23. November 2020, 14:53 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer streng vegan lebt, läuft Gefahr, zu wenig Protein und Kalzium zu sich zu nehmen. Dadurch erhöht sich laut einer neuen Studie das Risiko Knochenbrüche zu erleiden, um bis zu 43 Prozent.
Mit zunehmenden Alter lässt die Knochendichte mehr und mehr nach. Ein Prozess, der bereits im Alter von 30 Jahren beginnt. Doch wie schnell der Abbau vonstatten geht, hat viel mit der Ernährung und Lebensweise zu tun – sehr zum Nachteil von Veganern, wie eine aktuelle Oxford-Langzeitstudie offenbarte. Ihr Risiko, im Laufe des Lebens Frakturen und Knochenbrüche zu erleiden, liegt um bis 43 Prozent höher als bei Fleischessern.
Untersuchung mit 54.898 Männern und Frauen
Die Erkenntnis stammt aus einer Langzeitstudie, bei der 54.898 gesunde erwachsene Männer und Frauen aus Großbritannien teilnahmen. Diese beantworteten zwischen 1993 und 2001 einen Fragebogen zu Ernährung, soziodemografischen Merkmalen, Lebensstil und Krankengeschichte. Dabei gaben sie ebenso an, ob sie sich vegan, vegetarisch, pescetarisch (mit Fisch) oder gemischt-fleischlich ernährten. Bei Nachforschungen, die bis zum Jahr 2016 anhielten, kam heraus, dass 3.941 dieser Menschen Frakturen oder Knochenbrüche erlitten hatten.
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Darum ist das Risiko für Knochenbrüche bei Veganern höher
Nach der Auswertung aller Daten stellten die Forschenden fest: Im Vergleich zu Fleischessern hatten Veganer ein 43 Prozent höheres Risiko für Frakturen, insbesondere an Hüfte, Beinen und Wirbeln. Hinzu kommt, dass Veganer und Vegetarier in der Regel ein niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) haben. Bewegt sich dieser im Bereich des Untergewichts, steigt das Risiko für Knochenbrüche ebenfalls, heißt es weiter. „Frühere Studien haben gezeigt, dass ein niedriger BMI mit einem höheren Risiko für Hüftfrakturen verbunden ist und eine niedrige Aufnahme von Kalzium und Protein mit einer schlechteren Knochengesundheit in Verbindung gebracht wurde“, so Dr. Tammy Tong, Hauptautor der Studie.
Geringe Kalzium- und Proteinaufnahme als Hauptfaktor für Knochenbrüche im Alter
Die Forschenden gehen davon aus, dass eine ernährungsbedingte niedrige Aufnahme von Kalzium und wertvollem Protein eine der Hauptursachen für die erfassten Knochenbrüche sein könnten. Stammen beide Nährstoffe vorrangig aus tierischen Quellen, könne der Körper diese viel besser aufnehmen und verwerten.
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Weiter Forschungsbedarf zum Thema „Veganer und Knochenbrüche“
Bei der Untersuchung wurde allerdings nicht unterschieden, woher die Brüche im Einzelnen stammten. Ob diese aus Unfällen resultierten oder allein aufgrund einer spröde gewordenen Knochensubstanz, geht aus der Analyse nicht hervor. Auch stehe noch viel Forschungsbedarf aus, da die untersuchten Personen hauptsächliche weiße Europäer und Frauen waren. Wie sich die Ergebnisse also auf weitere Bevölkerungsgruppen übertragen lassen, ist noch unklar.
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Veganer und Vegetarier müssen einmal mehr auf ihre Ernährung achten
Die Studie zeigt: Eine ausreichende Aufnahme von Kalzium und Proteinen (aber auch Vitamin D) ist von klein auf unabdinglich für starke und gesunde Knochen. Wer dennoch auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichten will, muss einmal mehr auf die Wahl der richtigen Lebensmittel achten und gegebenenfalls das Defizit mit hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln ausgleichen.