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Orthopäde im Gespräch

Mögliche Ursachen, Vorbeugung und Behandlung verkürzter Muskeln

Mann dehnt seine verkürzten Muskeln
Was bei verkürzten Muskeln hilft und wie man ihrer Entstehung vorbeugt, erfahren Sie hier Foto: GettyImages/Ivanko_Brnjakovic
Laura Pomer
Laura Pomer

18. März 2024, 11:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Ist von „verkürzten Muskeln“ die Rede, meint man damit deren eingeschränkte Dehnfähigkeit – ein verbreitetes Problem, das Betroffene spätestens dann erkennen, wenn es zu Beschwerden oder einer Verletzung geführt hat. FITBOOK-Autorin Laura Pomer hat mit einem Experten über die verschiedenen möglichen Ursachen, Behandlungswege und sinnvolle Maßnahmen zur Vorbeugung verkürzter Muskeln gesprochen.

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Die umgangssprachliche Bezeichnung verkürzte Muskeln ist eigentlich nicht richtig. „Denn der Muskel selbst verkürzt sich nicht“, erklärt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. med. Mathias Schettle im Gespräch mit FITBOOK. Der betroffene Muskel sei nicht mehr gut dehnbar und korrekter daher die Bezeichnung „funktionelle Verkürzung“. Im Folgenden erklärt der Experte dies genauer.

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Was sind verkürzte Muskeln?

Wenn ein Muskel nicht mehr (maximal) gedehnt werden kann, spricht man von einer Verkürzung. In dem Fall funktioniert die neuronale Ansteuerung nicht richtig, erklärt Dr. Schettle.

Zum Hintergrund erklärt er uns, dass jeder Muskel einen Gegenspieler hat. Die Bewegungsmuster Beugen und Strecken funktionieren demnach nur im Zusammenspiel. Wenn es hier zu einem Ungleichgewicht kommt, also zu einer „muskulären Dysbalance“, kann sich das mit den geschilderten Problemen bemerkbar machen.

Mögliche Ursachen verkürzter Muskeln

Das Thema Muskeln sei sehr komplex, räumt der Experte ein, und entsprechend könnten auch die sogenannten verkürzten Muskeln unterschiedliche Ursachen haben.

Fehlbelastungen

„Meistens resultieren Muskelverkürzungen aus einer einseitigen Belastung oder einer Fehlbelastung, etwa aufgrund einer Schonhaltung“, so Dr. Schettle. Bei einer vorliegenden Muskelverspannung nehmen Betroffene schnell eine Schonhaltung ein – eine Körperhaltung also, durch die Schmerzen vermieden werden. Doch diese verstärkt die Verspannung weiter. In der Folge können die Beschwerden chronisch werden und womöglich zusätzliche orthopädische Störungen hinzukommen.

Bewegungsmangel

Wenn man sich wenig bewegt oder gar lange Zeiten im Liegen verbringt, kann dies ebenfalls zum Verkürzen von Muskeln führen. Es können Spannungen innerhalb der Muskulatur sowie der Faszien entstehen. Faszien sind die dünnen, unsere Muskeln und Organe umgebenden Bindegewebsstrukturen. Sie verfügen über mehr Schmerzrezeptoren als der Muskel an sich, erklärt Dr. Schettle, und übernehmen zudem eine wichtige Rolle bei der Reizweiterleitung der Muskeln. Bei der Therapie verkürzter Muskeln sollten daher auch die Faszien mit behandelt werden (dazu später mehr).

Verschiedene Sportarten

Umgekehrt kann aber auch Bewegung bzw. Sport muskuläre Dysbalancen begünstigen. So gelte beim Krafttraining das gegenteilige Prinzip, wenngleich mit ähnlichem Effekt: Hier würde oft zu viel gemacht, der Muskel zu stark belastet, mahnt Dr. Schettle. Der Muskeltonus erhöht sich, wieder zulasten des muskulären Gleichgewichts.

