. als „obere tolerable Grenze“ an.
Wie individuell der Bedarf an Vitamin D ist, erklärte in einem früheren FITBOOK-Beitrag der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Nicolai Worm. „Wie unsinnig diese Empfehlung auf individueller Ebene ist, zeigt meine persönliche Situation: Ich benötige im Winterhalbjahr täglich 4000 i. E., um einen 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel von 35 bis 40 ng/ml zu erhalten. Damit liege ich statistisch im Bereich des niedrigsten Risikos für alle Zivilisationskrankheiten. Wenn ich 5000 i. E. schlucken würde, käme ich vielleicht auf einen Wert von 40 bis 45 ng/ml und wäre damit laut BfR schon ‚vergiftetet‘ – in Wirklichkeit aber immer noch im idealen Bereich. Andere mögen mit 4000 i. E. pro Tag schon deutlich höhere Blutspiegel erreichen – aber dass die gefährlichen Bereiche von über 100 ng/ml erreicht werden, ist unwahrscheinlich“, sagt Prof. Worm. Ein weiterer Grund also, Vitamin D in hohen Dosen nur unter ärztlicher Aufsicht zu supplementieren.