13. März 2025, 20:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Herzkrankheiten sind keine Frage des Alters – sie entstehen oft schleichend, über Jahre hinweg. Neben Bewegungsmangel und Rauchen sei die Unkenntnis bestimmter Blutwerte mit wichtigster Risikofaktor für Herzkrankheiten, sagt Dr. med. Christopher Schneeweis. Laut dem Kardiologen sollte jeder Mensch einmal im Leben das Lipoprotein(a) kontrollieren lassen. Und was noch?
Gesund alt zu werden geht maßgeblich damit einher, Herzkrankheiten zu vermeiden – denn Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind weltweit Todesursache Nummer 1. In Deutschland geht mehr als ein Drittel aller Todesfälle auf ihr „Konto“, Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten 2024 knapp 350.000 Todesfälle.1 Viele Herzkrankheiten entstehen nicht plötzlich – sie entwickeln sich schleichend über Jahre hinweg. Wer also früh hinsieht, kann aktiv gegensteuern. Der Kölner Kardiologe Dr. med. Christopher Schneeweis erklärt, welche Blutwerte wirklich entscheidend sind und wie wir mit einfachen Maßnahmen – von Bewegung über Ernährung bis hin zur Stressbewältigung – unser Herz langfristig gesund halten können.
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FITBOOK: Was sind die drei wichtigsten Risikofaktoren für Herzkrankheiten, die ich vermeiden kann?
Dr. med. Christopher Schneeweis: „Ganz wichtig: Bewegungsmangel vermeiden. Ich sollte nicht rauchen, oder dringlichst aufhören, zu rauchen. Und ich sollte meine Blutdruckwerte kontrollieren lassen.“
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Herzkrankheiten vermeiden: „Einmal im Leben das Lipoprotein(a) kontrollieren lassen“
Welche Blutwerte sollte ich konkret kontrollieren lassen?
„Lassen Sie kontrollieren, ob Sie erhöhte Cholesterinwerte haben. Also LDL-, HDL- und Gesamtcholesterin kontrollieren lassen. Dann sollte man auch das ApoB-100 checken lassen. Das ist der Trägerstoff für diese ganzen Cholesterine, die Verkalkung, also Ablagerungen, in Herzkranzgefäßen auslösen können. Zusätzlich sollte ich die Triglyceride kontrollieren lassen. Und einmal im Leben auch das sogenannte Lipoprotein(a). Das ist eine genetische Veranlagung für ein gewisses Cholesterin, was mit einer deutlichen Erhöhung von Ablagerungstendenzen einhergehen kann. Man kann es leider nicht beeinflussen – müsste es aber einmal im Leben kontrollieren lassen. Denn wenn es erhöht ist, kann ich die anderen Risikofaktoren positiv beeinflussen. Zusätzlich sollte ich wissen: habe ich vielleicht ein Diabetes mellitus oder eine Vorstufe davon, das heißt eine gestörte Glukosetoleranz? Dazu sollte ich meinen Langzeit-Blutzuckerwert kontrollieren lassen, den sogenannten HbA1c.“
„Eine gute Ernährung zählt zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren“
Was ist mit der Ernährung?
„Zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Herzkrankheiten zählt eine gute Ernährung: Der Verzicht auf hoch prozessierte Lebensmittel, Einschränkung der gesättigten Fette, mehr ungesättigte Fettsäuren wie beispielsweise gesundes Olivenöl, Avocados, Nüsse. Ich sollte Hülsenfrüchte konsumieren, wie beispielsweise Bohnen und Linsen, fermentierte Lebensmittel mit in die Ernährung hineinnehmen und versuchen, tierische Lebensmittel, vor allen Dingen verarbeitete tierisch Lebensmittel, eher zu meiden. Auch den Zucker sollte man meiden.“
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„Viszerales Fett trägt dazu bei, dass sich Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen ausbreiten“
Welche Rolle spielen Bluthochdruck und das Gewicht?
„Ein weiterer, wichtiger Risikofaktor ist Bluthochdruck. Man sollte kontrollieren, ob man Bluthochdruck hat oder eine Neigung zu Bluthochdruck, wo man frühzeitig gegensteuern könnte. Außerdem sollte nd sollte gucken, dass ich ein adäquates Gewicht habe. Wobei Gewicht nicht gleich Gewicht ist. Es kommt auf die Körperkomposition an, das heißt, wie viel Muskelmasse habe ich im Verhältnis zur Fettmasse. Und auch da unterscheiden wir unterschiedliche Arten von Fettgewebe. Hier wäre es vor allen Dingen wichtig, dass ich möglichst geringes Organfett, das sogenannte viszerale Fett, habe. Denn wir wissen, dass dieses viszerale Fett entzündliche Prozesse anstößt und gerade das, was dazu beiträgt, dass es zu Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen kommt, bzw. dass diese sich ausbreiten. Das Ganze ist eine entzündliche Reaktion, das heißt, wenn ich die entzündlichen Prozesse anheizt und durch sehr viel viszerales Fett, sorge ich natürlich dafür, dass dieser Zustand sich verschlimmern könnte.“
„Ein chronisch hohes Stresslevel ist schädlich für unser Herz-Kreislauf-System“
Welche Rolle spielt Stress – genauer chronischer Stress für die Entwicklung von Herzkrankheiten?
„Zusätzlich sollte ich das Stressniveau versuchen zu reduzieren, zumindest den chronischen Stress. Wir wissen, dass chronischer Stress, ein chronisch hohes Stresslevel, schädlich für unser Herz-Kreislauf-System ist, so dass ich dort versuchen sollte, diesen Stresslevel zu reduzieren und dort vielleicht Entspannungstechniken anzuwenden. Vielleicht Meditation, vielleicht Atemübungen. Aber ich muss natürlich auch im Alltag darauf achten, was mich stresst. Diese Techniken helfen zwar, damit kann ich allerdings nicht mein ganzes Leben umstellen.“
Über den FITBOOK Expert Dr. Schneeweis
Dr. med. Christopher Schneeweis ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. Seine Ausbildung absolvierte er u. a. an der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Charité Berlin – wo er mehr als sieben Jahre am Deutschen Herzzentrum der Charité tätig war – und dem Cardioangiologischen Centrum Bethanien in Frankfurt/Main. Mit seinem Podcast „Herzcheck“. und als @doc_schneeweis auf Instagram macht er medizinisches Wissen für Laien zugänglich. Der Kardiologe ist Protagonist der bislang 3. Staffel FITBOOK Experts; weitere Experts sind die Dermatologin Dr. med. Emi Arpa sowie Zahnmedizinerin Dr. med. Anne Heinz. Sämtliche Folgen mit dem Medizinerinnen finden Sie hier.
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