15. Juni 2021, 12:36 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Sommer, Sonne, UV-Schutz! Endlich ist wieder Zeit für lange Tage im Freibad, am See, auf dem Balkon oder der Terrasse. Bei all der Freude um die wohlverdiente Sonnenzeit, darf man die Hautgesundheit jedoch nicht vernachlässigen. Wichtig: Sonnencreme mit ausreichend UV-Schutz. Beim Kauf können Verbraucher allerdings einiges falsch machen. FITBOOK klärt auf, was bei UVB- und UVA-Schutz zu beachten ist.
Das Wissen um das Hautkrebsrisiko ist inzwischen selbst bei den größten Sonnenanbetern angekommen. Obwohl manche Menschen schnell braun werden und andere fast gar nicht, kommen die schädlichen UVA-Strahlungen bei allen gleich an. Umso wichtiger ist es, Sonnencreme mit ausreichend UV-Schutz zu benutzen. Welches Produkt einen solchen bietet, ist aber gar nicht mal so einfach zu erkennen.
Übersicht
UVA und UVB: Nicht auf der gleichen Wellenlänge
Zunächst ein kleiner Physikexkurs: UV-Strahlung, oder ultraviolette Strahlung, ist die elektromagnetische Strahlung, die von der Sonne ausgeht. Strahlung wird bei ihrer Messung in Wellenlängenbereiche unterteilt. Sie dringt nämlich wellenlängenabhängig unterschiedlich weit bis zur Erdoberfläche vor. Man unterscheidet dabei zwischen UVA-, UVB- und UVC- Strahlung der Sonne.
https://oembed/fitbook/affiliate/122b83ad3596bad2d310c2442a3c399f9d0d5acd49aeba96b43cd5f000b9e5fc/93d6a906-a170-464b-97d3-c296e9d8cb42/embed
Die Wellenlängen der UV-Strahlung werden in Nanometer (nm) gemessen. UVA-Strahlungen sind langwellig und umfassen den Bereich von 315 bis 400 Nanometer. 90 Prozent der UV-Strahlen, die die Erdoberfläche erreichen, ist UVA-Licht. UVB-Strahlungen sind Strahlungen mittlerer Wellenlänge, das heißt: 280 bis 315 Nanometer. Circa 10 Prozent der UVB-Strahlung erreichen die Erdoberfläche. Im Vergleich dazu wird die kurzwellige UVC-Strahlung im Bereich von 100 bis 280 Nanometern durch die Ozonschicht der Sonne absorbiert und kommt somit nicht mehr auf der Erdoberfläche an.1,2
Die Intensität der UV-Strahlung auf der Erdoberfläche hängt vom Breitengrad ab. Also davon, wo man sich auf der Erde befindet und je nachdem, welche Jahres- und Tageszeit gerade ist. Allerdings wird durch den Klimawandel die Ozonschicht immer dünner, sodass uns überall auf der Welt mehr UVA- und UVB-Strahlung erreicht. Es wird also immer wichtiger, Sonnencreme mit ausreichend UV-Schutz zu benutzen.
Die Wirkung von UV-Strahlen auf die Haut
UVB-Strahlung
UVB-Strahlen sind kurzwellig und dringen nicht ganz so tief in die Hautschicht ein. Sie sorgen dafür, dass wir braun werden und, bei zu viel des Guten, einen Sonnenbrand bekommen. UVB-Strahlung ist so energiereich, dass sie bei einer zu starken Dosis das Erbgut der Haut schädigen kann. Wenn wir ohne Pause lange in der Sonne sind und unsere Haut ständig strapazieren, hat diese keine Chance, die körpereigenen Sonnenschäden zu reparieren. Das führt im schlimmsten Fall zu Hautkrebs.3
Auch interessant: Auch Augen können „Sonnenbrand“ bekommen
UVA-Strahlung
UVA-Strahlen sind im Vergleich zu UVB-Strahlen langwelliger und dringen viel tiefer in die Haut ein. Sie sind auch ein wesentlicher Faktor für Hautalterung: Indem die Strahlen so tief in ins Bindegewebe eindringen, beschädigen sie das Kollagen in unserer Haut. Diese verliert dadurch Elastizität und es bilden sich frühzeitig Falten. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) weist auf seiner Website darauf hin, dass UVA-Strahlen zwar kaum Sonnenbrand erzeugen, aber ein höheres Melanomrisiko durch die Bildung freier Radikale bewirken. Verschiedene Studien konnten belegen, dass UVA-Strahlen genauso wie UVB-Strahlen das Erbgut beschädigen und krebserregend sein können. 4,5
Auch interessant: Jeder sollte die ABCDE-Regel zur Hautkrebsvorsorge kennen
Sonnenschutz nie ohne UVA-Siegel
Umso wichtiger ist es, Sonnencreme mit ausreichend UV-Schutz, vor allem auch UVA-Schutz zu benutzen. Solche Produkte sind allerdings gar nicht mal so einfach zu finden. Verbraucher suchen oft vergeblich nach einer Kennzeichnung zum UVA-Schutz. Zwar gibt es eine EU-einheitliche Regelung zur UVA-Schutz-Kennzeichnung, allerdings nur auf freiwilliger Basis. Als Quasi-Standard hielt man sich in Deutschland bis 2007 an die australische Norm der UVA/UVB-Schutz Kennzeichnung (Australian regulatory guidelines for sunscreens). Diese war aber auf den UVA-Schutz bezogen nicht aussagekräftig genug. Dabei wird nämlich nur der UVB-Schutz angegeben, der aber nicht mit dem UVA-Schutz verknüpft ist. Wenn der UVB-Schutz steigt, steigt nicht zwangsläufig auch der UVA-Schutz. Dieser kann auch einfach stagnieren.
