1. Oktober 2020, 12:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Vor einem drohenden Vitamin-B12-Mangel warnt man vor allem Menschen, die sich vegan ernähren. Die Verbindung kommt fast ausschließlich in tierischen Nahrungsmitteln vor – und dennoch offenbar auch bei vielen, die sich mit Mischkost ernähren. Offenbar ist jede(r) zehnte Deutsche nicht ausreichend mit Vitamin B12 versorgt. Wie sich ein Mangel zeigt, wie hoch der tägliche Bedarf ist und wann man zum Nahrungsergänzungsmittel greifen sollte, lesen Sie hier.
Vitamin B12 ist für den gesamten Energiestoffwechsel von großer Bedeutung. Der Körper benötigt es u. a. zur Bildung von roten Blutkörperchen, für die Zellteilung und zum Aufbau der Nervenhüllen. Ein Vitamin-B12-Mangel kann die Funktionsfähigkeit des Nervensystems schädigen – die Symptome sind relativ harmlos.
Inhaltsverzeichnis
- Wer sollte seinen Bedarf an Vitamin B12 besonders im Blick haben?
- Wie hoch ist der Tagesbedarf an Vitamin B12*?
- Wodurch entsteht ein Vitamin-B12-Mangel?
- Wie wird Vitamin B12 verstoffwechselt?
- Wie lässt sich der Mangel zweifelsfrei feststellen?
- Muss ein Vitamin-B12-Mangel behandelt werden?
- Vitamin-12-Mangel bei Säuglingen und Kindern vorbeugen
- Kann man zu viel B12 aufnehmen?
Wer sollte seinen Bedarf an Vitamin B12 besonders im Blick haben?
Frauen sollten spätestens dann, wenn sie ein Kind erwarten, ihren Vitamin-B12-Bedarf im Blick haben. Dieser ist in der Schwangerschaft höher – Vitamin B12 spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Gehirns des Babys. Deshalb raten Geburtshelfer werdenden Müttern so früh wie möglich, mit der ausreichenden Zufuhr von Vitamin B12 zu beginnen; idealerweise sogar bereits vor der Schwangerschaft.
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Wie hoch ist der Tagesbedarf an Vitamin B12*?
- Kinder (1 bis 7 Jahre): 1,5 bis 2 Mikrogramm (µg)/Tag
- Kinder (7 bis 13 Jahre): 2,5 bis 4 µg/Tag
- Ab dem jugendlichen bis ins hohe Alter: 4 µg/Tag
- Schwangere: 4 µg/Tag
- Stillende: 4,5 µg/Tag
*Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Wodurch entsteht ein Vitamin-B12-Mangel?
Vereinfacht gesagt kann ein zu seltener Konsum von Lebensmitteln, die dem Körper Vitamin B12 zur Verfügung stellen, einen Mangel begünstigen. Dazu zählen Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, Eier sowie Milchprodukte. Aber: Auch Menschen, die viele tierische Produkte zu sich nehmen, sind nicht automatisch sicher vor einer Vitamin-B-12-Unterversorgung.
Wie wird Vitamin B12 verstoffwechselt?
An dieser Stelle kurz zur Erklärung, wie das Verstoffwechseln von Vitamin B12 funktioniert: An diesem Prozess ist der sogenannte Intrinsic-Faktor (IF) entscheidend beteiligt, ein spezielles, von der Magenschleimhaut produziertes Eiweiß. Es hat die Aufgabe, das zusammen mit der Ernährung aufgenommene Vitamin B12 in die Zellen des Dünndarms zu transportieren, damit es weiter ins Blut und in die Nervenzellen gelangen kann. Bei manchen Menschen besteht (bspw. aufgrund einer Autoimmunerkrankung) ein Mangel am Protein IF und in der Folge häufig auch ein Vitamin-B12-Mangel. Ebenso können verschiedene Funktionsstörungen oder Vorerkrankungen des Magen-Darm-Trakts die Aufnahmefähigkeit von Vitamin B12 beeinträchtigen.
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Die Symptome bei Vitamin-B12-Mangel
Je gravierender und dauerhafter die Unterversorgung mit B12, desto schwerer unter Umständen die drohenden Nervenschäden. Die Symptome eines Vitamin-B-12-Mangels sind somit die von Nervenschädigungen und können sich entsprechend vielseitig darstellen.
Zu den Anzeichen zählen:
- Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen,
- Haarausfall
- Verwirrtheit, Depressionen
- Muskelschwäche, Empfindungsstörungen (Kribbeln in den Muskeln, Brennen auf der Haut) bis hin zu Lähmungserscheinungen
- Rückbildung des Sehnervs
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Wie lässt sich der Mangel zweifelsfrei feststellen?
Tatsächlich feststellen lässt sich ein Vitamin-B12-Mangel per Blutuntersuchung. Ein besonders zuverlässiges Ergebnis bekommt man durch Ermitteln des Holotranscobalamin (Holo-TC). Der Wert lässt Rückschlüsse auf den Status des tatsächlich aktiven Vitamin B12 zu. Die günstige, aber weniger genaue Testvariante ist das Ermitteln des Vitamin-B12-Vorkommens im Blutserum.
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Muss ein Vitamin-B12-Mangel behandelt werden?
Vor allem bei Kindern sollte ein Vitamin-B-12-Mangel unbedingt verhindert werden. Sofern keine Vorerkrankungen oder andere Funktionsstörungen bestehen, gelingt dies durch eine ausgewogene Ernährung. Es genügen bereits ein bis zweimal pro Woche verhältnismäßig kleine Portionen Fisch (z. B. 100 Gramm Seelachs, bei Fleisch und insbesondere Innereien ist es noch deutlich weniger). Ansonsten sind Milchprodukte und Eier eine gute, relativ Vitamin-B12-reiche Wahl.
Vitamin-12-Mangel bei Säuglingen und Kindern vorbeugen
Wer schwanger ist und sich vegan oder vegetarisch ernährt, sollte das beim Frauenarzt ansprechen. Gegebenenfalls rät er zu Nahrungsergänzungsmitteln, um einem möglichen Vitamin-B12-Mangel beim ungeborenen Kind vorzubeugen, erläutert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Nach der Geburt sollten vegan und vegetarische lebende Mütter im Austausch mit dem Kinderarzt sein. Ernähren sie sich ausschließlich auf pflanzlicher Basis, kann der Mediziner regelmäßig checken, ob der Säugling ausreichend mit dem Vitamin versorgt ist. Ein höheres Risiko für einen Mangel beim Säugling bestehe, wenn die Frauen länger als sechs Monate ausschließlich stillen und ihrem Kind auch keine fleischhaltige Beikost geben wollen.
Stillende Frauen haben nach Angaben des Verbandes einen besonders hohen Bedarf an Vitamin B12, nehmen es bei vegetarischer oder veganer Ernährung aber oft nicht in ausreichender Menge auf. Das Vitamin ist wichtig für das Wachstum und die Gehirnentwicklung von Kindern, es kommt aber fast nur in Fleisch- und Milchprodukten vor.
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Kann man zu viel B12 aufnehmen?
Für Veganer kann es sinnvoll sein, wichtige Vitamin mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln zu substituieren. Sprechen Sie sich jedoch auf Basis Ihrer Blutwerte hinsichtlich der Dosierung mit einem Arzt ab. Zu viel Vitamin B12 kann im extremen Maß und auf Dauer karzinogene Veränderungen (Krebs) begünstigen.
FITBOOK wurde zu diesem Thema fachlich durch den Hormonspezialisten Prof. Dr. med. Thomas Konrad, Leiter des Stoffwechselzentrums Rhein-Main, beraten.