30. Dezember 2024, 11:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viszerales Fett nennt sich das Fettgewebe, welches sich im Bauchraum ansammelt und die Verdauungsorgane ummantelt. Zu viel davon kann der Gesundheit erheblichen Schaden zufügen. Dabei spielen die Hormone eine große Rolle. Denn Viszeralfett produziert viele Hormone – und verändert somit die Hormonproduktion. Dadurch entstehen chronische Entzündungsprozesse im Körper.
Neben den Hormonen, die zu viszeralen Fett führen, gibt es Hormone, die durch die Überproduktion des Fetts überhaupt erst erzeugt oder beeinflusst werden. Und dieser Einfluss auf den Hormonhaushalt hat weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Körper und seine Gesunderhaltung. Selbst das Abnehmen kann durch den Einfluss auf die Hormone unmöglich sein. Schuld allein trägt in diesem Fall das viszerale Fett im Bauch.
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Übersicht
Viszerales Fett wirkt als endokrines Organ
Bekannt ist bereits, dass große Mengen viszerales Fetts mit verstärkten Entzündungszeichen und folglich mit einer höheren Neigung zu Stoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verknüpft sind.
Da das Augenmerk bei Themen rund ums Fettgewebe meist auf den sichtbaren Merkmalen liegt, wird die hormonelle Wirkung dieses Fettgewebes häufig unterschätzt. Aber: Tatsächlich wirkt viszerales Fett als ein endokrines Organ (ein Organ, das Hormone direkt ins Blut abgibt).1 Das bedeutet, dass durch einen zu hohen Anteil an viszeralem Fett, Hormone und entzündungsfördernde Substanzen freigesetzt werden. Und die können langfristig zu schweren Erkrankungen führen. Welche Hormone das genau das sind, lesen Sie im Folgenden.
Leptin sagt dem Gehirn, wann man satt ist
Viszerales Fett produziert zum einen das Hormon Leptin. Dieses signalisiert dem Gehirn eigentlich, wann wir satt sind – schickt ihm also eine Art Sättigungsnachricht.2 Sammelt sich im Bauch jedoch zu viel viszerales Fett an, kann eine sogenannte Leptinresistenz entstehen. Bedeutet: Das Gehirn nimmt die Sättigungssignale nicht mehr wahr. Dies kann zu Hungerattacken und dem bekannten Überessen führen, was im Umkehrschluss nicht nur die Gewichtszunahme fördern, sondern auch Stoffwechselstörungen entstehen lassen kann.3
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Entzündungsfördernde Zytokine
Viszerales Fett setzt außerdem proinflammatorische Substanzen wie Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) und Interleukin-6 (IL-6) frei. Keine Sorge: Die Begrifflichkeiten der Substanzen müssen Sie nicht kennen. Was aber wichtig ist, zu wissen: Diese Zytokine tragen zu chronischen Entzündungsprozessen im Körper bei. Und chronische Entzündungen sind wiederum ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Insulinresistenz. Gleichzeitig beeinflussen diese Substanzen auch den Fettstoffwechsel und können die Bildung von weiterem viszeralem Fett anregen. So entsteht ein Teufelskreis. Aber damit nicht genug: Studien zeigen zudem, dass eine erhöhte Zytokinproduktion zur Entstehung von Depressionen beitragen kann.4
Und es gibt einen Unterschied zwischen adipösen Menschen und Menschen mit einem hohen Anteil an viszeralem Fett: Forscher des IFB, der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Uniklinikums Leipzig, sowie der LMU München und der australischen Universität von Tasmanien bestimmten bei 200 adipösen und normal gewichtigen Studienteilnehmern die Zytokinspiegel im Blut. Die Ergebnisse zeigten: Bei normal gewichtigen Probanden waren die Spiegel von Zytokinen wie Interleukin-5 und Interleukin-13 niedriger als bei adipösen Personen. Aber: Am höchsten waren die Werte einiger Zytokine bei bauchbetonter Adipositas – also mit einem hohen Anteil an viszeralem Fett.5
Adiponektin kümmert sich (eigentlich) auch um das Hungergefühl
Auch Adiponektin reguliert das Hungergefühl und die Nahrungsaufnahme im Körper. In erster Linie reguliert dieses Hormon den Zucker- und Fettstoffwechsel und hat eine entzündungshemmende Wirkung auf den Körper.6 Klingt erst einmal nach einem gesundheitlichen Vorteil. Nimmt der Körper also Nahrung auf, steigt der Insulinspiegel und Adiponectin wird von den Fettzellen vermehrt freigesetzt. Aber: Dieses Hormon wird nicht durch Fett produziert, sondern, wie Studien zeigen, sinkt die Produktion von Adiponektin bei steigendem viszeralem Fettanteil, was den Körper wiederum anfälliger für Stoffwechselstörungen macht.7
Cortisol – Der Stressverstärker
Studien zeigen auch, dass viszerales Fett auch die Ausschüttung von Cortisol – dem Stresshormon schlechthin – beeinflusst.8 Und ein erhöhter Cortisolspiegel kann nicht nur zu einer verstärkten Fettablagerung im Bauchraum führen (dies geschieht, weil Cortisol die Insulinsensitivität verringert und die Fettbildung fördert, wodurch es dem Körper leichter fällt, Fett zu speichern, gerade in Zeiten von Stress), sondern auch andere Hormonachsen stören, darunter die Schilddrüsenfunktion: Cortisol beeinflusst die Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse (HPT-Achse), die für die Regulierung der Schilddrüsenhormone verantwortlich ist. Ebenso kann der Geschlechtshormonhaushalt aus dem Gleichgewicht kommen, wenn zu viel Cortisol ausgeschüttet wird.
Der Einfluss auf Geschlechtshormone
Denn: Viszerales Fett beeinflusst die Geschlechtshormone. Es produziert über Enzyme wie Aromatase Östrogene, was bei Männern sogar zu einem Testosteronmangel führen kann. Das kann sich auf die Libido, die Muskelmasse und den Energielevel auswirken. Bei Frauen kann ein Überschuss an Östrogen hormonelle Ungleichgewichte wie PCOS begünstigen. Die durch das Cortisol gestörte Hormonachse (HPG-Achse), kann zu unregelmäßigen Menstruationszyklen, vermindertem Progesteronspiegel (wichtig für die Fruchtbarkeit) oder PMS-Symptomen führen.
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Wenn die Hormone aus der Balance geraten
Die hormonellen Veränderungen, die durch viszerales Fett ausgelöst werden, sind nicht nur kurzfristig problematisch, sondern können langfristige Folgen haben. Die entzündungsfördernden Stoffe aus viszeralem Fett können zur Arterienverkalkung (Atherosklerose) beitragen, was die Risiken für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Ebenso können weitere Krankheiten wie Typ-2-Diabetes durch die Kombination aus Insulinresitenz und chronischen Entzündungen entstehen.9 Auch hormonbedingte Krebsarten scheinen betroffen zu sein: Beispielsweise wird ein erhöhtes Risiko für Brust- und Darmkrebs mit viszeralem Fett in Verbindung gebracht.10