Die EU-Kommission empfiehlt, dass der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des UVB-Schutzes betragen soll. Zu diesem Zweck wurde ein standardisiertes UVA-Siegel eingeführt, das nur auf Produkten zu finden ist, deren UV-Filter mindestens ein Drittel des UVA-Schutzes gewährleisten können. Auf dieses Siegel ist beim Kauf von Sonnencreme unbedingt zu achten, um den richtigen UV-Schutz zu gewährleisten.6
Auch interessant: Bekommt man auch unter Wasser einen Sonnenbrand?
Wie kann ich Hautschädigung vermeiden?
Neben dem UVA-Siegel gibt es noch andere Faktoren, die ausschlaggebend für den richtigen Sonnenschutz sind. Der individuell beste Lichtschutzfaktor hängt von dem Haupttyp, der Intensität der Sonneneinstrahlung und der Aufenthaltsdauer in der Sonne ab. Auch wann wir uns in die Sonne begeben, macht einen Unterschied: Nach den Wintermonaten ist die Haut zum Beispiel besonders empfindlich.
Grundsätzlich sollte man die Verweildauer in der Sonne vom Hauttyp und dem getragenen Sonnenschutz abhängig machen. Der Hauttyp bestimmt, wie lange unsere Eigenschutzzeit in der Sonne beträgt. Das heißt, wie lange wir ohne Sonnenschutz in der Sonne bleiben können, ohne unsere Haut zu schädigen. Je nach Hauttyp reicht dieser von 5 bis 30 Minuten. Die maximale Verweildauer berechnet man anhand folgender Formel:
LSF x Eigenschutzzeit = maximale Verweildauer in der Sonne7
https://oembed/fitbook/affiliate/3ca0195e495f58ac53b7dd51bde7a2cdf006c1a7c94ec9e17426a4b589ff2aeb/93d6a906-a170-464b-97d3-c296e9d8cb42/embed
Das heißt, wer einen hellen Hauttyp und damit eine Eigenschutzzeit von 10 Minuten hat und 300 Minuten in der Sonne bleiben möchte, muss mindestens LSF 30 benutzen. Bei der Menge gilt: 2 Milligramm Creme pro Quadratzentimeter Haut. Nimmt man zu wenig Sonnencreme, ist die Schutzleistung stark reduziert.8
Zur Ermittlung des Hauttyps hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) einen Hauttypentest. Diesen finden Sie hier.
Auch interessant: UV-Index – ab welchem Wert wird es beim Sonnenbaden gefährlich? (via TRAVELBOOK)
Sonnenschutz Steigt die Gefahr von Sonnenbrand und Hautkrebs durch den Klimawandel?
UV-Schutz Ist es schädlich für die Gesundheit, abgelaufene Sonnencreme zu verwenden?
Faktencheck Blitz-Sommer – wann wird die Sonne zur Gefahr?
Tipps für die heißen Tage
Laut BfS, sollte man neben einem ausreichenden UV-Schutz bei Sonnencreme folgende Dinge beachten:
- Vor allem im Sommer direkte Sonne während der Mittagszeit vermeiden
- Kleidung oder Hüte tragen, auch beim Baden
- Sonnenbrillen mit UV-Schutzgläsern tragen
- Auf mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten mit der Sonne achten
- Kinder sollten keiner direkten Sonne ausgesetzt sein
- Auf den UV-Index achten
- Auf Solarium verzichten
FITBOOK hat zu dem Thema Sonnenschutz mit einem Hautarzt gesprochen. In dem Gespräch, das hier nachzulesen ist, werden weitere Tipps zum richtigen Umgang mit Sonnenstrahlen gegeben.
Quellen:
1. Bundesamt für Strahlenschutz (2020). Was ist UV-Strahlung?
2. EU Scientific Commitees (2007). Glossar: UV-Strahlung.
3. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (2018). UV-Schutz in Zeiten des Klimawandels.
4. Beani, J. (2014). Ultraviolet A-induced DNA damage: role in skin cancer.
5. Gasparro, F,P. (2000). Sunscreens, skin photobiology, and skin cancer: the need for UVA protection and evaluation of efficacy.
6. Matts, P,J. et al. (2010). The COLIPA in vitro UVA method: a standard and reproducible measure of sunscreen UVA protection.
7. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (abgerufen 2021). Rechtliche Regelungen und deren Überwachung.
8. Bimczok, R. et al. (2006). Influence of Applied Quantity of Sunscreen Products on the Sun
Protection Factor (SPF) – A Multi-Center Study organised by the DGK*Task Force Sun Protection.
Weitere Quellen:
Europäische Komission (2009). Verbraucher: Alles sonnenklar beim Sonnenschutz.
Cosmetics Europe: The Personal Care Association (2009). IMPORTANT USAGE AND LABELLING INSTRUCTIONS FOR SUN PROTECTION PRODUCTS.