22. Januar 2025, 16:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Diagnose Krebs ist für viele Betroffene ein Schockmoment. Dabei werden die Behandlungsmethoden dank neuer Erkenntnisse immer effektiver und damit die Wahrscheinlichkeit für eine Genesung. Doch es gibt auch andere wichtige Einflussfaktoren, die darüber bestimmen, ob man den Krebs besiegt, wie eine aktuelle Studie zeigt. Und auf diese hat man offenbar selbst einen Einfluss.
Wie gut die Heilungschancen bei einer Krebserkrankung sind, hängt maßgeblich davon ab, in welchem Stadium der Krebs diagnostiziert wurde. Hier gilt die Regel: Je früher erkannt, desto besser die Aussichten für eine Genesung. Insbesondere wenn der Krebs noch nicht gestreut hat, lässt er sich häufig gut entfernen bzw. therapieren. Jedoch unterscheiden sich auch die verschiedenen Krebsarten in ihren Heilungschancen. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit und dem Robert Koch-Institut beträgt die absolute 5-Jahres-Überlebensrate derzeit 50 Prozent bei Männern und 58 Prozent bei Frauen.1 Dies gilt über alle Krebsarten hinweg. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Betroffene offenbar auch selbst das Krebs-Sterberisiko positiv beeinflussen können.
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Übersicht
Faktoren, die das Krebs-Sterberisiko deutlich senken können
Wie wichtig Bewegung und ein fitter Körper für unsere Gesundheit sind, haben mittlerweile etliche Studien gezeigt. Eine Analyse von 16 Studien ergab diesbezüglich z. B. spannende Ergebnisse. Sie zeigte, dass Personen, die regelmäßig Aktivitäten zum Muskelaufbau durchführten, im Vergleich zu Personen, die das nicht taten, ein um durchschnittlich 15 Prozent geringeres Sterberisiko hatten (FITBOOK berichtete). Offenbar ist körperliche Fitness aber auch ein wichtiger Einflussfaktor, der speziell das Krebs-Sterberisiko deutlich senken kann. Dies fanden jetzt australische Forscher heraus.
In einer Auswertung von rund 47.000 Patientendaten mit verschiedenen Krebsarten und in unterschiedlichen Stadien haben die Forscher gezeigt, dass Muskelkraft und eine gute allgemeine körperliche Fitness mit einem deutlich geringeren Sterberisiko bei Krebspatienten verbunden sind.2
Forscher werteten 42 relevante Studien aus
Wissenschaftler von der Edith Cowan University in Australien wollten Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich die körperliche Fitness auf das Krebs-Sterberisiko auswirkt. Die Ergebnisse sollten dazu dienen, Betroffenen Empfehlungen geben zu können, wie sie ihre Überlebenschancen erhöhen können. Hierfür suchten sie nach relevanten Studien, die bis August 2023 in englischer Sprache erschienenen sind. Davon haben es schließlich 42 in die Datenauswertung geschafft, die Patientendaten von rund 47.000 Probanden enthielten.
Auswertung der Daten brachte mehrere interessante Erkenntnisse
- Insgesamt hatten Krebspatienten mit einer hohen Muskelkraft oder einem guten Fitnesslevel ein deutlich geringeres generelles Sterberisiko. Es war um 31 bis 46 Prozent niedriger im Vergleich zu Krebspatienten mit einer schwachen körperlichen Fitness.
- Patienten mit fortgeschrittenem Krebs, die eine hohe Muskelkraft sowie eine gute körperliche Fitness aufwiesen, hatten ein um acht bis 46 Prozent geringeres Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zu untrainierten.
- Patienten mit Lungen-, Magen- und Darmkrebs hatten ein um 19 bis 41 Prozent niedriges Sterberisiko, wenn sie über eine gute Fitness und Muskelkraft verfügten.
Forscher empfehlen Trainingsprogramme für Krebspatienten
Laut den Forschern hat die Datenauswertung gezeigt, dass eine hohe Muskelkraft sowie ein gutes Fitnesslevel das Sterberisiko deutlich senken können. Insbesondere eine gute Ausdauer scheint mit einem geringeren Risiko für krebsspezifische Sterblichkeit in Verbindung zu stehen. Dabei profitieren Patienten mit Krebs im fortgeschrittenen Stadium besonders stark von hoher Muskelkraft und Ausdauer.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Fitnessdaten womöglich wichtige Hinweise auf das Sterberisiko von Krebspatienten liefern können. Die mögliche Entwicklung spezieller Trainingsprogramme für Betroffene sollte den Fokus auf die Steigerung der Muskelkraft und der Ausdauer legen. Das zumindest schlussfolgern die Forscher in ihrer Studienauswertung: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Muskelkraft in der klinischen Praxis zur Bestimmung des Mortalitätsrisikos bei Krebspatienten im fortgeschrittenen Stadium herangezogen werden könnte und dass daher muskelstärkende Maßnahmen zur Erhöhung der Lebenserwartung eingesetzt werden können.“
Daten von rund 177.000 Männern Regelmäßiges Ausdauer-Training kann laut Studie das Krebsrisiko senken
Analyse von 16 Studien Wie viele Minuten Muskeltraining pro Woche senken das Sterberisiko?
Studie zeigt Männer können ihr Prostatakrebsrisiko um 35 Prozent senken – wenn sie das tun
Weitere Studie zeigt die Bedeutung von Fitness auf das Krebsrisiko generell
Doch körperliche Fitness hilft offenbar nicht nur, eine Krebserkrankung zu überleben, sondern Krebs generell zu vermeiden. Eine andere Studie, die ebenfalls erst kürzlich veröffentlicht wurde, zeigt nämlich, wie körperlicher Fitness das Risiko für eine Erkrankung an Krebs senkt.3 Hierbei wurden Daten von 315.000 Menschen ausgewertet. Es handelt sich dabei das erste Mal um eine Untersuchung, die den Einfluss des Taillenumfangs und regelmäßiger körperlicher Aktivität auf das Krebsrisiko untersuchte.
Die Auswertung der Daten ergab, dass nicht eine schlanke Taille oder körperliche Fitness allein das Krebsrisiko senken können. Erst die Kombination von beiden Faktoren scheint einen deutlichen Benefit zu bringen.
Folgende Erkenntnisse lieferte die Studie
- Personen, die die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Taillenumfang nicht erfüllten, hatten ein um elf Prozent höheres Krebsrisiko, selbst wenn sie körperlich aktiv waren.
- Personen, die die WHO-Richtlinien für körperliche Bewegung nicht einhielten, hatten ein um vier Prozent höheres Krebsrisiko, selbst wenn sie eine schlanke Taille hatten.
- Wer beides nicht erfüllte, hatte ein um 15 Prozent höheres Risiko, an Krebs zu erkranken
Laut dem Welt-Krebs-Forschungs-Fond zeige die Studie, dass Menschen, die regelmäßig Sport treiben und ihr Gewicht niedrig halten, das Risiko für eine Krebserkrankung am besten minimieren können.
„Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes für den Lebensstil, anstatt sich auf einen einzigen Faktor zu konzentrieren, um das Krebsrisiko zu senken. Ein gesundes Gewicht und insbesondere ein Taillenumfang innerhalb der empfohlenen Werte, körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung sind entscheidende Schritte zur Verringerung des Krebsrisikos“, kommentiert Dr. Helen Croker, stellvertretende Direktorin für Forschung und Politik beim Welt-Krebs-Forschungs-Fond die Ergebnisse.