1. Juli 2020, 17:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In China haben Forscher ein neues Schweinevirus entdeckt, das potenziell auf den Menschen übergehen kann. Der Erreger stammt offenbar vom H1N1-Virus ab, welches die Schweinegrippe 2009/2010 ausgelöst hatte. Droht nun die nächste Pandemie?
Das Virus hinter der „Pandemie H1N1 2009/10“ ist von einem ursprünglich tierischen Wirt – Schweinen – auf den Menschen übergegangen. Deshalb ist die Krankheitswelle von damals umgangssprachlich als Schweinegrippe bekannt. Nun haben chinesische Forscher erneut ein Schweinevirus mit Zoonosen-Potenzial entdeckt, sprich: einen Erreger, der Infektionskrankheiten wechselseitig zwischen Tieren und Menschen verursachen könnte.
G4 stammt von Schweinegrippe-Erreger ab
Das neue Virus, genannt G4, stammt vom damaligen Erreger H1N1 ab. Dies erklären die Forscher verschiedener chinesischer Fakultäten in einer gemeinsamen Arbeit. Sie ist aktuell detailliert in der Fachzeitschrift PNAS nachzulesen und wurde u.a. vom „Ärzteblatt“ zusammengefasst. Im Laufe der vergangenen Jahre wollen die Forscher insgesamt 179 unterschiedliche Schweineviren entdeckt haben. Eine neuere Art sei seit 2016 vermehrt bei Schweinen aufgetreten.
In Versuchen mit Frettchen sei bereits bestätigt worden, dass sich das Virus G4 vom Schwein auf andere Tiere übertragen und eine Erkrankung auslösen kann. Zur Besorgnis der Forscher verfüge der Erreger G4 über „alle wesentlichen Eigenschaften, um Menschen infizieren zu können“, heißt es im „Ärzteblatt“ weiter.
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Antikörper bereits bei Menschen festgestellt
Es handelt sich offenbar längst nicht mehr um eine Hypothese. Mitarbeiter von Zucht- und Schlachtbetrieben seien auf das Virus untersucht worden – und einige von ihnen positiv. Dem Abstract zufolge waren 10,4 Prozent der Getesteten positiv. Ferner sollen Antikörpertests innerhalb der Bevölkerung ergeben haben, dass das Virus bereits bei Menschen angekommen ist, die von Berufswegen her nicht mit Schweinen in Kontakt gekommen sind.
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Immunität gegen neue Schweinegrippe unwahrscheinlich
Apropos Antikörper. Eine Hoffnung der Forscher, dass aufgrund bereits durchgemachter Viruserkrankungen ausreichend Antikörper vorhanden sind und somit Immunität gegenüber dem Erreger bestehen könnte, wurden in ihren Untersuchungen nicht bestätigt.
Dass es immer wieder zu zoonotischen Krankheiten mit Pandemie-Potenzial kommen kann, hat gerade erst die aktuelle Infektionswelle durch das neuartige Coronavirus gezeigt. Anfangs standen Fledermäuse und Schuppentiere auf einem Tiermarkt in Wuhan als Quelle der Verbreitung im Verdacht. Inzwischen geht man davon aus, dass das Virus über den Marderhund als Zwischenwirt auf den Menschen übergegangen ist.