11. Mai 2020, 15:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Man hat zuletzt häufiger gelesen, dass Übergewicht den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung erschweren könnte. Aktuelle Studien aus den USA, Großbritannien und Frankreich bestätigen genau das. FITBOOK erklärt, auf welche Weise der Body-Mass-Index (BMI)eine Infektion mit dem Coronavirus negativ beeinflussen könnte.
Zu den Risikopatienten für eine Infektion mit dem Coronavirus gehören laut Robert-Koch-Institut (RKI) ältere Menschen ab etwa 65 und Vorbelastete aufgrund von bspw. Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Erkrankungen des Atmungssystems. Die amerikanische Gesundheitsbehörde führt inzwischen einen weiteren – und offenbar sehr wesentlichen – Faktor für schwere und mitunter tödliche COVID-19-Verläufe auf: Übergewicht.
Übergewicht erschwert COVID-19-Verlauf
Ein Forscherteam (u.a. der NYU Grossman School of Medicine) hat die Daten von 4.103 COVID-19-Patienten untersucht, welche aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung in New Yorker Krankenhäusern behandelt werden mussten. Ein Großteil von ihnen soll stark übergewichtig gewesen sein.
Der Studiendokumentation zufolge (nachzulesen auf dem Preprintserver „MedRxiv“) waren Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 bis 40 viermal so sehr gefährdet, ins Krankenhaus zu kommen, wie Patienten mit einem geringeren Körpergewicht. Ein noch höherer BMI habe die Wahrscheinlichkeit auf das Sechsfache gesteigert. Zur Einordnung: Als Normalgewicht gilt ein Wert zwischen 18,5 und 24,9.
Auch Europäische Studien zeigen Zusammenhang
Auch französische Forscher der Universität Lille haben bei übergewichtigen COVID-19-Patienten einen schwereren Verlauf beobachtet. Von den 124 Personen, die im Krankenhaus beatmet werden mussten, lag bei mehr als der Hälfte der BMI oberhalb von 35. Einige von ihnen waren offenbar adipös (= fettleibig). Das Abstract finden Sie auf dem Fachportal „PubMed“. „Fettleibigkeit ist ein Risikofaktor für den Schweregrad von SARS-CoV-2“, fassen die Studienautoren darin zusammen – mit dem Hinweis, diese Form der Vorbelastung bei der Behandlung künftig stärker zu berücksichtigen.
Ähnliches würden Wissenschaftler aus Großbritannien sicherlich bestätigen. Ihre Auswertung von sogar 17.000 Patientendaten hat ergeben, dass die Gefahr auf einen tödlichen Verlauf von COVID-19 in gleichem Maße vom Alter abhing wie von etwaigem Übergewicht.
Wie genau beeinflusst Übergewicht den Krankheitsverlauf?
Es gibt verschiedene Erklärungsansätze und mögliche Belege für einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und einer schwereren Erkrankung mit COVID-19. Ein Forscherteam vom Generalkrankenhaus Peking will herausgefunden haben, dass sich im Fettgewebe mitunter mehr ACE2-Rezeptoren befinden als im Lungengewebe. Jene ACE2-Rezeptoren nutzt das Coronavirus zum Andocken. Details dazu finden Sie auf „Preprints“.
Zu viel Körperfett ist nie gesund
Generell bedroht Übergewicht die Gesundheit. Es wird u.a. durch die Weltgesundheitsorganisation WHO mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert, wie FITBOOK bereits berichtete. Zudem begünstigt Übergewicht die Entstehung verschiedener kardiovaskulärer Erkrankungen sowie Diabetes, welche (bereits allein, aber nicht zuletzt) in Verbindung mit einer Coronavirus-Infektion ein erhöhtes Sterberisiko mitbringen.
Forscher gehen davon aus, dass auch das Immunsystem vom Körperfettanteil abhängt und dass ein hoher BMI die Gefahr auf eine Lungenentzündung erhöhen kann. Insbesondere warnen Mediziner vor dem gefährlichen inneren Bauchfett, welches sogenannte „stille Entzündungen“ im Körper auslösen kann.
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Erhöhte Entzündungswerte durch Bauchfett
Wie Internist und Ernährungsmediziner Dr. med. Matthias Riedl im Gespräch mit FITBOOK erklärte, handelt es sich bei übermäßigem Unterhautgewebe am Bauch um „eine große Drüse, die schädliche Botenstoffe produziert und dadurch Entzündungsreaktionen im Körper auslöst“. Viel inneres Bauchfett und daraus resultierend erhöhte Entzündungswerte stellen dem Experten zufolge eine extreme Belastung für u.a. das Herz-Kreislauf-System dar.