14. Dezember 2023, 14:42 Uhr | Read time: 5 minutes
Eine Demenz beeinträchtigt zunehmend die Hirnleistungen, so etwa das Gedächtnis. Ihre Ursache ist multifaktoriell, wobei sich einige Risikofaktoren vermeiden lassen. Ein australisches Forschungsteam untersuchte, inwieweit sich Schlafgewohnheiten von Gesunden auf die Entwicklung einer späteren Demenz auswirken. Offenbar kommt es nicht nur auf die Dauer, sondern auch auf die Regelmäßigkeit des Schlafs an.
Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft waren im Jahr 2021 in Deutschland fast 1,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Mit zunehmenden Alter erhöht sich die Prävalenz: Beträgt sie bei den 65- bis 69-Jährigen noch 1,85 Prozent, steigt sie auf über 36 Prozent bei
den über 90-Jährigen.1 Dass die Dauer des Tiefschlafs das Demenzrisiko beeinflusst, wurde bereits in einer Studie dargelegt. Doch eine neue Untersuchung von Forschern der American Academy of Neurology zeigt, dass es scheinbar nicht nur auf die Schlafdauer ankommt, sondern auch auf die Regelmäßigkeit.
Übersicht
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Ablauf der Studie
Es ist zwar bereits bekannt, dass unregelmäßiger Schlaf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann, die Auswirkungen auf Demenz sind jedoch bislang nicht weitreichend erforscht. Ziel dieser Studie war es deshalb, den Zusammenhang zwischen der Schlafregelmäßigkeit, d. h. der täglichen Konsistenz der Schlaf-Wach-Muster, und dem Risiko einer Demenzerkrankung zu untersuchen.2
Hierfür beobachtete das Forschungsteam über einen Zeitraum von sieben Jahren die Schlafrhythmen von 88.094 Probanden im Vereinigten Königreich. Die Teilnehmer hatten ein Durchschnittsalter von 62 Jahren.
Was ist regelmäßiger Schlaf?
Die Wissenschaftler definieren einen regelmäßigen Schlaf so, dass man konsequent jeden Tag zur gleichen Zeit einschläft und aufwacht. „Empfehlungen zur Schlafgesundheit konzentrieren sich häufig auf die empfohlene Schlafmenge, die sieben bis neun Stunden pro Nacht beträgt, aber es wird weniger Wert auf die Einhaltung regelmäßiger Schlafpläne gelegt“, sagte Studienautor Matthew Paul Pase in einer Pressemitteilung.3
Für die Datenerhebung trugen die Teilnehmer eine Woche lang Messgeräte am Handgelenk, die ihre Schlafzyklen aufzeichneten. Auf dieser Basis stellten die Forscher einen Schlafregelmäßigkeitsindex (SRI) auf. Beispielsweise würde jemand mit den gleichen täglichen Schlaf- und Wachzeiten 100 Punkte erzielen, während jemand, der jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten einschläft und aufwacht, null Punkte erzielen würde.
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Ein mittlerer regelmäßiger Schlaf reicht aus, um das Demenzrisiko zu senken
Im Laufe des Beobachtungszeitraums entwickelten 480 Teilnehmer eine Demenz. Teilte man die Probanden anhand ihres SRI in Gruppen ein, zeigte sich, dass die Gruppe mit dem unregelmäßigsten Schlaf einen SRI von durchschnittlich 41 aufwies. Der durchschnittliche SRI der mittleren Gruppe lag bei 60, der SRI der „Regelmäßig-Schläfer“ bei 71.
Nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und genetischen Faktoren stellten die Forscher fest, dass diejenigen mit dem unregelmäßigsten Schlaf ein um 53 Prozent höheres Risiko hatten, an Demenz zu erkranken als Menschen in der mittleren Gruppe. Bei den Probanden mit dem regelmäßigsten Schlaf war das Risiko an Demenz zu erkranken jedoch nicht geringer als in der mittleren Gruppe.
Die Ergebnisse waren auch unabhängig von der Schlafdauer und -unterbrechung, was zeigt, wie wichtig regelmäßiger Schlaf ist.
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Was bedeuten diese Ergebnisse für unregelmäßig Schlafende?
Nach Studienautor Pase müssen Menschen, die unregelmäßig schlafen, ihre Gewohnheiten nicht gänzlich auf den Kopf stellen: „Nach unseren Erkenntnissen müssen Menschen mit unregelmäßigem Schlaf ihre Schlafregelmäßigkeit möglicherweise nur auf ein durchschnittliches Niveau verbessern, um einer Demenz vorzubeugen, und nicht auf ein sehr hohes Niveau. Zukünftige Forschung ist erforderlich, um unsere Ergebnisse zu bestätigen.“
Zur Verbesserung schlägt er vor: „Eine effektive Schlafgesundheitserziehung in Kombination mit Verhaltenstherapien kann unregelmäßige Schlafmuster verbessern.“
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Wie gesichert sind die Studienergebnisse?
Pase betont aber auch, dass die Ergebnisse der Studie, wenngleich sie mehrere Faktoren berücksichtigten, die das Risiko einer Demenz beeinflussen können, nicht ausschließen könnten, dass ein weiterer unbekannter Faktor den Zusammenhang zwischen Schlafregelmäßigkeit und Demenz beeinflussen könnte.
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Achten Sie auf diese fünf Faktoren für Ihre Schlafqualität
Eine Studie aus 2023 wertete die Daten von 172.321 Probanden aus, die zu ihrer Schlafhygiene befragt wurden (FITBOOK berichtete). Sie betrachtete die Schlafqualität im Zusammenhang mit der Lebenserwartung. Die höchste Qualität hat der Schlaf gemäß der Studie, wenn folgende fünf Faktoren erfüllt werden:
- Eine ideale Schlafdauer zwischen sieben und acht Stunden pro Nacht.
- Einschlafprobleme nicht häufiger als zweimal pro Woche.
- Probleme beim Durchschlafen nicht häufiger als zweimal pro Woche.
- Keine Einnahme von Schlafmitteln.
- Gut erholt nach dem Schlaf mindestens an fünf Tagen in der Woche.
Teilnehmer, auf die alle fünf Faktoren zutrafen, hatten ein um bis zu 30 Prozent vermindertes Sterberisiko als jene, die gar keinen oder nur einen der Faktoren erfüllten.
Übrigens: das beliebte „Snoozen“ am Morgen hat glücklicherweise keinen negativen Einfluss auf die Gesundheit.
Quellen