3. August 2022, 19:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auch wer erblich bedingt ein erhöhtes Risiko hat, an Krebs zu erkranken, kann vorbeugende Maßnahmen treffen. Zum Beispiel in Sachen Ernährung. Hier spielt laut einer Langzeitstudie resistente Stärke eine wichtige Rolle.
Gehäuft Krebserkrankungen in der Familie, Ersterkrankung in jungen Jahren – bei vielen Krebsarten spielen die Gene eine Rolle. Eine häufige Form erblicher Prädisposition für Krebs ist das Lynch-Syndrom. Laut einer Studie aus Großbritannien kann besonders ein Ballaststoff aus Lebensmitteln helfen, zu verhindern, dass aus der erblich bedingten Vorbelastung tatsächlich eine Krebserkrankung wird. So sollten Menschen mit dem Lynch-Syndrom z. B. auf unreife Bananen zum Schutz vor Krebs setzen – also auf Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil resistenter Stärke.
Übersicht
Was ist das Lynch-Syndrom?
Das Lynch-Syndrom stellt eines der häufigsten erblichen Tumorprädispositionssyndrome dar. Es ist die häufigste Form einer erblichen Darmkrebsprädisposition. Darmkrebs tritt bei Betroffenen teilweise bereits im dritten Lebensjahrzehnt auf.1
Tumorarten, die mit dem Lynch-Sydrom in Verbindung stehen, sind
- Dick- und Mastdarm
- Gebärmutter
- Brust
- Eierstöcke
- Dünndarm
- Magen
- Pankreas
- Gallenwege
- Harnwege
- Prostata
- Gehirn
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Was ist resistente Stärke und worin kommt es vor?
Resistente Stärke ist ein Ballaststoff, der entsteht, wenn bestimmte kohlenhydratreiche Lebensmittel (Kartoffeln, Nudeln, Reis) nach dem Kochen abkühlen. Aber auch unreife Bananen, Vollkornhaferflocken oder Hülsenfrüchte sind Lieferanten der resistenten Stärke.
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Was hat die Studie untersucht?
In der britischen Studie untersuchten die Wissenschaftler die Auswirkung von resistenter Stärke auf die Krebsinzidenz bei Menschen mit dem Lynch-Syndrom. Die Studiengruppe bildeten 463 Teilnehmer, die bis zu vier Jahre lang 30 Gramm resistente Stärke erhielten. Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo und bestand aus 455 Teilnehmer. Die Nachbeoachtungszeit betrug zehn Jahre, Informationen über weitere zehn Jahre (insgesamt also 20 Jahre) lieferten Daten aus nationalen Krebsregistern in England, Wales und Finnland.
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Resistente Stärke weist schützende Wirkung auf
Innerhalb der 20 Jahre zeigte sich keine Wirkung der Stärke auf die Inzidenz von Darmkrebs (Erkrankungen des Dick- und Mastdarms). Anders sah es bei den anderen erblich bedingte Krebsarten aus. Besonders ausgeprägt war der schützende Effekt im Fall von Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts.2
Wie viel resistente Stärke pro Tag ist empfehlenswert?
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass 30 Gramm pro Tag bei Menschen mit Lynch-Syndrom eine Schutzwirkung vor Krebs haben kann. Mit Ausnahme von Darmkrebs. Um diesen Tagesbedarf zu decken, sollten Betroffene mit Vorliebe zu gegarten Hülsenfrüchten greifen. So enthalten weiße Bohnen 10 Gramm resistente Stärke. Auch Bananenliebhaber tun sich mit den Früchten etwas Gutes. Unreife Bananen enthalten 4,7 Gramm resistente Stärke und können so einen großen Teil zum Schutz vor erblich bedingten Krebs leisten.
Weitere empfehlenswerte Lebensmittel
- 1 Kartoffel (gekocht und abgekühlt): 3,2 g resistente Stärke
- 100 g geschälter Reis (gekocht und abgekühlt): 3,1 g resistente Stärke
- 70 g Cornflakes: 3 g resistente Stärke
- 100 g Bratkartoffeln: 2,8 g resistente Stärke
- 1 Tasse Vollkorn-Pasta (gekocht und abgekühlt): 2 g resistente Stärke
- 100 g Möhren: 1,6 g resistente Stärke
- 1 Scheibe Vollkornbrot: 1 g resistente Stärke3
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Quellen
- 1. Institut für Klinische Genetik. Lynch-Syndrom (früher HNPCC). (aufgerufen am 3.8.2022)
- 2. Mathers, J.C., Elliott, F., Macrae, F. et al. (2022). Cancer Prevention with Resistant Starch in Lynch Syndrome Patients in the CAPP2-Randomized Placebo Controlled Trial: Planned 10-Year Follow-up. Cancer Prevention Research.
- 3. DAK Gesundheit. Tipp 134: Was steckt hinter dem Hype um resistente Stärke? (aufgerufen am 3.8.2022)