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Infektion mit Lyssaviren

Gefahr einer Tollwut-Infektion – was tun bei Hunde- oder Fledermausbiss?

Tollwut: Lyssaviren
Lyssaviren sind die Erreger der Tollwut. Diese endet fast immer tödlich Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

24. August 2021, 5:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Bei Hunden und Wildtieren ist Tollwut hierzulande eliminiert. Theoretisch sind Übertragungen aber möglich – durch Fledermäuse oder aus Tollwutgebieten importierte Tiere. Was ist bei Verdacht zu tun?

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Laut einer Studie 2015 veröffentlichten Untersuchung der Berliner Charité gibt es jährlich 30.000 bis 50.000 Bissverletzungen durch Tiere, wovon ca. 60 bis 80 Prozent von Hunden stammen. Ein solcher Hundebiss muss nicht immer schlimm sein, dennoch sind viele alarmiert, denn durch Tierbisse kann Tollwut auf Menschen übertragen werden.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit Tollwut zu infizieren?

Erreger der Tollwut sind verschiedene Lyssaviren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jährlich rund 60.000 Menschen an einer durch Hunde übertragenen Tollwutinfektion sterben. Asien und Afrika verzeichnen 96 Prozent der gemeldeten Fälle.

Die Wahrscheinlichkeit, sich in Deutschland mit Tollwut zu infizieren, verläuft gegen null. Der Grund: Seit 2008 gilt Tollwut hierzulande dank aufwendiger Impfkampagnen als eliminiert. Bei Hunden und Wildtieren wie Füchsen kommen Lyssaviren sogar in der gesamten Europäischen Union fast nicht mehr vor.

Eine Ausnahme: Bei teils illegal importierten und daher häufig nicht geimpften Hunden aus Tollwutgebieten besteht die geringe Gefahr, dass sie mit Tollwut infiziert sein könnten.

Was tun bei einem Verdachtsfall?

Nach einem Kontakt mit verdächtigen Tieren sollte man die betroffenen Hautstellen sofort mit Seife und Wasser ausspülen und dann zum Arzt gehen.

Welche Überträger von Tollwut gibt es außer Hunden?

Nicht nur Hunde, auch Fledermäuse können Überträger von Tollwut sein. „Fledermäuse gelten historisch gesehen als das eigentliche Reservoir von Lyssaviren“, erklärt Thomas Müller, Fachtierarzt für Virologie und Epidemiologie am Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald.

Laut Müller sind in den rund 35 bis 40 verschiedenen Fledermausarten europaweit bislang sechs verschiedene Lyssaviren entdeckt worden, in Deutschland seien davon drei in nur wenigen Fledermaus-Spezies präsent. Besonders gefährdet seien Tierärzte, ehrenamtliche Fledermausschützer und Wildbiologen.

Daher sprechen Experten wie Müller davon, dass die „terrestrische“, also erdgebundene Tollwut in Deutschland eliminiert ist. Fledermäuse leben als Flugtiere nicht auf dem Boden. Damit fällt ihre Infektion nicht unter die terrestrische Tollwut.

Dass Fledermäuse mit Tollwut infiziert sein können, sei vielen Menschen nicht bewusst, sagt Benno Kreuels, Facharzt für Innere Medizin und Tropenmedizin am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf und am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin: „Wir erhalten in unserer Ambulanz im Schnitt zum Thema Tollwut pro Woche eine Notfall-Anfrage.“

Oft handle es sich um Fledermausbisse, aber natürlich auch um Bisse von Hunden, Katzen, Mäusen, Ratten und Kaninchen.

Die Klassiker: Eine verletzte oder kranke Fledermaus wird von einem Kind aufgehoben und das Tier beißt zu. Oder jemand wacht morgens auf und in seinem Schlafzimmer flattert eine Fledermaus oder da liegt ein verletztes oder totes Tier. Das Problem: Fledermäuse haben sehr feine Zähnchen. Ihre Bisse bleiben häufig unbemerkt und sind im Gegensatz zu anderen Tierbissen manchmal nicht sichtbar. Im letztgenannten Fall aus dem Schlafzimmer wäre es also empfehlenswert, sich zumindest einmal beim Arzt vorzustellen und das Geschehene zu schildern.

Auch interessant: Impfpass verloren? Was Sie jetzt tun sollten, Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich einem Wolf begegne? (via PETBOOK)

Wie werden Tollwut-Verdachtsfälle behandelt?

Bei offensichtlichen Verletzungen liegt der Fall etwas anders: Zwar tragen nur wenige Fledermausarten Lyssaviren in sich, allerdings können betroffene Hausärzte, Kinderärzte und Notfallambulanzen nach einem Biss die genaue Art der Fledermaus oft nicht feststellen. Deshalb ist bei Bissen oder Kratzverletzungen durch Fledermäuse immer eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe (PEP) ratsam.

Für bislang nicht geimpfte Personen bedeutet dies fünf Impfdosen nach dem sogenannten Essen-Schema. Das heißt konkret: Die erste Impfung so schnell wie möglich. Dieser Tag zählt als Tag null, die weiteren vier Impfdosen erfolgen – von der ersten Gabe an gerechnet – dann an den Tagen 3, 7, 14 und 28.

Derzeit sind zwei Impfstoffe auf dem Markt, die nach Benno Kreuels Angaben beide sehr gut verträglich sind.

Auch interessant: Die 10 größten Gefahren für die globale Gesundheit

Wie lange ist die Inkubationszeit bei Tollwut?

Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit können Tage, aber auch Jahre vergehen. Dies macht die Tollwut so tückisch. Bricht die Krankheit einmal aus, verläuft sie immer tödlich.

Mehr zum Thema

Tollwut in Deutschland – die wichtigsten Fakten im Überblick

  • Die terrestrische (=erdgebundene) Tollwut ist in Deutschland bei Hunden und Wildtieren wie Füchsen und Waschbären seit 2008 eliminiert.
  • Illegal importierte und daher oft nicht gegen Tollwut geimpfte Hunde kommen theoretisch als Tollwutträger infrage.
  • Einige wenige Fledermausarten sind in Deutschland Träger von Lyssaviren und können per Biss oder Kratzer Tollwut auf Menschen übertragen. Ein Fledermausbiss oder –kratzer ist daher immer ein Fall für eine nachträgliche Tollwutimpfung (Postexpositionsprophylaxe=PEP).
  • Bei Bissen von Nagetieren wie Eichhörnchen, Ratten oder Mäusen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation keine PEP.
  • Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit, sich in Deutschland mit Tollwut zu infizieren, extrem gering. Bricht die Krankheit allerdings aus, endet sie fast immer tödlich.

Mit Material von dpa

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