19. September 2023, 13:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Probleme mit dem Magen oder der Verdauung hat wohl jeder mal. Wenn solche Beschwerden aufgrund einer Erkrankung jedoch chronisch werden, können sie für Betroffene eine regelrechte Qual bedeuten. Manchmal können dann nur noch Medikamente helfen – oder ein bestimmtes Gewürz? FITBOOK-Medizin-Redakteurin Melanie Hoffmann erklärt eine Studie, die genau das nahelegt.
Haben Sie schon einmal von Dyspepsie gehöhrt? Darunter versteht man Beschwerden des Oberbauchs (Abdomen) wie Schmerz, Druck- und Völlegefühl, frühes Sättigungsgefühl, Sodbrennen oder Verdauungsstörungen.1 Dyspepsie ist also eine Erkrankung des Magen-Darm-Traktes – und zwar eine, die weitverbreitet ist. Nur die Refluxkrankheit kommt noch häufiger vor.2 Allerdings begeben sich nur rund 7 Prozent der Bevölkerung dafür in Behandlung begeben, während 20 bis 40 Prozent solche Symptome bei sich zwar beschreiben, aber keinen Arzt aufsuchen. Deswegen ist davon auszugehen, dass viele Fälle ohne Diagnose bleiben.3 Stattdessen behandeln sich viele Menschen mit Medikamenten selbst, auch ohne vorherigen Arztbesuch. Jetzt haben Forscher herausgefunden, dass ein Gewürz die durch Dyspepsie ausgelösten Verdauungsprobleme lindern kann – und das offenbar genauso gut wie Medizin.
Übersicht
Was wurde untersucht?
In ihrer Studie, die über einen Zeitraum von 56 Tagen stattfand, untersuchten Wissenschaftler aus Thailand 206 Probanden, deren Durchschnittsalter bei 49,7 Jahren lag und von denen 73 Prozent Frauen waren. Zu Anfang der Studie erfassten die Forscher Form und Ausmaß ihrer Beschwerden. Diese umfassten:
- Unruhe
- Durchfall
- Schläfrigkeit
- Kopfschmerzen
- Erbrechen
Ein Test der Leberfunktion ergab zudem, dass 25 Prozent der Probanden zu Beginn der Studie Werte, die mit einer Beeinträchtigung des Organs einhergehen, aufwiesen.
Per Zufallsprinzip wurde die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in drei Gruppen mit je anderer, 28 Tage andauernder Form der Behandlung, eingeteilt:
- Gruppe 1: 69 Personen erhielten Kurkuma-Kapseln.
- Gruppe 2: 68 Probanden bekamen Kapseln mit Omeprazol (ein in vielen Medikamenten gegen Magen-Darm-Beschwerden enthaltender Wirkstoff).
- Gruppe 3: 69 Personen waren Teil der Kombi-Gruppe. Das heißt, sie erhielten viermal täglich 2 Kapseln mit 250 Milligramm Curcumin (extrahiert aus Kurkuma) und einmal am Tag eine Kapsel mit 20 Milligramm Omeprazol.
Der Einfluss der Behandlung auf die Symptome wurde am letzten Tag der Kapsel-Einnahme (Tag 28 der Studie) und erneut zu einem späteren Zeitpunkt (Tag 56 der Studie) bewertet.4
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Curcumin oder Omeprazol – was half besser?
Die Erkenntnis der Studie: Bei allen Probanden – egal, ob mit Medizin oder dem Gewürz-Extrakt Curcumin behandelt – zeigte sich eine Verbesserung ihrer Magen- und Verdauungsprobleme. Mit anderen Worten: Curcumin und Omeprazol wirkten gleich gut.
Allerdings fiel den Wissenschaftlern auf, dass sich die Leberwerte bei den Curcumin-Anwendern eher verschlechtert hatten. Der Unterschied zu den Omeprazol war zwar statistisch nicht signifikant, dennoch hielten die Forscher ihn für in ihrer Studiendokumentation erwähnenswert.
Experte gibt Tipps gegen Blähbauch
Kohlendioxid, Wasserstoff, Methan und Schwefelverbindungen – dies sind Gase, die nach dem Essen bei der Verdauung im Körper entstehen. Dies hat uns in einem früheren FITBOOK-Beitrag Ernährungsmediziner und Diabetologe Dr. Riedl erklärt. Weiter führte er aus, dass ein Teil des Kohlendioxids mit der Atmung abgegeben werde, während ein anderer Teil jedoch zusammen mit den übrigen Gasen den Darm passiere und den Körper auf natürlichem Wege verlasse. Die Gasbildung nach dem Essen ist also natürlich und gehört zum ganz normalen Verdauungsprozess dazu. Wenn sich allerdings zu große Mengen Gas im Körper bilden, „kann es zu einer starken Aufblähung des Darms und somit zu einem Blähbauch kommen, der oft Bauchschmerzen und ein Völlegefühl bereitet“, erläuterte Dr. Riedl.
Was dann hilft, hat uns der Experte auch verraten: viel trinken zum Beispiel. Auch probiotische Lebensmittel wie Quark, Kefir oder Sauerkraut seien eine gute Idee. Bei akuten Beschwerden riet Dr. Riedl zu Kräutertees. Ein weiterer Tipp des Ernährungsmediziners: mit Ingwer kochen. „Ein Stück frisch geriebener Ingwer macht nicht nur das Essen pikanter, es beugt auch der Gasbildung vor“, so die Empfehlung von Dr. Riedl.
Kurkuma in der Ernährung
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gilt Kurkuma schon lange als ein Gewürz mit heilenden Eigenschaften, gerade auch bezüglich Magen- und Verdauungsproblemen. Die aktuelle Studie liefert nun Hinweise dafür, dass Befürworter der TCM mit dieser Annahme tatsächlich recht haben.
Interessanterweise bekräftigt sie zugleich Erkenntnisse der Forschung, dass die Einnahme von Kurkuma-Kapseln die Leber schädigen könnte (FITBOOK berichtete).5
Deshalb gilt wohl wie so häufig: Die Dosis macht das Gift. Denn vieles, was in Maßen gesundheitsfördernd wirkt, kann im Übermaß auch schädigende Effekte haben. Wer deshalb eher zögert, zu Kurkuma in Kapselform zu greifen, kann erwägen, es in Gewürzform häufiger in die Ernährung einzubauen. Das schmeckt lecker und kann offenbar zugleich die Magen-Darm-Gesundheit stärken.
Food-Baby-Alarm Blähbauch nach dem Essen? Mediziner erklärt, was wirklich dagegen hilft
Gesunde Wurzeln Clever kochen mit Ingwer und Kurkuma für Immunsystem und Verdauung
Studienlage Die Wirkung von Kurkuma auf die Leber
Quellen
- 1. Gotfried, J., Dyspepsie. MSD Manual. (aufgerufen am 19.09.2023)
- 2. Gesundheit.gv.at. Dyspepsie. (aufgerufen am 19.09.2023)
- 3. Springer Medizin. Funktionelle Dyspepsie. (aufgerufen am 19.09.2023)
- 4. Kongkam, P., Khongkha, W., Lopimpisuth, C. et al. (2023). Curcumin and proton pump inhibitors for functional dyspepsia: a randomised, double blind controlled trial. BMJ.
- 5. Halegoua-DeMarzio, D., Navarro, V., Ahmad, J. et al (2022), Liver Injury Associated with Turmeric—A Growing Problem: Ten Cases from the Drug-Induced Liver Injury, American Journal of Medicine.