14. Oktober 2024, 4:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wärmflasche, Heizdecke und Körnerkissen sind im Herbst und Winter gefragter denn je. Doch ihre intensive Wärme kann die Haut optisch verändern. Was hinter dem Toasted-Skin-Syndrom steckt.
Gibt es etwas Gemütlicheres, als sich an kalten Tagen mit einer Wärmflasche einzukuscheln? Besonders bei Menschen, die sparsam heizen wollen, stehen Wärmflaschen, Körnerkissen oder Heizdecken hoch im Kurs. Deren wohlige Wärme kann aber eine Kehrseite haben – in Form von hitzebedingten Hautschäden. Zwei Dermatologinnen erklären, was hinter dem Toasted-Skin-Syndrom steckt.
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Übersicht
Regelmäßige, tiefe Wärme ist das Problem
Klar, Wärme kann sehr wohltuend sein: Ein Kirschkernkissen gegen Bauchweh, eine Wärmflasche gegen Periodenschmerzen und ein Wärmepflaster gegen das Ziehen im Rücken. Oder einfach nur schön gewärmt mit einer Wärmflasche einschlafen.
Bei Temperaturen von 40 bis 50 Grad können bei kurzem Hautkontakt keine Verbrennungen entstehen, erklärte Friederike Wagner vom Dermatologikum Hamburg in einem dpa-Bericht von 2022. Doch bei „regelmäßiger, tiefer Wärme“ kann es dennoch zu Hautproblemen kommen. Dann verfärbt sich die Haut, sodass ein rot-bräunliches Netz entsteht.
Fachleute nennen diese braune Pigmentierung „Erythema ab igne“, was auf Altgriechisch „Röte durch Feuer“ heißt. Ebenfalls bekannt ist das Phänomen unter dem Namen Buschke-Hitzemelanose, in Anlehnung an den deutschen Dermatologen Abraham Buschke. Etwas anschaulicher ist der Name Toasted-Skin-Syndrom, was übersetzt so viel bedeutet wie „getoastete Haut“.
Die Blutgefäße nehmen Schaden
Wie man es auch nennt: Feststellen lässt sich das Phänomen ausschließlich durch die optischen Veränderungen der Haut, erklärte Friederike Wagner, die Fachärztin für Dermatologie und Allergologie ist. In Studien erforscht sei das Toasted-Skin-Syndrom bisher nur wenig.
Man gehe allerdings davon aus, dass die intensive Wärme Schäden in den Blutgefäßen verursache. Durch die Hitze erweiterte sie sich zunächst, wie die Münchener Dermatologin Esther Wißmüller erklärt. Die Haut röte sich dadurch.
Komme es dann zu einer Schädigung der Blutgefäße, träten rote Blutkörperchen aus. Ihre Abbauprodukte – in der Medizin Hämosiderin genannt – lagerten sich in der Haut ab. Dadurch komme es Wißmüller zufolge zur Verfärbung der Haut, einer sogenannten Hyperpigmentierung.
Toasted-Skin-Syndrom kann chronisch werden
„Wenn die Wärmeanwendung regelmäßig über einen längeren Zeitraum erfolgt, wird die Hautveränderung chronisch. Das heißt, das Erythema ab igne ist dauerhaft und geht nicht mehr weg“, sagt Friederike Wagner. Immerhin: Die Verfärbung ist nicht schmerzhaft und verursacht auch sonst meist keine Beschwerden. Sollte die Haut jucken oder brennen, kann man das mit einer Salbe oder Creme behandeln.
Allerdings: „Spezielle Behandlungsmöglichkeiten gibt es keine“, sagt Friederike Wagner. Und trotzdem sollte man besser zum Hautarzt oder der Hautärztin gehen, wenn man ein rot-bräunliches Netz auf seiner Haut entdeckt. Es gibt nämlich auch Krankheiten mit ähnlichem Erscheinungsbild, die nicht gutartig sind.
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Mögliche Auslöser des Toasted-Skin-Syndroms
Ein Toasted-Skin-Syndrom lässt sich recht einfach vermeiden, indem man sich nicht so oft der intensiven Wärme aussetzt. Doch wie viel ist zu viel? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ein paar Abende mit Wärmflasche führen aber laut Dermatologin Wagner eher nicht zu einer chronischen Hitzemelanose.
Es gibt allerdings bisher nicht genug Wissen darüber, welche Rolle die genetische Veranlagung spielt. Oder nach wie vielen Stunden Hitze eine Verfärbung entsteht. Besonders Menschen, die sehr häufig mit Wärmflasche einschlafen oder oft ein Wärmepflaster auf ihrem Rücken haben, sollten die Haut daher regelmäßig kontrollieren.
Auslösen könne eine Hitzemelanose grundsätzlich jegliche Art von tiefer und lang andauernder Wärme, sagt Wagner. Eine Wärmflasche, Heizdecke, Sitzheizung im Auto – und natürlich auch ein heiß gelaufener Laptop auf dem Schoß. Auch wenn wir deren Wärme meist als angenehm empfinden, zu häufig sollte die Haut ihr nicht ausgesetzt sein.
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Kein Phänomen der aktuellen Zeit
Das Toasted-Skin-Syndrom ist nicht erst ein Phänomen der heutigen Zeit, in der es im Kontext der übermäßigen Verwendung von Wärmflaschen auftreten kann. Besonders unter Schmieden, Lokführern oder Menschen, die an Öfen oder offenem Feuer gearbeitet haben, war die Hitzemelanose schon früher verbreitet, sagt Wagner. In ihrer Praxis begegnet Hautärztin Esther Wißmüller das Toasted-Skin-Syndrom „hin und wieder mal“. Sie vermutet, dass das Phänomen sicherlich häufiger vorkomme.
So verlockend es also sein mag, sich mit Heizdecke aufs Sofa oder mit Wärmflasche ins Bett zu kuscheln – jeden Abend sollte man das besser nicht tun, empfiehlt Dermatologin Wagner. Insbesondere bei Kleinkindern, die nicht mitteilen können, wenn es ihnen zu warm wird, sollte man bei Temperaturen ab 40 Grad sehr vorsichtig sein.
*Mit Material von dpa