Eine weitere Sportart, bei der Muskelverkürzungen – und in der Folge übrigens auch Verletzungen – auffällig häufig sind, ist Fußball. Mehr dazu kann man beim Deutschen Verband der Physiotherapie (ZVK) nachlesen.1 In Spielerkreisen komme es oft zu „Muskelzerrungen, Muskelfaser- oder bündelrissen oder (…) Muskelverhärtungen“ im Bereich der Oberschenkelmuskulatur des Standbeins.

Arbeiten am Laptop

Nackenschmerzen etwa, wie sie nicht ohne Grund seit Einführung von Home- und Remote-Office-Lösungen zur Volkskrankheit geworden sind, seien auf (eine falsche Haltung während) sitzender Tätigkeit am Computer zurückzuführen. Denn dabei neigen Menschen dazu, die Schultern nach vorne zu ziehen, was zu einer Überlastung der Nackenmuskulatur führt. „Die Körpermitte gerät aus der Balance“, erklärt der Arzt. Die Brustmuskeln verkürzen, was sich allerdings in der Regel vorne weniger bemerkbar macht als hinten: mit Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen.

Wechsel zwischen Absatzhöhen

Ein klassisches Beispiel seien auch Verkürzungen der Wadenmuskulatur durch hohe Schuhe. Denn Muskeln gewöhnen sich recht schnell, weiß Dr. Schettle – so also auch an die Haltung auf Absätzen – und „verkürzen“. Werden nun wieder flache Schuhe getragen, jene Muskeln also aktiv gefordert, können sie dem nicht nachkommen. Das kann laut dem Orthopäden und Unfallchirurgen zu Beschwerden führen.

Gefahren durch verkürzte Muskel

Nicht alle Betroffenen wissen, dass sie an verkürzten Muskeln leiden. Oder anders gesagt: Wer gar nicht erst versucht, bestimmte Bewegungen auszuführen, bei denen die verkürzten Muskeln gedehnt werden müssten, weiß im Zweifelsfall auch nicht um die bestehenden Einschränkungen. Der Körper könne einiges kompensieren, erklärt der Experte. Doch ab einem gewissen Punkt sei es möglich, dass er eine Schmerzschwelle erreiche. Meist werde dieser durch eine zusätzliche Problematik getriggert, also z. B. das falsche Schuhwerk. „Dann gibt der Körper das Signal: Jetzt reicht’s!“, weiß Dr. Schettle. Ein solches Signal kann auch eine Verletzung sein.

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Vorbeugung und Behandlung verkürzter Muskeln

Je früher verkürzte Muskeln erkannt und behandelt werden, desto besser, damit die Beschwerden nicht zu gravierend werden bzw. es nicht zu Verletzungen kommt. Umso bedeutender sei es, dem Verkürzen von Muskeln vorzubeugen. Laut Dr. Schettle sollte man in dieser Absicht in seiner sportlichen Routine idealerweise Disziplinen favorisieren, bei denen die muskuläre Balance im Fokus steht. Yoga sei empfehlenswert, da bei den einzelnen Asanas Muskeln gedehnt und gleichzeitig Gelenke gestärkt werden. Ähnliches gelte für Pilates.

„Die Therapie verkürzter Muskeln ist vor allem auf Dehnung ausgelegt“, weiß Dr. Schettle. Dabei sollte man keine schnellen, ruckartigen bzw. federnden Bewegungen ausführen, sondern besser langsame, lockere Dehnübungen. Optimal sei es, man lässt sich das richtige Vorgehen von jemandem zeigen, der sich damit auskennt, etwa bei der Physiotherapie.

Ein weiterer Ansatz der Therapie sollte es sein, die verklebten Faszien wieder zu mobilisieren. Das kann man zu Hause selbst z. B. mit einer Faszienrolle.

Quelle

Quellen

  1. Deutscher Verband der Physiotherapie: „Sport als Gesundheitsrisiko Vor allem für junge Menschen kann Fußball gefährlich werden“ (aufgerufen am 14.3.2024) ↩︎
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