4. Juni 2024, 14:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Dass sich der Klimawandel nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf die Gesundheit der Menschen auswirkt, ist klar. Wie stark der Einfluss jedoch tatsächlich ist, macht eine neue Studie nun deutlich. FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle fasst die neuesten Erkenntnisse zusammen.
Umweltbelastungen können negative Folgen für die Gesundheit haben. So trägt bspw. die Luftverschmutzung zu einer Vielzahl von Krankheiten bei – insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine neue Studie untersuchte nun, inwiefern Umweltbelastungen die Gesundheit beeinträchtigen und mit einer kardiovaskulären Morbidität sowie Mortalität zusammenhängen. Und kommt zu erschreckenden Ergebnissen.
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Übersicht
Umweltbelastungen beeinträchtigen das Herz-Kreislaufsystem
Forscher von verschiedenen Universitäten schlossen sich zusammen, um die Auswirkungen der globalen Erwärmung und die Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit zu untersuchen.1 Durch Klimawandel kommen Umweltkatastrophen wie z.B. Waldbrände vermehrt auf, was wiederum negativen Einfluss auf die Luftqualität hat. Aber nicht nur diese Verschmutzung hat Folgen für unsere Gesundheit: Auch Boden-, Lärm- und Lichtverschmutzung sind schädlich, ebenso die Belastung durch giftige Chemikalien.
„Schadstoffe haben jeden Winkel der Erde erreicht und beeinträchtigen jeden von uns“, so Professor Jason Kovacic, Direktor und CEO des australischen Victor Chang Cardiac Research Institute, in einer Pressemitteilung.2 „Unser Körper wird aus allen Richtungen mit Schadstoffen bombardiert, die unsere Herzgesundheit beeinträchtigen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Zahl der Menschen, die aufgrund dieser sehr unterschiedlichen Formen der Umweltverschmutzung vorzeitig sterben, weitaus höher ist, als bisher angenommen.“
Auswirkungen der Umweltbelastungen auf die Gesundheit
Schadstoffe werden oft mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. So können insbesondere Rauch, aber auch andere Giftstoffe, direkt durch das Einatmen ins Blut gelangen und somit in verschiedene Organe transportiert werden. Oft verursachen sie auch oxidativen Stress, der Zellen und Organe schädigen kann.
Lärm- und Lichtverschmutzung können dagegen den Schlafrhythmus beeinträchtigen. Aber nicht nur das: Derartige Umweltverschmutzungen fördern Entzündungen, begünstigen Bluthochdruck sowie Gewichtszunahme. Die Erwärmung und die damit einhergehende Hitze kann eine Dehydrierung zur Folge haben und zu einer erhöhten kardiovaskulären Belastung führen. Auch akutes Nierenversagen kann eine Folgeerkrankung sein.
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9 Millionen Menschen sterben durch Umweltverschmutzung an Herz-Kreislauf-Erkrankungen
„Jedes Jahr sterben weltweit etwa 19 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wobei Schadstoffe eine immer größere Rolle spielen“, so Professor Kovacic. Doch wie viele der Todesfälle sind auf den Einfluss von Umweltbelastungen zurückzuführen? Etwa neun Millionen – fast die Hälfte – sollen laut der Studienergebnisse durch die Umweltverschmutzung Herz-Kreislauf-Erkrankungen erleiden und daran sterben.
Des Weiteren stellen die Forscher Folgendes heraus:
- Luftverschmutzung bringt man mit über sieben Millionen vorzeitigen Todesfällen pro Jahr in Verbindung. Etwa 50 Prozent davon basieren auf kardiovaskulären Ursachen, besonders auf ischämischen Herzkrankheiten und Schlaganfällen.
- Ein Fünftel aller kardiovaskulären Todesfälle wird durch Luftverschmutzung verursacht.
- Bei Hitzewellen kann das Risiko einer hitzebedingten kardiovaskulären Sterblichkeit um mehr als zehn Prozent ansteigen.
- Schätzungsweise sind der Rauch von Waldbränden weltweit für ca. 339.000 bis 675.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr verantwortlich.
- In Europa sind schätzungsweise 113 Millionen Menschen von langfristigen Verkehrslärmpegeln von mindestens 55 Dezibel betroffen.
Laut den Studienergebnissen sollen die Todesfälle, die durch Umweltbelastungen hervorgerufen wurden, eine größere Gesundheitsbedrohung darstellen als Krieg, Terrorismus, Malaria, HIV, Tuberkulose, Drogen und Alkohol zusammen.
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Einordnung der Studie
Die Wissenschaftler sind sich jedoch bewusst, dass noch geklärt werden muss, wie genau die Umweltbelastungen mit den Todesfällen zusammenhängen. „Während viele dieser biologischen Mechanismen bekannt sind, haben wir immer noch eine große Lücke in unserem Verständnis des Zusammenhangs zwischen Schadstoffen und Herzkrankheiten“, so Professor Kovacic. „Es gibt Hunderttausende von Chemikalien, die noch nicht einmal auf ihre Sicherheit oder Toxizität getestet worden sind, geschweige denn auf ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Wir müssen auch herausfinden, ob es noch andere Risikofaktoren gibt, die Menschen anfälliger machen – wie Vorerkrankungen, Lebensstilfaktoren oder ihr Wohnort.“
Die Studie liefert einen guten Ansatz dafür, dass in diese Richtung noch weitergeforscht werden muss – und auch, dass man dagegen etwas unternehmen sollte. „Es besteht dringender Handlungsbedarf, da der Klimawandel voranschreitet und die Verschmutzung, die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken, die Lebensmittel, die wir essen, und die Orte, an denen wir leben, durchdringt“, schreiben die Autoren der Studie.
Die Forscher sprechen sogar Empfehlungen aus:
- „Forderung nach Veränderungen der Stadtgestaltung, wie z. B. die Erhöhung des Baumbestands.“
- „Beendigung der Subventionen für die fossile Brennstoffindustrie, um mehr Investitionen in erneuerbare Energien und saubere Energieerzeugung zu ermöglichen.“
- „Öffentliche Gesundheitskampagnen über die Gefahren der Luftverschmutzung.“
- „Eine schnelle Umstellung auf erneuerbare Energien.“