21. November 2023, 13:14 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Viszerales Fett, oft auch inneres Bauchfett genannt, „ist eine große Drüse, die schädliche Botenstoffe produziert“. Das hat FITBOOK ein renommierter Internist erklärt. Diese Botenstoffe können demnach Entzündungsreaktionen im Körper auslösen und dadurch die Entstehung verschiedener Erkrankungen begünstigen. Dazu zählt einer aktuellen Studie zufolge auch Alzheimer.
Alzheimer ist bis heute nicht heilbar, auch lassen sich bereits bestehende Begleiterscheinungen der Demenz-Art nicht mehr umkehren. Umso bedeutender ist eine frühzeitige Erkennung der Erkrankung, um ihr Fortschreiten im Rahmen einer gezielten Behandlung bestmöglich im Zaum zu halten. Die Forschung ermittelt stets neue Risikofaktoren für Alzheimer. Nun wollen US-amerikanische Wissenschaftler erstmals einen deutlichen Zusammenhang zwischen einer bestimmten Art von Fett, dem sogenannten viszeralen Fett, und Alzheimer belegt haben.
Übersicht
Viszerales Fett offenbar Risikofaktor Alzheimer
Dass Fettleibigkeit und ein hoher BMI mit einem allmählichen Verlust von Hirnsubstanz in Verbindung stehen könnten – das sei laut Studienautorin Mahsa Dolatshahi, die sich dazu in einer Pressemitteilung der nordamerikanischen Radiologiegesellschaft (RSNA) äußerte, bereits aus früheren Studien bekannt.1 Doch was in den bisherigen Untersuchungen fehlte, war ein spezieller Blick auf die Rolle des sogenannten viszeralen Fetts für das Alzheimer-Risiko. Den wollen Dolatshahi und ihr Team nun nachgeholt haben.
Viszerales Fett (auch: Viszeralfett) trägt im Namen das Wort visceralis, welches man am treffendsten mit „innerlich“ übersetzen kann. Es bezeichnet in der Bauchhöhle eingelagertes Fett, das dort wichtige (u. a. Verdauungs-)Organe umgibt. Viel mehr als einfaches Fett ist dieses eine schädliche Botenstoffe produzierende Drüse, mahnt Internist und Diabetologe Dr. med. Matthias Riedl. Sie könne bei Betroffenen die Entzündungswerte im Körper um das bis zu Hundertfache erhöhen und so verschiedene Krankheiten begünstigen. Genaueres zu viszeralem Fett erklärte uns der Fachmann hier. Schon damals ging Dr. Riedl davon aus, dass diese „minimalen immunologischen Entzündungen, die das innere Bauchfett in Gang setzt“, sich auch nachteilig auf die Hirnfunktion auswirken könnten.
Vorgehen bei der Untersuchung
Die Erkenntnisse der aktuellen Untersuchung sollen beim diesjährigen RSNA-Meeting zwischen dem 26. und 29. November 2023 in Chicago vorgestellt werden. Sie basieren laut der Presseveröffentlichung auf der Analyse umfassender Gesundheitsdaten von 54 Studienteilnehmern im Alter zwischen 40 bis 60 Jahren. Diese waren zum Zeitpunkt der Akquise kognitiv gesund. Ihr durchschnittlicher BMI lag bei 32, also im Bereich Adipositas. Für die Querschnittstudie maßen die Forscher mittels eines Abdominal-MRT das viszerale Fett der Probanden. Daneben ermittelten sie bei ihnen per MRT des Gehirns die sogenannte kortikale Dicke derjenigen Hirnregionen, die im Fall einer Alzheimer-Erkrankung betroffen sind. Weiterhin nahmen sie bei den Studienteilnehmern Blutzuckermessungen sowie Glukosetoleranztests vor. 32 von ihnen untersuchten sie per PET-CT-Diagnostik auf darüber hinaus gehende Hinweise auf die Krankheit. Dies wären etwa Beta-Amyloid- und Tau-Proteinablagerungen im Gehirn.
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Viszerales Fett offenbar kritischer zu bewerten als der BMI
Viszerales Bauchfett hängt der Auswertung zufolge nachweislich mit den für Alzheimer typischen Gehirnveränderungen zusammen. Diese können bei den Betroffenen laut der Forschungserkenntnisse bereits 15 Jahre vor dem ersten Auftreten von Symptomen vorliegen. Bei den männlichen Probanden sei der Zusammenhang noch deutlicher gewesen als bei den weiblichen. Es wirkten dabei verschiedene Mechanismen miteinander, am wesentlichsten sei jedoch laut Studienleiterin Dolatshahi, dass die entzündlichen Absonderungen von viszeralem Fett seine potenziell schützenden Wirkungen überwögen. Dies führte zu Entzündungen, welche ausschlaggebend zur Entstehung der Alzheimer-Krankheit beitragen.
Die anatomische Verteilung des Körperfetts ist offenbar maßgeblicher für Alzheimer als der Body-Mass-Index. Diese Erkenntnis hob Hauptautor Cyrus A. Raji zusammenfassend besonders hervor. „Wir haben jetzt ein noch besseres Verständnis dafür, warum dieser Faktor das Risiko für die Alzheimer-Krankheit erhöhen kann“, so der Radiologie- und Neurologie-Professor in der Veröffentlichung. Dies könnte wohl künftig dabei helfen, die Früherkennung zu verbessern.