22. November 2023, 20:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn wir etwas essen, gelangen die Speisen zunächst in unseren Mund, Hals und in die Speiseröhre. Entsprechend logisch ist es, dass Lebensmittel eine Rolle spielen könnten, wenn in diesen Körperregionen Krebs entsteht. Eine neue Studie zeigt, welche Lebensmittelgruppe eine besonders ungünstige gesundheitliche Wirkung zu haben scheint – und warum. FITBOOK-Medizin-Redakteurin Melanie Hoffmann erklärt die Erkenntnisse der Wissenschaftler.
Pro Jahr erkranken etwa 6100 Männer und 1800 Frauen an Speiseröhrenkrebs.1 Etwa 9350 Männer und 3740 Frauen erkranken an bösartigen Tumoren der Mundhöhle und des Rachens.2 Wie bei allen Krebsarten ist die Vorbeugung mindestens so wichtig wie (wenn nicht wichtiger als) eine frühe Diagnose und bestmögliche Behandlung. Krebs-Präventionsmaßnahmen setzen bekanntlich beim Lebensstil an. Denn Faktoren wie mangelnde Bewegung, Rauchen, Alkohol und Ernährung spielen bei der Entstehung von Krebs neben genetischer Veranlagung eine bedeutende Rolle. Beim Thema Ernährung sind stark verarbeitete Lebensmittel und ihre negativen Auswirkungen auf den Körper schon länger im Fokus der Forschung, auch in Bezug auf die Entstehung von Krebs im Mund, Hals und der Speiseröhre.
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Übersicht
Zusammenhang zwischen stark verarbeiteten Lebensmitteln und Krebs
Dass stark verarbeitete Lebensmittel das Risiko für Krebs erhöhen können, haben bereits frühere Forschungsprojekte gezeigt.3 Die aktuelle Studie befasste sich nun genauer mit dem Risiko für Mund-, Hals- und Speiseröhrenkrebs. Außerdem wollten die verantwortlichen Wissenschaftler den zugrundeliegenden Mechanismus besser verstehen.
Vielfach ist die Ernährung besonders deshalb ein Risikofaktor für Krebserkrankungen, weil sie zu Übergewicht führen kann. Dieses kann nachweislich die Entstehung von Krebs fördern – allen voran von Darmkrebs.4 Doch ist das aufgrund ihres Verzehrs eventuell entstehende Übergewicht der einzige oder der Hauptgrund für den Zusammenhang zwischen verarbeiteten Lebensmitteln und Mund-, Hals- und Speiseröhrenkrebs? Diesbezüglich fanden die Forscher der University of Bristol jetzt spannende Hinweise.
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Die Studie
Im Rahmen ihrer Studie analysierten die Wissenschaftler Ernährungs- und Lebensstil-Daten von 450.111 Erwachsenen. Der Beobachtungszeitraum nach Erhebung dieser Daten hatte rund 14 Jahre betragen.5
Erhöhtes Risiko für Krebs im Kopf- und Halsbereich
In den 14 Jahren, die die Studie umfasste, erkrankten 910 Teilnehmer an Kopf-Hals-Tumoren. Unter Kopf-Hals-Tumoren fallen Krebsarten, die, wie der Name schon andeutet, den Kopf und/oder Hals betreffen. Dazu zählen bösartige Tumoren der Mundhöhle, des Rachens, des Kehlkopfes, der Nase, der Nasennebenhöhlen sowie des äußeren Halses, insbesondere der Schilddrüse.6 215 Personen erkrankten an Speiseröhrenkrebs.
Die Analyse der Daten ergab, dass schon ein um 10 Prozent höherer Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln (im Vergleich zum niedrigeren Konsum anderer Studienteilnehmer), das Risiko für Krebs deutlich steigerte. So war das Risiko für Kopf- und Halskrebs um 23 Prozent und das für Speiseröhrenkrebs um 24 Prozent erhöht.7
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Welche Rolle spielte Übergewicht?
Interessant war zudem die Erkenntnis, dass das Maß an Körperfett in Form von Übergewicht nur in wenigen Fällen die Krebserkrankungen erklären konnte. Dieses hatten die Forscher anhand von Daten zum BMI und Taille-Hüfte-Verhältnis bestimmt.
So hatte laut der Analyse das Taille-Hüfte-Verhältnis in 5 Prozent der Krankheitsfälle den Zusammenhang zwischen Verzehr der verarbeiteten Lebensmittel und Krebsrisiko erklären können. Taille-Hüfte-Verhältnis und BMI gemeinsam hatten 15 Prozent des genannten Zusammenhangs zwischen Ernährung und Erkrankung erklären können.
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Weitere Forschung notwendig
Die aktuelle Studie konnte zweierlei wichtige Erkenntnisse liefern:
- Es besteht offenbar ein Zusammenhang zwischen Konsum verarbeiteter Lebensmittel und Krebsarten, die den Hals- und Kopfbereich betreffen.
- Übergewicht als Folge der verarbeiteten Lebensmittel kann die Krebserkrankungen nur zu einem geringen Prozentsatz erklären.
Allerdings kann die Studie nicht belegen, was genau aufgrund des Verzehrs der ungesunden Lebensmittel im Körper passiert und in der Folge zu den Krebserkrankungen führt. Sind bestimmte Inhaltsstoffe Schuld? Gelangen Plastikrückstände von Verpackungen in Mund und Hals und führen zur Entstehung von Krebs? Fragen, die bislang unbeantwortet sind. Weitere Forschung ist notwendig, um wichtige Antworten zu finden.