29. November 2023, 5:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bei geschwollenen Lymphknoten vermuten die meisten wohl zunächst einen sich anbahnenden Infekt. Doch es kann auch andere Ursachen haben, wenn die kleinen Gewebeknoten dicker werden – von harmlos bis sehr ernstzunehmend. FITBOOK geht genauer darauf ein.
Lymphknoten sind wesentliche Bestandteile des für das Abwehrsystem bedeutenden Lymphsystems. Die Knoten befinden sich an verschiedenen Stellen des Körpers – die meisten von ihnen im Hals- und Kopfbereich, in den Achseln sowie in der Leistenregion. Man nimmt die Lymphknoten in der Regel nur dann haptisch wahr, wenn sie geschwollen sind. Dieser Zustand kann verschiedene Ursachen haben.
Übersicht
Mögliche Ursachen von geschwollenen Lymphknoten
Die Lymphknoten haben die Aufgabe, feindliche Eindringlinge wie z. B. Viren und Bakterien sowie allgemeine Fremdkörper aus der Lymphflüssigkeit zu filtern und diese somit sauber zu halten. Werden die eigentlich kleinen Gewebeknoten also plötzlich auffällig, zeigt dies, dass der Körper sich gerade in einem Abwehrkampf befindet. Genaueres dazu ist im digitalen Medizin-Handbuch „MDS Manuals“ nachzulesen.1
Infektionen im umliegenden Gewebe
Meist steckt hinter geschwollenen Lymphknoten das Naheliegende: eine Infektion im umliegenden Gewebe. Geschwollene Gewebeknoten im Hals weisen dabei häufig auf eine Erkältung bzw. eine Infektion der Atemwege oder Nasennebenhöhlen hin. In diesen Fällen kann der Körper eines allgemein gesunden Menschen sich zumeist selbst helfen. Ist der Erreger bekämpft, nehmen die Lymphknoten normalerweise wieder ihre gewöhnliche Größe an.
Geschwollene und mitunter sehr schmerzhafte Lymphknoten in der Leistenregion können auf die sexuell übertragbare Krankheit Lymphogranuloma venereum (kurz LGV) zurückzuführen sein, ausgelöst vom Erreger Chlamydia trachomatis.2 Hier muss eine Therapie per Antibiotikum erfolgen.
… in der umliegenden Haut
Daneben können geschwollene Lymphknoten im Bereich der Leiste auch auf ein „Erysipel im Bein, also auf eine Wundrose“ hinweisen. Das erklärt im Gespräch mit FITBOOK der Münchener Dermatologe Dr. med. Timm Golüke. „Auch wenn man etwa ein Abszess im Halsbereich hat, können dort die Lymphknoten reaktiv anschwellen“, so der Experte weiter. Als Abszesse bezeichnet man Eiteransammlung in einem neu gebildeten, abgekapselten Gewebehohlraum.
Hinweis zu gewissen sprachlichen Besonderheiten, die in diesem Zusammenhang irreführend sein können. Laut „MDS Manuals“ werden in Fachkreisen geschwollene Lymphknoten auch „geschwollene Drüsen“ genannt, obwohl es sich bei ihnen in der Regel nicht um Drüsen handelt. Gleichzeitig sprechen Laien oft von Knoten, wenn tatsächlich Gewebeveränderungen (= gutartige oder bösartige Tumoren) gemeint sind.
Den ganzen Körper betreffende Infektionen
Verschiedene Infektionskrankheiten können dazu führen, dass die Lymphknoten im ganzen Körper anschwellen. Deshalb sollten laut „MDS Manuals“ Personen, die sich kürzlich z. B. mit HIV (etwa durch den Kontakt mit einer potenziell kontaminierten Nadel oder infizierten Person) oder Tuberkulose angesteckt haben könnten, mit ihren geschwollenen Lymphknoten einen Arzt aufsuchen. Wann noch eine Untersuchung ratsam wäre, erläutern wir später im Text.
Entzündete Lymphknoten
Es kann dazu kommen, dass die Lymphknoten selbst sich entzünden. Und zwar dann, wenn es dem körpereigenen Abwehrsystem nicht gelungen ist, die von den Lymphknoten aufgespürten Eindringlinge aus der Lymphe zu zerstören. Man spricht dann von einer Lymphadenitis. Die Behandlung richtet sich nach der Art des Erregers, der die eigentliche Infektion und folglich die Lymphknotenentzündung ausgelöst hat. Um zu ermitteln, welches Antibiotikum das richtige wäre, kann es nötig sein, Gewebsflüssigkeit aus dem betroffenen Lymphknoten zu entnehmen. Die Beschwerden lassen nach Aufnahme der Behandlung relativ bald nach. Zusätzlich kann es die akuten Schmerzen lindern, lokal mit heißen, feuchten Umschlägen zu arbeiten.
Ernsthaftere Befunde hinter geschwollenen Lymphknoten
„Wahrscheinlich weniger als 1 Prozent der Menschen mit geschwollenen Lymphknoten hat Krebs“, heißt es bei „MDS Manuals“. Zu ihnen gehörte der kanadische Snowboard-Star Max Parrot. FITBOOK hatte über dessen erfolgreiche Olympia-Teilnahme im Februar 2022 berichtet, und in dem Zusammenhang auch über seine Erkrankung.
Lymphdrüsenkrebs
Es gibt verschiedene Typen von Lymphomen (umgangssprachlich: Lymphdrüsenkrebs). Abhängig davon, welche Zellarten betroffen sind, unterscheidet man zwischen der sogenannten Hodgkin-Krankheit (auch: Morbus-Hodgkin) und dem Non-Hodgkin-Lymphom (NHL). Die Symptome sind zunächst unspezifisch – hierzu zählen, neben geschwollenen Lymphknoten, allgemeine Krankheitsanzeichen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Fieber und ein starkes Kältegefühl. Mehr Informationen dazu bekommen Sie hier.
Mit diesen Auffälligkeiten bitte zum Arzt
Personen mit bestimmten Vorerkrankungen oder solche, die sich kürzlich mit ernsthaften Infektionskrankheiten angesteckt haben könnten, sollten im Fall von geschwollenen Lymphknoten zeitnah einen Arzt aufsuchen. Weitere Warnhinweise, die Untersuchungen nach sich ziehen sollten, sind demnach ein starker Gewichtsverlust, den die Betroffenen sich nicht erklären können, sowie anhaltendes Fieber. Grundsätzlich sollten geschwollene Lymphknoten einem Experten vorgeführten werden, also auch von generell gesunden Menschen, wenn sie sehr schmerzhaft sind und/oder aus ihnen Eiter austritt.